Behinderte: Die Verlierer des 9‑Euro-Tickets

So leer sind aktuell die Bahn­steige nur sel­ten.

Das Chaos während der 9‑Eu­ro-Tick­et-Monate hat gezeigt, wie wenig bar­ri­ere­frei die Bahn ist. Nicht nur Roll­stuhlfahrer passten nicht mehr in über­füll­ten Wag­gons, son­dern auch Fam­i­lien mit ihren Kinder­wa­gen und natür­lich zahlre­iche Fahrrad­fahrer, wobei diese vor den lan­gen Woch­enen­den gebeten wur­den, die Stoßzeit­en zu mei­den.

Aber auch außer­halb der Kernzeit­en bzw. während der Reise­woch­enen­den gibt es Prob­leme mit der Bahn. Und das bet­rifft eben nicht nur Roll­stuhlfahrer, son­dern auch Fam­i­lien und Senioren. Die Bahn weigert sich beständig, ihre Fer­n­reisezüge mit einem eben­erdi­gen Zugang auszus­tat­ten. Als Grund wird angegeben, dass eine tech­nis­che Umset­zung nicht möglich sei. Ein sehr merk­würdi­ges Argu­ment, wenn man ins Aus­land schaut, wo solche Züge üblich sind.

Durch das 9‑Eu­ro-Tick­et sind viele Men­schen wieder zum ersten Mal seit Jahren wieder mit der Deutschen Bun­des­bahn gefahren. Dies führte erwartungs­gemäß zu über­füll­ten Zügen, vor allem, wenn die Sit­u­a­tion durch die bah­n­typ­is­chen tech­nis­chen Aus­fälle ver­schärft wird, wenn z.B. mal wieder ein Wag­gon nicht genutzt wer­den kann, weil dort z.B. die Kli­maan­lage defekt ist.

Lei­der führt das 9‑Eu­ro-Tick­et dazu, dass der Sup­port der Bahn mehr genutzt wird. Dazu gehören auch Anrufe bei den Mobil­ität­shil­fen der Bahn, ohne die ein Roll­stuhlfahrer nicht in den Zug ein­steigen kann. Und so kom­men sehr viele Men­schen auf den Trichter, dass der Som­mer für Men­schen mit Behin­derung eine Katas­tro­phe ist, wenn sie auf die Bahn angewiesen sind, was die zahlre­ichen Berichte in den Medi­en zeigen. 

Das bet­rifft nicht nur die Fernzüge, son­dern auch die S‑Bahnen, in die sich vielle­icht noch ein Fußgänger quetschen kann, aber kein Roll­stuhlfahrer. Diese muss teils drei oder vier Züge passieren lassen, damit auch er ein Platz in ein­er nicht mehr ganz so vollen Bahn erhaschen kann.

Von ein­er Mobil­itätswende kann da keine Rede sein. Denn die Bahn predigt zwar seit langem, dass sie der Diskri­m­inierung von Behin­derten ent­ge­gen­wirken möchte, zeigt aber bei Bestel­lun­gen neuer ICE, dass sie gar nicht auf die Belange von Behin­derten Rück­sicht nehmen, son­dern wieder die beliebten Busi­ness-Kun­den in den Fokus rück­en.

Wie lange wird es wohl noch dauern, bis Behin­derte selb­st­bes­timmt und spon­tan eine Reise mit der Bahn antreten kön­nen?

So wie bei der Lon­don­er Metro geht es aktuell auf vie­len Bahn­streck­en zu.

Inter­es­sante Links

Die Ini­tia­tive bar­ri­ere­freie Bahn klagt derzeit gegen die Deutsche Bun­des­bahn, damit die Diskri­m­inierung von mobil­ität­seingeschränk­ten Men­schen endlich ein Ende hat.

refun­drebel checkt, ob eine Entschädigng gefordert wer­den kann, wenn eine Bah­n­reise nicht bar­ri­ere­frei war.

Der ISL e.V. hat derzeit bei betterplace.org eine Ini­tia­tive laufen, um aus­re­ichend Geld zusam­men­zukriegen, um eben­falls Bar­ri­ere­frei­heit gegenüber der DB einzuk­la­gen.

Nicht erst seit dem 9‑Eu­ro-Tick­et gibt es die Prob­leme mit der Bahn. Fol­gend ein Beitrag aus der ZDF-Mediathek.

Bah­n­fahren ist für den Jour­nal­is­ten und Beruf­spendler Kay Mac­quar­rie eine Tor­tur. Ein­fach mal in einen Zug ein­steigen, ohne groß zu pla­nen und nachzu­denken, ist für den Roll­stuhlfahrer unmöglich.

Das Video dauert 14 min und ist bis zum 06.05.2027 ver­füg­bar.

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