Burg Bodenstein & Rollstuhlfahrer

Eine (mit­te­lal­ter­liche) Burg und ein Roll­stuhlfahrer passen für gewöhn­lich nicht zusam­men. Wir haben auf Burg Boden­stein während eines zweitägi­gen Aufen­thalts erleben kön­nen, dass es in gewis­sen Gren­zen doch funk­tion­iert. Die Burg wird als bar­ri­erearm bewor­ben.

Es gibt recht unter­schiedliche Zim­mer und man sieht, dass es nicht immer ein­fach war, die vorhan­dene Bausub­stanz entsprechend anzu­passen. Viele Zim­mer sind bar­ri­erearm und der Roll­stuhlfahrer benötigt Hil­fe, weil die Rampe zu steil oder eine Stufe vorhan­den ist.

Wir waren in einem der stufen­losen bar­ri­ere­freien Zim­mer untergekom­men, das geeignet war, um von einem erwach­se­nen selb­st­ständig mobilen Roll­stuhlfahrer genutzt zu wer­den. In dem Zim­mer stand ein (Pflege)Bett und eine Schlaf­couch. Das Neben­z­im­mer war mit einem Durch­gangs­bad ver­bun­den, das einiger­maßen bar­ri­erearm war. Das Neben­z­im­mer selb­st hat­te eine Stufe im Zim­mer und ver­fügte über ein Einzel­bett. Da wir zu fün­ft unter­wegs waren, haben wir noch das Tur­mz­im­mer erhal­ten, das aber eben­falls nur über Trep­pen zu erre­ichen war. In diesem Teil der Burg gab es also nur ein stufen­los zugänglich­es Zim­mer.

Das Bad ver­fügte über ein unter­fahrbares Waschbeck­en, ein WC mit Hal­te­griffe und einen Duschsitz, eben­falls mit Hal­te­grif­f­en. Wer sich allein umset­zen kann, dürfte mit diesem Arrange­ment zurechtkom­men, auch wenn die Platzver­hält­nisse etwas beengt sind.

Das Waschbeck­en war mal höhen­ver­stell­bar gewe­sen, bei unserem Aufen­thalt aber ohne Funk­tion.

Auf dieser Etage gab es ein WC für die All­ge­mein­heit bzw. Tagungs­gäste, das als bar­ri­ere­freie ange­se­hen wer­den kann. Es war deut­lich geräu­miger und kon­nte dur­chaus als Alter­na­tive genutzt wer­den.

Es beste­ht natür­lich ein Unter­schied, ob ein erwach­sen­er Roll­stuhlfahrer das Zim­mer nutzt oder Eltern mit einem behin­derten Kind reisen. Auch gibt es sehr viele unter­schiedliche Arten von Behin­derun­gen, mit denen die Betrof­fe­nen noch eine Stufe bewälti­gen kön­nen. Diese Per­so­n­en kön­nen natür­lich auch die anderen Zim­mer nutzen.

Die Säle in diesem Teil der Burg waren alles stufen­los zugänglich. Die anderen Flügel der Burg hinge­gen nicht.

Etwas prob­lema­tis­ch­er war der Außen­bere­ich. Grund­sät­zlich fehlt ein Behin­derten­park­platz. Wir durften aus­nahm­sweise in dem ver­gle­ich­sweise engen Innen­hof parken. Offiziell erlaubt ist dies aber nicht und wird vielle­icht nicht so gern gese­hen, wenn mehr Tages­gäste erwartet wer­den.

Der Weg vom Park­platz zur Burg ist zu steil und mit fes­tem Schot­ter verse­hen, der später in ein grobes Kopf­steinpflaster überge­ht. Beim steilen Hang kam ich ordentlich ins Rutschen und benötigte Hil­fe. Auch das Kopf­steinpflaster war zu grob und zu uneben, so dass ich dort größere Prob­leme hat­te voranzukom­men. Erst aber dem Ein­gang gab es einen kopf­steinpflaster­freien Weg.

Während unseres Aufen­thalts kam noch als Schwierigkeit Schnee und Frost hinzu, was das Bewe­gen auf Kopf­steinpflaster nicht erle­ichterte. Mir selb­st war es nicht möglich, das Umfeld der Burg zu erforschen, da zu viel Schnee lag. Ich kann also nicht sagen, wie gut Roll­stuhlfahrer zum Grillplatz bzw. zur Feuer­stelle gelan­gen. Dafür war der Aus­blick wun­der­schön.

Der Essen­sraum ist stufen­los zu erre­ichen. Für die Zugänglichkeit des Snack­au­tot­mat­en, musste Trep­pen oder ein Umweg in Kauf genom­men wer­den. Wir haben das Ange­bot allerd­ings nicht genutzt. Der Speis­esaal ist geräu­mig, aber ich kann mir vorstellen, dass es etwas enger wird, wenn mehr als nur ein Roll­stuhlfahrer Teil der Gruppe ist.

Das Per­son­al ist fre­undlich und hil­fs­bere­it. Auch als wir mit diversen Son­der­wün­schen aufwarteten, wurde uns so gut es ging geholfen. Es wäre natür­lich bess­er gewe­sen, wenn wir Son­der­wün­sche etwas eher angemeldet hät­ten. Nun ja, beim näch­sten Mal.

Da wir nur kurz in der Burg waren (ein Woch­enende), haben wir den Fokus auf die Inter­ak­tion inner­halb der Gruppe gelegt und haben nicht das Umland erkun­det. Welche bar­ri­ere­freien Aus­flugsziele es gibt, kann ich lei­der nicht sagen. Die Wan­der­wege, die von der Burg starten, sind lei­der nicht bar­ri­ere­frei. Wir pla­nen aber wiederzukom­men und vielle­icht gelingt es mir dann, ein wenig mehr die Umge­bung zu erkun­den und auf Bar­ri­ere­frei­heit zu testen.

Beson­ders gün­stig sind die Über­nach­tun­gen samt Verpfle­gung nicht, zumal für viele Extra-Wün­sche auch extra bezahlt wer­den muss. Burg Boden­stein ist eine Fam­i­lien­freizeit­stätte der evan­ge­lis­chen Kirche Mit­tel­rhein. Das heißt unter anderem, dass spezielle Förder­pro­gramme für Fam­i­lien ange­boten wer­den, die sub­ven­tion­iert wer­den.

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