Das Weltkulturerbe Corvey in Höxter und seine Barrierefreiheit

Die ehemalige im Jahre 822 n.Chr. gegründete Benediktiner Abtei in Corvey ist seit Juni 2014 Weltkulturerbe und eingeschränkt auch für Rollstuhlfahrer zugänglich. Als Kloster lebten hier in etwa 60 bis 70 Mönche. Später wurde das Kloster säkularisiert und abgerissen. Das Kloster existiert demnach heute nicht mehr. Auf dessen Fundamenten wurde das heutige Schloss errichtet.

Zur Geschichte gehe ich hier nicht näher darauf ein, im Netz finden sich einige Seiten, auf denen diese nachgelesen werden kann (z.B. https://corvey.de/). Interessant ist auf jedenfalls, dass Hoffmann von Fallersleben hier als Bibliothekar angestellt wurde. Er übernahm die Bibliothek mit ca. 36.000 Bänden, wovon allerdings viele Ritter- und Banditenromane waren, die zu lesen damals als unschicklich galt. Von Fallersleben rüstete die Bibliothek ein wenig mit wissenschaftlichen Büchern auf, so dass diese in etwa 74.000 Bände enthält, die auf 15 Säle verteilt sind.

Die Säle und Zimmer vermitteln einen guten Eindruck davon, in welchem Prunk damals die hohen Herrschaften lebten, während das „niedere“ Volk im Dreck irgendwie zurechtkommen musste.

Barrierefreiheit

Der Behindertenparkplatz befindet sich außerhalb der Toranlage. Von dort gelangt man ebenerdig zur Kasse. Hier sind die Wege mit feinem Split ausgelegt. Wer kleine Lenkräder hat, wird hier eventuell öfters hängenbleiben. Wer auf zwei Rädern fahren kann, kommt gut weiter. Auch gibt es an manchen Stellen Kopfsteinpflaster.

Die Kirche ist gut für Rollstuhlfahrer zu erreichen, etwas mehr Probleme bereitet das Schloss. In das Schloss gelangt man über einen Nebeneingang auf der rechten Seite. Dort befindet sich eine Klingel. Etwas überrascht wurde ich vom Museumswärter von der Aussage, dass elektrische Rollstühle nicht ins Schloss dürfen

Ich kann nur erahnen, was der Grund dafür ist: Es gibt einen Plattformlift für eine Treppe am Anfang des Rundgangs. Vermutlich wurde in der Vergangenheit das maximal zulässige Gesamtgewicht des Lifts überschritten, als ein großer Elektrorollstuhl hochgefahren werden sollte. Der Lift ist prompt stehengeblieben und es bedurfte einer Rettungsaktion der hiesigen Feuerwehr, um den Rollstuhlfahrer zu befreien. Das war offensichtlich ein derart traumatisches Erlebnis, dass Elektrorollstühle seither generell verboten wurden. Dass ein e-motion und ähnliche Antriebe überhaupt nicht mit solchen Rollstühlen vergleichbar sind, ist jemanden nur schwer zu vermitteln, der sich mit der Materie nicht auskennt. Deshalb muss unbedingt vorher angerufen werden, wer mit einem größeren Elektrorollstuhl anreist.

Es kann nämlich nicht jeder Rollstuhlfahrer sich in einen manuellen Rollstuhl umsetzen und schon gar nicht immer Begleitpersonen dabei, die den Rollstuhl dann durch die Anlage schieben können. Leider findet sich dazu keinerlei Hinweis auf der Webseite!

Innerhalb des Schlosses ist der Rollstuhlfahrer auf den Holzböden sehr zu hören, da diese sehr laut und vernehmlich knarzen, so dass alle Museumsbesucher auf mich aufmerksam wurden. Nun, egal, das muss man aushalten können. Etwas problematischer sind die Schwellen zwischen den einzelnen Türen. Diese sind teils recht hoch, weshalb ich sie oftmals lieber Rückwarts überwunden habe.

Es ist eben ein altes Gemäuer und wurde zu einer Zeit gebaut, in der es keine Rollstuhlfahrer gab.

Audioguide

Es steht ein Audioguide für Android und iPhones zur Verfügung. Über ein kostenloses WLAN im Eingangsbereich, kann der Guide samt Inhalten heruntergeladen werden. Außerhalb des Besucherzentrums steht das WLAN nicht mehr zur Verfügung. Der Audioguide ist ganz nett gemacht, denn es sprechen einige historische Figuren die Texte zu den passenden Passagen.
Der Audioguide kommt mit wenigen handwerklichen Fehlern. So gibt es teilweise doppelte Sätze und die Audiodateien werden nicht der Reihe nach abgespielt (es wird die aktuelle Datei einfach nochmals abgespielt). Außerdem spielt die App den gesprochenen Text nicht im Hintergrund ab. Wird die App gewechselt oder geht das Handy in den Ruhemodus, bricht auch der Sound ab.

Es ist möglich, den Guide vorher herunterzuladen und anzuhören. Die Texte nehmen zu den Hauptgebäuden Bezug und nicht zu einzelnen Ausstellungsstücken.

Der Audioguide bei iTunes

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