Der Antragswahn bei der Deutschen Rentenversicherung. Teil 01

Der Antrag für die Über­nahme der Kosten eines Handbe­di­engeräts bei der Deutschen Renten­ver­sicherung ist ein Beispiel für das Unver­mö­gen des deutschen Bürokratieap­pa­rats. Ich zeige hier an meinem Beispiel, mit welchem Bürokratismus ein Antrag­steller zu kämpfen hat und wie die Deutsche Renten­ver­sicherung mit allen Mit­teln ver­sucht, Kosten einzus­paren. Koste es, was es wolle.

24. März: Die Antragstellung

Es ist der 24. März irgen­deines Jahres. Als Erschwerung kam hinzu, das die Coro­na-Pan­demie uns alle noch beschäftigt hat. Ich habe ich einen Antrag auf Kostenüber­nahme eines Handbe­di­engeräts mit den For­mu­la­ren, die die Renten­ver­sicherung auf der Home­page angegeben hat, ein­gere­icht.

Nachge­fragt: Was ist ein Handbe­di­engerät?
Es gibt ver­schiedene Möglichkeit­en, wie gehbe­hin­derte Men­schen ein Auto fahren kön­nen. Eine Möglichkeit beste­ht darin, Gas und Bremse mit der Hand zu bedi­enen. Es gibt darüber hin­aus sehr viele pfif­fige Lösun­gen, damit auch schw­er­st­be­hin­derte Men­schen mit dem Auto mobil bleiben. In meinem Fall war es ein “ein­fach­es” Handbe­di­engerät, das zir­ka 2.000 Euro inkl. Ein­bau kosten sollte.

15. April: Nachfrage Nr. 1

Zuerst wurde der Fahrzeugschein und eine Führerscheinkopie ange­fordert. Es reichte der Renten­ver­sicherung aber nicht eine ein­fache Kopie, son­dern es musste eine beglaubigte Ver­sion sein. Es durfte aber keine von einem Anwalt oder Notar oder Priester beglaubigte Kopie sein, son­dern es durften nur ganz bes­timmte Stellen die Kopie beglaubi­gen. Dies war die erste Schikane, mit der der Antrag verzögert wurde.

Da es auf­grund des Coro­na-Lock­downs etwas schwierig war, in Präsenz irgend­wo zu erscheinen, bin ich in die lokale Nieder­las­sung der Deutschen Renten­ver­sicherung gegan­gen und habe dort die Kopi­en und nochmals den Antrag abgegeben.

Im Mai habe ich mich nach dem aktuellen Stand erkundigt, da ich nichts mehr von dem Antrag gehört habe. Natür­lich waren die Kopi­en noch nicht einge­gan­gen. Nach einigem hin und her durfte ich Mitte Mai die Kopie des Führerscheins aus­nahm­sweise via Mail zusenden. Unbeglaubigt.

27. Mai: Nachfrage Nr. 2

Dann wurde vom sozialmedi­zinis­chen Dienst ein Brief los­geschickt, der mich Anfang Juni erre­ichte, aber mit einem Stem­pel von Ende Mai datiert war. Wenn wir davon aus­ge­hen, dass die Post Briefe inner­halb eines oder zwei Tage versendet, kann man sich leicht vorstellen, wo das Schreiben so lange gehangen hat­te.

In diesem Schreiben wurde die Ver­sorgungsam­tak­te von der behan­del­nden Neu­rolo­gin einge­fordert. Mitte Juni wurde diese von der Neu­rolo­gin abge­sendet und im Juli sind die Unter­la­gen einge­gan­gen.

14. Juni: Zwischenstand

In der Zwis­chen­zeit ver­suchte ich mich nach dem Stand zu erkundi­gen und wollte nach­fra­gen, ob die Unter­la­gen mit­tler­weile voll­ständig einge­gan­gen sind. Tele­fonisch war aber nie­mand zu erre­ichen. Das Band informierte die Anrufer, dass derzeit ein hohes schriftlich­es Aufkom­men herrscht. Kein Wun­der, wenn nie­mand tele­fonisch zu erre­ichen ist. Übri­gens mit der Folge, dass die Sprechzeit­en der Mitar­beit­er von 8 bis 17 Uhr (Mo bis Do) auf 9 bis 15 Uhr verkürzt wur­den, was die Erre­ich­barkeit nicht son­der­lich erhöhte.

Also habe ich mich via Mail erkundigt, woraufhin ich natür­lich keine Antwort erhal­ten habe. Anschließend über das gesicherte Online-Por­tal der DRV, das lei­der sehr benutzerun­fre­undlich ein­gerichtet wurde. Am Ende habe ich es aber geschafft über das Smart­phone und der Ausweis-App ein Schreiben in dem Por­tal zu platzieren.

Nachge­hakt: Das Online-Por­tal
Mit­tler­weile ist das Online-Por­tal der DRV ein­gerichtet und läuft auch so einiger­maßen sta­bil. Benutzer­fre­undlich ist es nicht unbe­d­ingt, aber wenn man weiß, wo man hin­muss, ist der Aufwand okay. Nur ist dieses Por­tal lei­der eine Ein­bahn­straße. Ich kann zwar Briefe senden und natür­lich the­o­retisch auch emp­fan­gen, aber die Mitar­beit­er nutzen dieses Ange­bot nicht. Sie wer­den sicher­lich ihre Gründe haben (die sich mir nicht erschließen), aber es wäre schon mal ein großer Schritt in die richtige Rich­tung, da die Post der DRV extrem lange unter­wegs ist, was mit Sicher­heit nicht an der Post liegt.

Dies ist der erste Teil des Antrag­wahns. Im näch­sten Teil geht es weit­er, denn dir DRV wollte noch mehr Unter­la­gen haben und zeigte sich nicht son­der­lich kom­pe­tent, was die Wahl der Gutachter bet­rifft. Der Leser kann sich auf den zweit­en Teil meines Erfahrungs­berichts freuen.

Es heißt, wer mit ein­er chro­nis­chen sel­te­nen neu­ro­muskulären Erkrankung lebt, muss für diese selb­st zum Experten wer­den. Es gibt aber auch viele Über­schnei­dun­gen zu anderen Erkrankun­gen, weshalb ich alle Beiträge, die im Zusam­men­hang mit mein­er Erkrankung ent­standen, auf ein­er eige­nen Seite zusam­mengestellt habe. Dort beschreibe ich nicht nur den Weg zur Diag­nose und wie sich die CMT äußert, son­dern auch, wie ein Schwer­be­hin­der­tenantrag beantragt wird, welche Stolper­steine der All­t­ag und die Beruf­swelt für behin­derte Men­schen bere­i­thält und ich gehe das ganz große The­ma Hil­f­s­mit­tel an. Wie finde ich das passende Hil­f­s­mit­tel und wie beantrage ich es?

Zu mein­er Über­sicht.

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