Der Scewo Bro im alltäglichen Einsatz – Teil 3: Bordsteinkanten und Schwellen

Wer im All­t­ag mit einem Roll­stuhl unter­wegs ist, wird immer wieder auf Hin­dernisse tre­f­fen (siehe auch meine kleine Rei­he “Hin­dernisse des All­t­ags”). Ein “Dauer­bren­ner” sind Bor­d­steinkan­ten und Schwellen. Bor­d­steinkan­ten wer­den heutzu­tage nicht mehr tief abge­senkt, damit mit Men­schen mit Sehbe­hin­derun­gen die Kante bess­er erken­nen kön­nen. Dabei ist so manch­er abge­senk­te Bor­d­stein plöt­zlich immer noch sehr hoch. In diesem Beitrag zeige ich die Gren­zen, an die der Bro stößt.

Bordsteinkanten und Schwellen

Mit jedem Elek­tro­roll­stuhl muss man üben, Bor­d­steinkan­ten zu befahren. Mir ist aufge­fall­en, dass der Sce­wo schon recht früh Prob­leme mit der Höhe der Bor­d­steinkante hat. Damit meine ich, dass die Kante nicht zu hoch sein darf, damit er diese noch bewältigt. Mit meinem eMo­tion meis­tere ich höhere. Sce­wo gibt an, dass Schwellen bzw. Bor­d­steinkan­ten, die höher als 5 cm sind, nicht vom Bro befahren wer­den kön­nen (bzw. dür­fen). In der Prax­is schafft er es in der Tat, nur unwesentlich höhere Schwellen zu befahren.

Runter ist oft­mals ein­fach­er als rauf. Das gilt auch für den Sce­wo. Es braucht ein wenig Prax­is, bis man zum einen abschätzen kann, welche Bor­d­steinkante er packt und welche nicht und zum anderen, um her­auszufind­en, wann man Schwung holt und wann ihn wieder raus­nimmt. Genau dies muss man in der Prax­is immer wieder üben.

Wichtig ist die Ein­schränkung hin­sichtlich der einzel­nen Schwellen. Während bei ein­er Bor­d­steinkante der Bro das Hin­der­nis im Trep­pen­modus bewälti­gen kann, so ist bei ein­er Einzelschwelle ab besagten 5 cm Schluss. Die kann der Bro nicht über­fahren.

Der Grund: Solche Schwellen wer­den im Trep­pen­modus rück­wärts befahren. Dabei wer­den die Stützräder aus­ge­fahren, wenn die Schwelle über­wun­den wurde. Kom­men die Stützräder nicht auf den Boden, weil die Schwelle den Roll­stuhl zu hoch hebt, kippt der Bro nach hin­ten.

Im Trep­pen­modus über­windet der Bro Bor­d­steinkan­ten von bis zu 20 cm. Das ist dann schon wieder viel. Allerd­ings benötigt dieses Manöver Zeit, da immer wieder zwis­chen den Modi gewech­selt wer­den muss.

Es passieren immer wieder Unfälle bei diesem Manöver, weshalb Sce­wo einen Help­cen­ter ins Leben gerufen hat, in dem anschaulich gezeigt wird, was der Sce­wo kann und was nicht (unbezahlter Infolink).

Steigungen

Auf dem Papi­er hören sich die max­i­malen Stei­gun­gen recht the­o­retisch an. Eine max­i­male Stei­gung von 6° bzw. 10,5% wie sie in den tech­nis­chen Spez­i­fika­tio­nen genan­nt wer­den, sind sehr rel­a­tiv und mein­er Erfahrung nach etwas kon­ser­v­a­tiv angegeben.

In Prax­is gibt es erstaunlich viele Ram­p­en im Stadt­ge­bi­et, bei denen der Sce­wo entwed­er meck­ert, dass die Stei­gung zu steil ist oder aber die Rau­pen bzw. die Fußras­ten vorne auf­set­zen. Das gilt ins­beson­dere dann, wenn man nach vorn beschle­u­nigt, der Roll­stuhl sich also nach vorn neigt und dann die Stei­gung kommt. Hier braucht es einiges an Übung, um den Schwung im richti­gen Moment her­auszunehmen, damit der Roll­stuhl sich nicht zu weit nach vorn beugt. Den­noch set­zen die Rau­pen immer wieder mal auf.

Hier ein paar Beispiele aus dem Köl­ner Stadt­ge­bi­et.
In Köln gibt es mehrere Rhein­brück­en, von denen einige Auf­fahrram­p­en haben, damit Fahrrad­fahrer gut auf die Brücke kom­men. Die Rampe die Rodenkirch­en­er Auto­bahn­brücke ist gren­zw­er­tig. Die Stei­gung meis­tert der Bro zwar, meck­ert allerd­ings recht häu­fig, dass die Stei­gung zu steil ist.

zu steile rampe

Die Stei­gung in der Nähe ein­er Straßen­bahn-Hal­testelle ist hinge­gen deut­lich zu steil. Neugierig wie ich bin, habe ich natür­lich ver­sucht, die Stei­gung den­noch zu nehmen, aber die ist so steil, dass der Bro sich recht gefährlich zur Seite geneigt hat und ich glück­licher­weise nicht umgekippt bin.

rampe

Die drei Stufen im Ein­gangs­bere­ich unseres Miet­shaus­es war schon von einem anderen Bewohn­er mit ein­er Rampe verse­hen wor­den. Allerd­ings hat diese Rampe eine Stei­gung von 12° und nicht von 12%, wie es für Elek­tro­roll­stüh­le emp­fohlen wird (12° entsprechen ca. 21,3%).

Hier scheint jemand bei der Ausle­gung der Rampe geschlafen haben. Ich habe lei­der auch schon miter­leben dür­fen, dass besagter Haus­be­wohn­er mit seinem Elek­tro­roll­stuhl die Schild­kröte gemacht hat, was beliebig gefährlich ist. Ihm ist glück­licher­weise nichts passiert.

Diese Rampe meis­tert der Bro, wenn ich mich leicht nach vorn beuge und nicht zu schnell fahre. Da die Rampe zudem noch sehr schmal ist, muss ich sowieso langsam hochfahren. Das Herun­ter­fahren ist natür­lich ein­fach­er, aber auch hier meck­ert der Bro, dass die Stei­gung zu steil ist.

Es ist also schon sehr erstaunlich, dass der Bro Stei­gun­gen von 20% meis­tern kann, aber eben­so erstaunlich ist, wie viele Ram­p­en und Stei­gun­gen es in Köln gibt, die steil­er sind.

Das waren meine Erfahrun­gen im Fahrmodus. Befind­et sich der Bro im Rau­pen­modus, so kann er natür­lich deut­lich steilere Ram­p­en nehmen. Wenn man denn rück­wärts fährt. Hier gibt Sce­wo eine max­i­male Stei­gung von gut 45% an (25°), was ich bish­er nicht aus­getestet habe.

Am Hang

Wer in Regio­nen unter­wegs ist, in denen es Hügel oder gar Berge gibt, der wird die Sit­u­a­tion ken­nen, dass ein Weg mit ein­er leicht­en Stei­gung begin­nt und dann immer steil­er wird. Sehr prob­lema­tisch ist es, wenn man mit dem Bro eine Stei­gung hochfährt und diese für einen kleinen Teil­ab­schnitt steil­er wird. Und zwar so steil, dass der Bro sie nicht mehr vor­wärts­fahrend schafft.

Wer nun denkt, er könne ein­fach drehen, um dann im Rau­pen­modus rück­wärts hochz­u­fahren, wird fest­stellen, dass der Bro kip­pen wird, wenn er schräg auf der Stei­gung ste­ht. Diese Sit­u­a­tion ist dur­chaus kri­tisch, denn eine Stei­gung rück­wärts herun­terz­u­fahren, ist gar nicht mal so ein­fach. Eine Angabe zum Fahren auf ein­er Schrä­gen habe ich in der Bedi­enungsan­leitung bish­er nicht gefun­den.

Geschwindigkeit

Der poten­tielle Anwen­der des Bros sollte nicht denken, dass er mit dem Bro eine Wan­derung in den Bergen mit­machen kann. Auch hier kommt der Roll­stuhl schnell an seine Gren­zen. Und selb­st wenn nicht, so muss man berück­sichti­gen, dass man im Rau­pen­modus sehr viel langsamer unter­wegs ist als der Wan­der­er. Das gilt ins­beson­dere dann, wenn die Wege nicht eben sind und man sich irgend­wie über Hin­dernisse wie Wurzeln und Löch­er hin­weg bewe­gen muss. Das macht der Fahrer langsam und mit Bedacht.

Ich stelle den Sce­wo Bro in mehreren Beiträ­gen hier auf meinem Blog vor. Damit die Über­sicht nicht lei­det, gibt es einen Beitrag, in dem ich alle Berichte bün­dele. Diese Erfahrungs­berichte sind nicht gespon­sert und spiegeln meine per­sön­liche Mei­n­ung wider. Auf­grund der Vielfältigkeit von Erkrankun­gen bzw. Behin­derun­gen kann ich keine Hil­f­s­mit­tel­ber­atung anbi­eten. Die Beiträge dienen lediglich zur Ori­en­tierung für Inter­essen­ten.

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