Der Scewo Bro im alltäglichen Einsatz – Teil 5: Verkehr

Der Sce­wo Bro hat eine ordent­li­che Reich­wei­te, um vie­le Fahr­ten in der Stadt bzw. nähe­ren Umge­bung in einem Radi­us von ca. 5 Kilo­me­tern allein zu bewäl­ti­gen. Wer dar­über hin­aus den Elek­tro­roll­stuhl nut­zen möch­te, muss auf ande­re Ver­kehrs­mit­tel zurück­grei­fen. In die­sem Bei­trag zei­ge ich, wor­auf der Anwen­der ach­ten muss, wenn er mit dem ÖPNV oder KFZ fah­ren möch­te.

Mit dem Bro im ÖPNV

Fah­ren im Bus: Ja, die Bus­se haben Ram­pen, mit denen ich in den Bus käme und ich könn­te den Bus­fah­rer auch bit­ten, dass er war­ten möge, bis ich den Bro im Park­mo­dus habe. In Köln sind die Bus­fah­rer aber lei­der bekannt dafür, dass sie Men­schen, die mit einem Elek­tro­roll­stuhl unter­wegs sind, nicht mit­neh­men. Ein Pro­blem, dass der KVB (Köl­ner Ver­kehrs Betrie­be) schon mehr­fach mit­ge­teilt wur­de, aber ohne, dass dar­auf ein­ge­gan­gen wur­de (sie­he auch mei­nen Bei­trag zum Ableis­mus bei der KVB).

Die Stra­ßen­bahn bzw. U‑Bahn (ist in Köln das glei­che, da die Bah­nen mal oben und mal unten fah­ren) ist da schon eher ein Pro­blem. Da kann ich dem Fah­rer nicht mit­tei­len, dass er war­ten möge, bis ich an mei­nen Platz gefah­ren bin. Außer­dem ist der Roll­stuhl­park­platz manch­mal nur über eini­ge Türen zu errei­chen, die aber nicht gekenn­zeich­net sind. Ich kom­me dann in die Bahn her­ein, ste­he dann aber mit­ten im Weg (ist mir mit dem manu­el­len Roll­stuhl schon ein paar Mal pas­siert).

Mei­ne größ­ten Beden­ken habe ich hin­sicht­lich des Anfah­rens der Bahn. Die Türen schlie­ßen schnel­ler, als ich es schaf­fe, einen ent­spre­chen­den Platz zu fin­den. Und ich habe kei­ne Ahnung, wie der Bro in der Stra­ßen­bahn reagiert, wenn die­se anfährt und er noch nicht in der Park­po­si­ti­on ist.

Außer­dem bewegt sich der Bro recht viel, so dass ich in einer vol­le­ren Bahn nicht garan­tie­ren kann, dass ich nicht einen Mit­fah­rer anecke bzw. berüh­re. Ist eine zwei­te Per­son dabei, dann könn­te sie den Bro fest­hal­ten, aber wenn ich allein unter­wegs bin, dann kann ich nicht garan­tie­ren, dass ich kei­ne ande­ren Pas­san­ten ver­let­ze.

Aus die­sem Grund schreibt Sce­wo in sei­nem Hilfs­cen­ter sehr ein­deu­tig (unbe­zahl­ter Info­link, abge­ru­fen im Juni 2024), dass nie­mals der Modus des Roll­stuhls wäh­rend der Fahrt geän­dert wer­den darf. Der Anwen­der hat dafür Sor­ge zu tra­gen, dass sich der Bro im Park­mo­dus befin­den, wenn die Bahn anfährt.

Vor allem bei Straßen‑, U- und S‑Bahnen besteht das Pro­blem, dass ich zum Aus­stei­gen eben­so Zeit und Platz benö­ti­ge, die ich ein­fach nicht habe.

Sce­wo weißt expli­zit dar­auf hin, dass der Bro zwin­gend im Fahr­mo­dus genutzt wer­den muss, um die unter­schied­li­chen Ver­kehrs­mit­tel zu nut­zen. Es ist gefähr­lich, im Rau­pen- oder gar Trep­pen­mo­dus in das Ver­kehrs­mit­tel ein­zu­stei­gen! Oft­mals ist die Lücke zwi­schen Bahn­steig und Zug so groß, dass der Roll­stuhl dort hän­gen blei­ben kann. Der Regio­nal­ver­kehr bleibt auch mit dem Sce­wo Bro uner­reich­bar.

Wohin mit dem Gepäck?

Wer ver­reist, benö­tigt Gepäck. Und hier kommt ein gro­ßer Nach­teil des Bro. Wäh­rend ich bei einem Roll­stuhl ande­rer Bau­art einen Ruck­sack an den Rücken hän­gen kann oder Taschen auf Rol­len vor oder hin­ter mir zie­hen bzw. schie­ben kann, geht das mit dem Bro nicht. Es hat näm­lich einen Grund, wes­halb der Bro einen fest ver­bau­ten Ruck­sack am Rücken­teil hat. Die­ser hat näm­lich kei­ne Rie­men oder ähn­li­ches, die sich in den Schie­nen der Sitz­ver­stel­lung ver­hed­dern kön­nen. Nur ist die­ser lei­der nicht abnehm­bar.

Durch die Sitz­hö­he im Bro ist es sehr schwie­rig, einen manu­el­len Roll­stuhl zu schie­ben. Das Pro­blem ist immer die Suche nach dem Schwer­punkt. Durch das nach vorn beu­gen, wird der Schwer­punkt zu weit nach vorn ver­la­gert, so dass der Bro die­sen nicht mehr fin­det und dann den Feh­ler aus­wirft, dass der Schwer­punkt zu weit vorn liegt. Glei­ches pas­siert, wenn ich einen schwe­re­ren Ruck­sack auf den Schoß neh­me. Der Schwer­punkt rutscht zu weit nach vorn.

Aber auch dann muss ich höl­lisch auf­pas­sen, dass die Rie­men des Ruck­sacks nicht in den Schie­nen des Sit­zes gera­ten. Das ist mir zum Glück noch nicht pas­siert, aber ich den­ke, dass man dann ein rich­ti­ges Pro­blem hat.

So ist das, wenn man einen Roll­stuhl fährt, der so viel Tech­nik in sich ver­eint. Das allei­ni­ge Ver­rei­sen mit dem Bro habe ich dann auch noch nicht prak­ti­ziert, weil ich immer Angst haben muss, dass ich mein Gepäck nicht mit­be­kom­me.

Autoverladung

Der Sce­wo passt in einen „nor­ma­len“ Kof­fer­raum. Damit kann der Elek­tro­roll­stuhl mit einem Auto trans­por­tiert wer­den, das nicht gleich ein Mul­ti­van oder eine V‑Klasse ist. Damit hat der Sce­wo schon einen gro­ßen Vor­teil gegen­über ande­ren Elek­tro­roll­stüh­len, aller­dings ist die Auto­ver­la­dung nicht ganz so ein­fach, wie von Sce­wo in den Vide­os gezeigt wird.

Die Ram­pen sind recht wacke­lig und es bedarf ein wenig Fin­ger­spit­zen­ge­fühl, damit die­se kor­rekt anlie­gen. Das Fahr­zeug muss zwin­gend gera­de ste­hen. Steht er schief, droht der Sce­wo umzu­kip­pen.

Bei der Ein­wei­sung mei­nes Sce­wo haben wir ver­sucht, den Sce­wo in ein Fahr­zeug ein­zu­la­den, das halb auf einem Bord­stein steht. Das war ein­deu­tig zu schief und die bei­den Mit­ar­bei­ter des Sani­täts­hau­ses hat­ten ein wenig Mühe, dass der Roll­stuhl nicht umkipp­te.

scewo bro autoverladung
Ich war nur mal kurz weg, um etwas zu holen. Als ich den Fah­rer auf sein Ver­hal­ten auf­merk­sam gemacht habe (zumal er auch in einer Feu­er­wehr­ein­fach­rt stand), ern­te­te ich nur Unver­ständ­nis.

Das Fahr­zeug muss also eben bzw. gera­de ste­hen. Der Bro wird rück­wärts an den Kof­fer­raum her­an­ge­fah­ren. Im Bro darf natür­lich wäh­rend der Ver­la­dung nie­mand sit­zen, wes­halb der ande­re Roll­stuhl irgend­wo in der Nähe ste­hen muss. Dadurch, dass es etwas schwie­rig ist, aus dem Bro her­aus einen ande­ren Roll­stuhl zu schie­ben, braucht man ein wenig Impro­vi­sa­ti­on, um den bes­ten Weg für sich zu fin­den. Ich habe mich dazu ent­schie­den, die Fern­steue­rung für den eMo­ti­on zu kau­fen, wodurch es etwas ein­fa­cher ist.

Dadurch, dass die Ram­pen sehr steil sind, muss man mit den Bro mit Fin­ger­spit­zen­ge­fühl her­ein­fah­ren. Vor allem der Moment, in dem er in den Kof­fer­raum fährt, ist kri­tisch, da er kip­pen wür­de, wenn man nicht die Stütz­rä­der aus­fah­ren wür­de. Dann muss man sich ein wenig her­an­tas­ten und im Wech­sel die Stütz­rä­der rein­fah­ren und den Bro über die Rau­pen in den Kof­fer­raum bug­sie­ren. Klar, mit der Zeit bekommt man ein biss­chen Rou­ti­ne, aber ein­fach ist anders.

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Der Sce­wo steht leicht schräg auf den Ram­pen. Dies reicht schon aus, um den Sce­wo nicht ins Auto zu bekom­men.
Die Abstands­hal­ter zwio­schen den Schie­nen sind viel zu insta­bil und sprin­gen her­aus.

Es bleibt dann noch das Pro­blem, dass der zwei­te Roll­stuhl auch noch irgend­wie ins Auto pas­sen muss. Wenn dann noch ande­re Per­so­nen eben­falls mit­fah­ren sol­len, wird es schnell sehr eng.

Das Ent­fer­nen der Rücken­leh­ne kann dafür sor­gen, dass der Sce­wo auch in nied­ri­ge Autos passt. Was bleibt ist aller­dings die Län­ge. Außer­dem ist es nicht ganz so ein­fach, die Rücken­leh­ne zu demon­tie­ren, vor allem, wenn der Nut­zer dies allei­ne bewerk­stel­li­gen möch­te. Wenn ich zum Bei­spiel als Mit­ar­bei­ter im Außen­dienst den Sce­wo der­art ver­la­den muss, wür­de ich oft­mals an mei­ne Gren­zen sto­ßen.

Wenn der Bro aus­ge­lie­fert wird, pas­sen die Mit­ar­bei­ter des Sani­täts­hau­ses den Elek­tro­roll­stuhl an. Aller­dings hat der Bro an vie­len Stel­len unter­schied­li­che Schrau­ben im Ein­satz. Vor allem, was die Ver­stel­lung der Arm­leh­nen und den Rücken betrifft, wäre es etwas bedie­ner­freund­li­cher, wenn die­se nicht mit so vie­len Schrau­ben erfol­gen wür­de. Wirk­lich stö­rend ist dies bei der Kopf­stüt­ze, die lei­der nicht mit Schnell­span­nern ver­stellt wer­den kann. Es ist ganz schön auf­wän­dig, die­se in der Posi­ti­on zu ändern. Die­ses Man­ko hat Sce­wo mitt­ler­wei­le beho­ben und möch­te ab Som­mer 2024 ihre Elek­tro­roll­stüh­le nur noch mit der ein­fach zu wech­seln­den Kopf­stüt­ze aus­lie­fern.

In sol­chen Situa­tio­nen wäre es hilf­reich, wenn die Kopf­stüt­ze ein­fach ein­ge­klappt wer­den könn­te.

In Sum­me ist die Auto­ver­la­dung sehr umständ­lich und knif­fe­lig. Viel mehr, als ich anfangs gedacht habe. Ver­mut­lich wäre es ein­fa­cher, wenn man ande­re Ram­pen nut­zen wür­de. Die­se sind aber extrem teu­er. Die güns­ti­ge­ren Ver­sio­nen (< 1.000 Euro) habe ich durch­ge­tes­tet, wobei kei­ne den schwe­ren Roll­stuhl ins Auto bekam.

In grö­ße­re Fahr­zeu­ge passt der Sce­wo Bro ohne Pro­ble­me her­ein. Er hat wie jeder ande­re Elek­tro­roll­stuhl Ösen, um ihn als Bei­fah­rer zu sichern. In die­sen Fäl­len wird der Sce­wo Bro im Rau­pen­mo­dus in das Fahr­zeug bzw. auf die Ram­pe gefah­ren.

Ich stel­le den Sce­wo Bro in meh­re­ren Bei­trä­gen hier auf mei­nem Blog vor. Damit die Über­sicht nicht lei­det, gibt es einen Bei­trag, in dem ich alle Berich­te bün­de­le. Die­se Erfah­rungs­be­rich­te sind nicht gespon­sert und spie­geln mei­ne per­sön­li­che Mei­nung wider. Auf­grund der Viel­fäl­tig­keit von Erkran­kun­gen bzw. Behin­de­run­gen kann ich kei­ne Hilfs­mit­tel­be­ra­tung anbie­ten. Die Bei­trä­ge die­nen ledig­lich zur Ori­en­tie­rung für Inter­es­sen­ten.

Es heißt, wer mit einer chro­ni­schen sel­te­nen neu­ro­mus­ku­lä­ren Erkran­kung lebt, muss für die­se selbst zum Exper­ten wer­den. Es gibt aber auch vie­le Über­schnei­dun­gen zu ande­ren Erkran­kun­gen, wes­halb ich alle Bei­trä­ge, die im Zusam­men­hang mit mei­ner Erkran­kung ent­stan­den, auf einer eige­nen Sei­te zusam­men­ge­stellt habe. Dort beschrei­be ich nicht nur den Weg zur Dia­gno­se und wie sich die CMT äußert, son­dern auch, wie ein Schwer­be­hin­der­ten­an­trag bean­tragt wird, wel­che Stol­per­stei­ne der All­tag und die Berufs­welt für behin­der­te Men­schen bereit­hält und ich gehe das ganz gro­ße The­ma Hilfs­mit­tel an. Wie fin­de ich das pas­sen­de Hilfs­mit­tel und wie bean­tra­ge ich es?

Zu mei­ner Über­sicht.

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