Der Scewo Bro – Vom Antrag bis zur Auslieferung

Antrag für den Scewo Bro

Hat man den passenden Leistungsträger ausgemacht, muss man sich informieren, wie ein solcher Antrag zu stellen ist. Meist endet es darin, dass man Formulare auszufüllen hat. Kaum ein Kostenträger akzeptiert einen formlosen Antrag. Und in diesem Antrag muss natürlich die Information herein, weshalb dieses Hilfsmittel notwendig ist.

Diese Begründungen sind sehr individuell. Es muss immer herausgestellt werden, dass bestimmte Aufgaben aktuell nicht selbstständig durchführbar sind. Es hängt stark davon ab, welche Tätigkeiten man ausführt bzw. gedenkt auszuführen. Deshalb ist folgende Aufstellung nur als Beispiel zu verstehen, denn die Begründung ist auch vom Kostenträger abhängig. In meinem Fall habe ich den Scewo Bro als Arbeitsmittel beantragt. Die Begründungen können ganz anders aussehen, wenn z.B. die Krankenkasse der Kostenträger ist.

  • Es kann sein, dass man größere Umwege fahren muss, um einen Raum zu erreichen. Oder Räume sind nicht erreichbar, weil eine Treppe ein Weiterkommen im Rollstuhl erschwert oder unmöglich macht.
  • Die Erreichbarkeit von höheren Regalbrettern kann angeführt werden.
  • Eine Fluchtmöglichkeit über die Treppen im Brandfall kann angeführt werden, falls man ansonsten über einen Aufzug zum Arbeitsplatz gelangt.
  • Der Defekt des Aufzugs kann angeführt werden, falls dieser häufiger auftritt.
  • Das Kommunizieren auf Augenhöhe kann ein Argument sein, wenn man mit Kunden ins Gespräch kommt.

Ich habe meinem Antrag direkt ein paar Fotos von den Örtlichkeiten mitgeschickt, auf denen die jeweiligen Situationen zu sehen sind, die ich mit einem “normalen” Rollstuhl nicht bewältigen kann. Grundsätzlich ist es immer angebrachter, wenn man mehrere Gründe anbringen kann, weshalb ein so teures Hilfsmittel notwendig ist. Denn alle Kostenträger prüfen einen Antrag auf Wirtschaftlichkeit. Das heißt, dass als Gegenargument angeführt werden kann, dass man einen Fahrdienst anstelle des Bros nutzt.

Neben der Begründung benötigt man noch den Erprobungsbericht und ein Angebot für den Rollstuhl inklusive aller optionalen Ausstattungen.

Rückfragen zum Scewo Bro

Wer einen solchen Antrag stellt, muss mit Rückfragen rechnen. Außerdem ist es sehr wahrscheinlich, dass eine Ortsbegehung vorgenommen wird. In meinem Fall wurde ein Hilfsmittelberater aus der Arbeitsagentur beauftragt, sich ein Bild von den Örtlichkeiten zu machen (das muss natürlich zwingend auf der Arbeitsstelle gemacht werden) und Alternativen rauszusuchen, die es in meinem Fall nicht gab.

Der Vorteil beim Scewo Bro ist mit Sicherheit die Hilfsmittelnummer. Ich glaube, dass es für einen Hilfsmittelhersteller sehr teuer und aufwändig ist, sich eine solche Nummer zu sichern. Deshalb scheuen sich viele Hersteller, diesen Aufwand zu betreiben, weil es keine zwingende Voraussetzung für die Bewilligung eines Hilfsmittels ist. In diesem Fall muss  man aber die Perspektive wechseln und sagen, dass es nur diesen einen Hersteller gibt, der eine Hilfsmittelnummer hat. Der Scewo Bro ist also derzeit alternativlos.

Scewo hat es geschafft, dass eine neue Produktart in das Hilfsmittelverzeichnis aufgenommen wurde. Es gibt die Produktart: „18.50.08.0 – Rollstühle mit selbstbalancierendem Fahrprinzip und integrierter Treppenraupe“ (witzig, dass im Original ein Tippfehler enthalten ist). Der Bro selbst hat die Hilfsmittelnummer 18.50.08.0001

Bewilligung des Scewo Bro

Nachdem der Hilfsmittelberater seinen Bericht an den Leistungsträger gesendet hatte, dauerte es ein paar Wochen, bis die Überraschung perfekt war. Der Antrag wurde bewilligt. Es wurde zusätzlich gefragt, ob der Arbeitgeber nicht willens ist, ein bisschen was dazu zusteuern, aber in die Pflicht wurde er nicht genommen.

Ein mulmiges Gefühl hatte ich dennoch, denn der Auftrag wurde von mir erteilt. Ich habe beim Sanitätshaus die Bestellung getätigt. Natürlich gibt es eine Abtretungserklärung. Damit kann ich festlegen, dass das Sanitätshaus direkt mit dem Leistungsträger abrechnet. Damit habe ich mit dem weiteren Papierkram nichts mehr zu tun. Aber dennoch werde ich in die Pflicht genommen, wenn etwas schiefläuft.

Auslieferung des Scewo Bro

Bevor der Scewo Bro ausgeliefert wird, muss der künftige Nutzer einen theoretischen Test absolvieren. Dafür hat die Firma eine „BROcademy Theorieprüfung“ entwickelt, die online durchgeführt wird. Stand 2022 werden in neun Abschnitten unterschiedlichste Fragen gestellt, die sich alle mit der Bedienungsanleitung beantworten lassen. Das ist wohl genau die Intention dieser Prüfung, dass die Bedienungsanleitung konsultiert wird. Man kann insgesamt 50 Punkte erzielen (pro Frage einen), wobei die Prüfung als bestanden gilt, wenn man 40 Punkte erzielt.

Vor dieser Prüfung muss niemand Angst haben. Zum einen kann man sie so oft durchführen, wie man möchte und zum anderen wird einem in der Auswertung des Tests angezeigt, wo man Fehler gemacht hat. Der Hersteller möchte am Ende natürlich, dass der neue Anwender seinen Rollstuhl auch nutzt.

Für diese Prüfung sollte man sich ein wenig Zeit nehmen und sich ein Ort suchen, an dem man Videos abspielen kann (idealerweise mit Ton).

Dann steht der physischen Übergabe nichts mehr im Weg.

Wie bei anderen Rollstühlen auch, wird der künftige Nutzer intensiv eingearbeitet und angeleitet. Es sollte also auch hierfür ausreichend Zeit eingeplant werden. So toll dieser Rollstuhl auch ist, er hat auch seine Tücken. Im Detail werde ich in einem separaten Beitrag darauf eingehen.

An dieser Stelle nur so viel, dass bei der Übergabe auch ein „praktischer Test“ durchgeführt wird. Was letzten Endes nur heißt, dass gezeigt wird, dass der Nutzer (also ich) den Bro sicher die Treppen rauf und runter manövriert bekommt und auch bei einzelnen Stufen (wie Bordsteinkanten) und Schwellen den Bro sicher lenken kann.

Folgend die Story “meines” Sanitätshauses.

Ich stelle den Scewo Bro in mehreren Beiträgen hier auf meinem Blog vor. Damit die Übersicht nicht leidet, gibt es einen Beitrag, in dem ich alle Berichte bündele. Diese Erfahrungsberichte sind nicht gesponsert und spiegeln meine persönliche Meinung wider. Aufgrund der Vielfältigkeit von Erkrankungen bzw. Behinderungen kann ich keine Hilfsmittelberatung anbieten. Die Beiträge dienen lediglich zur Orientierung für Interessenten.

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