Die Kölner und ihr Dom

Der Kölner DomDie Adresse: Domk­loster 4, 50667 Köln. Hier ste­ht die Kol­le­giatskirche St. Peter und Maria, Pfar­rkirche der Köl­ner Innen­stadt vom Rang ein­er Kathe­drale, das bere­its weit vor den Stadt­toren sicht­bare Wahrze­ichen der Stadt: Der Köl­ner Dom.

Einst das höch­ste Bauw­erk der Welt, heute Weltkul­turerbe der Unesco.
350 Jahre bedurfte es, bis die Köl­ner ihr Wahrze­ichen endlich vol­len­det betra­cht­en kon­nten.
Gewaltig streckt sich seit der Fer­tig­stel­lung der schwarz-graue Riese aus vulka­nis­chem Tra­chyt über 157 Meter hoch in den Him­mel. Im Innen­raum gebi­eten 7.914 küh­le dun­kle Quadrat­meter Ehrfurcht.

Der Dom gehört übri­gens wed­er dem Kar­di­nal, noch der Stadt oder dem Erzbis­tum, son­dern sich selb­st. Im Grund­buch des Amts­gerichts Köln ist die “Hohe Domkirche in Köln, vertreten durch das Met­ro­pol­i­tankapi­tel” als Eigen­tümerin ins Grund­buch einge­tra­gen.

Schon bald nach der Fer­tig­stel­lung 1880 wird der Dom zur ewigen Baustelle. Die Schad­stoffe in der Luft begin­nen, die Steine zu zer­fressen. Bere­its 1905 muss die erste Dom­bauhütte ein­gerichtet wer­den. Heute ist es ein ständi­ger Kampf gegen immer wieder neu auftre­tende Ver­wit­terungs- und Umweltschä­den.

Die Gelder zur Erhal­tung belaufen sich auf ca. sechs Mil­lio­nen Euro jährlich und wer­den von staatlichen und kirch­lichen Stellen sowie zum größten Teil durch Spenden und den Zen­tral-Dom­bau-Vere­in zu Köln aufge­bracht. Gegrün­det 1842, sorgte er nicht nur für die Gelder zur Vol­len­dung, son­dern übern­immt jedes Jahr etwa 60% des Jahre­se­tats zur Erhal­tung des Doms.

Wer den Vere­in unter­stützen und somit direkt zur Erhal­tung des Doms beitra­gen möchte, kann sich auf der Home­page informieren.

Die Chronik des Dombaus

I. Kapitel 1248–1560

Baube­ginn, Euphorie und Ernüchterung

Der Dom um 1531
Der Dom um 1531

Am 15. August 1248 legt Erzbischof Kon­rad von Hochstadten den Grund­stein für den Dom­bau. Der Bau begin­nt mit dem Chor im Osten, und schon bald zeigt sich das Aus­maß des Vorhabens: 74 Jahre wer­den benötigt, bis der Dom­chor fer­tiggestellt und von Erzbischof Hein­rich von Virneb­urg eingewei­ht wer­den kann.

Es begin­nt der Bau des Mit­telschiffs und der Seit­en­schiffe. Auch mit dem Süd­turm wird begonnen, damit das Lang­haus befes­tigt wer­den kann. Erneut dauert es 66 Jahre bis im Jahr 1388 in den südlichen Seit­en­schif­f­en der Gottes­di­enst aufgenom­men wer­den kann.

Der Drachen­fels im Siebenge­birge ist der Hauptliefer­ant für die Steine der ersten Bauphase. Ver­wen­det wird Tra­chyt, ein vulka­nis­ches Erstar­rungs­gestein.

Auch andere Tra­chiten aus dem Siebenge­birge wer­den ver­baut. 1448 wer­den die ersten bei­den Geschosse des Süd­turms fer­tig und es begin­nt der Bau der nördlichen Seit­en­schiffe.

Aber die Euphorie ist längst ver­flo­gen. 200 Jahre dauern die Bautätigkeit­en bere­its an, ein Ende ist nicht in Sicht. Zweifel wer­den laut, ob der Dom über­haupt vol­len­det wer­den kann, der Bau gerät immer mehr ins Stock­en.

II. Kapitel 1560–1803

Nichts geht mehr

1560. Seit 312 Jahren dauert das nicht enden wol­lende Bauen jet­zt an. Waren anfangs die Zweifel über eine mögliche Vol­len­dung noch vere­inzelt, wer­den diese Stim­men immer lauter.

Ref­or­ma­tion und 30-Jähriger Krieg lassen keine Gedanken für eine Fer­tig­stel­lung, alle wer­den Bautätigkeit­en eingestellt. Das geplante Gotte­shaus, das alle anderen deutschen Dome an Größe, Pracht und Bauart übertr­e­f­fen sollte, wird zu ein­er Bau­ru­ine.

Das unvol­len­dete Bauw­erk mit Kran auf dem 60 Meter hohen Süd­turm­frag­ment wird zum Wahrze­ichen des mit­te­lal­ter­lichen Köln. Da nicht ein­mal mehr für die Erhal­tung gesorgt wird, begin­nt der Bau zu zer­fall­en.

Am 6. Okto­ber 1794 marschieren die Fran­zosen durch das Hah­nen­tor in Köln ein. Am Dom hat sich 234 Jahre lang keine Hand gerührt, alle Wert­ge­gen­stände, auch der Dreiköni­gen­schrein, sind längst in Sicher­heit gebracht.

Mit der Ein­führung der Haus­num­mern in Köln erhält der Dom die Num­mer 2582 12. Die weit­en Hallen wer­den von den Fran­zosen als Pfer­deställe und Nacht­lager für Gefan­gene genutzt. Viele Kunst­werke wer­den mutwillig zer­stört und ver­schleppt.

Schließlich ist der Dom so baufäl­lig, dass er abgeris­sen wer­den soll. Da aber kein­er weiß, wohin die vie­len Steine gebracht wer­den sollen, wird dieser Plan aufgegeben.

III. Kapitel 1803–1842

Die Instand­set­zung

Der Dom anno 1853
Der Dom anno 1853

1803 wird aus dem baufäl­li­gen Dom wieder eine Pfar­rkirche, in der sog­ar Gottes­di­en­ste stat­tfind­en.

Als die Fran­zosen 1814 Köln wieder räu­men, ist es Sulpiz Bois­seré, der für die Fort­set­zung des Baus sorgt. Er sieht in der Vol­len­dung des Domes seine Leben­sauf­gabe und wen­det sich nach Berlin um Hil­fe. Preußis­che Roman­tik­er sam­meln für den Weit­er­bau und sog­ar König Friedrich Wil­helm IV. wird zum Fre­und und Förder­er des Doms.

Aber um den Bau fort­set­zen zu kön­nen, muss ein neuer Stein­bruch gefun­den wer­den, denn am Drachen­fels stürzt 1788 als Folge des umfan­gre­ichen Tra­chyt-Abbaus ein Teil der Bur­gru­ine ein. 1836 wird der Stein­bruch deshalb endgültig geschlossen.

Anfangs kön­nen die benötigten Steine noch von den Neben­ber­gen abge­baut wer­den, bis 1823 das Siebenge­birge zum Naturschutzge­bi­et erk­lärt wird.

Für den Bau der Quer­haus­fas­saden und der oberen Teile von Lang- und Quer­haus wer­den jet­zt Sand­steine aus Schlait­dorf ver­wen­det.
Für die Dom­bild­hauer sind sowohl Tra­chite als auch Sand­steine ungeeignet, sie ver­ar­beit­eten sehr weiche Kalk­steine aus den Savon­nières in der Cham­pagne.

Im Jahr 1823 wer­den die Arbeit­en auf der Baustelle wieder aufgenom­men. Allerd­ings kann nicht direkt weit­erge­baut wer­den, denn der Dom muss zuvor erst wieder in Stand geset­zt wer­den. Erst im Jahr 1842 kann die eigentliche Fer­tiggestel­lung des Doms in Angriff genom­men wer­den.

IV. Kapitel 1842–1880

Die Vol­len­dung

dom 1875
Der Dom anno 1875

1842 grün­den Köl­ner Bürg­er den Zen­tral-Dom­bau-Vere­in, der einen Teil der für den Bau benötigten Gelder sam­melt.
Am 4. Sep­tem­ber 1842 legt König Friedrich Wil­helm IV. per­sön­lich den Grund­stein für den Weit­er­bau am Dom.

1863 kann die große Mauer, die den Chor abschliesst, ein­geris­sen wer­den. Erst­mals ist die ganze Größe des Innen­raums erkennbar. 1864 ruft der Zen­tral-Dom­bau-Vere­in die Dom­baulot­terie ins Leben, die Ein­nah­men sich­ern die Vol­len­dung der Türme.

Bish­er 1869 war jed­er Griff am Dom reine Han­dar­beit, jet­zt wer­den die Arbeit­er ent­lastet: Seit dem 2. Okto­ber wird eine Dampf­mas­chine für das Her­aufziehen der schw­eren Steine einge­set­zt. Der Nord- und das Frage­ment des Süd­turms wer­den mit Obernkirch­en­er Sand­steinen aus der Min­den­er Gegend gebaut.

dom1880
Kurz vor der Fer­tig­stel­lung 1880

Die bei­den Domtürme wach­sen langsam aber stetig gen Him­mel, und 1880 kön­nen endlich die 8,65 m hohen Kreuzblu­men in über 148 Metern Höhe aufge­set­zt wer­den.

Der Dom ist fer­tiggestellt, die Vol­len­dung wird am 15. Okto­ber 1880 in Anwe­sen­heit von Kaiser Wil­helm I. und Abwe­sen­heit des Köl­ner Erzbischofs Melch­ers gefeiert. Der lebt nach Schwierigkeit­en mit dem Preußis­chen Staat in den Nieder­lan­den.

6,6 Mil­lio­nen Taler (dies entspricht etwa 920 Mil­lio­nen Euro) kostet die Vol­len­dung des Baus in den Jahren 1842 bis 1880. Ein Drit­tel steuert der preußis­che Staat bei, zwei Drit­tel der Zen­tral-Dom­bau-Vere­in.

V. Kapitel 1905–1945

Langsamer Ver­fall und mas­sive Zer­störung

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Der Dom im Jahre 1900

In der Zeit von 1880 bis 1905 ist es ruhig um den Dom. Arbeit­en scheinen nicht notwendig, stolz über­ragt er die Däch­er der Stadt.

Aber der Schein trügt, denn bald wer­den erste Spuren der Ver­wit­terung gefun­den, bed­ingt durch die unaufhalt­same Indus­tri­al­isierung. Um diese Schä­den zu beseit­i­gen, wird 1905 die erste Dom­bauhütte ein­gerichtet.

Die größten Zer­störun­gen aber wer­den im Zweit­en Weltkrieg bis 1945 verur­sacht.

Als der Krieg vor­bei ist, ist Köln nur noch eine Trüm­mer­wüste. Ein nur schein­bar unversehrter Dom über­ragt die völ­lig zer­störte Stadt.
Aber die 1,5 Mil­lio­nen abge­wor­fe­nen Minen, Spreng- und Brand­bomben kon­nten nicht alle am Dom vor­bei­fliegen.

Vierzehn Bomben und etliche Brand­bomben tre­f­fen ihn voll. Die Schä­den sind enorm. Dreizehn Gewölbe und fast das gesamte Dach stürzen ein.

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Der Innen­raum des Doms nach dem Krieg

Eine Fliegerbombe reißt ein Loch in den Pfeil­er des Nord­turms.
8.000 qm wertvolle Fen­ster­flächen sind für immer ver­loren. Nur 2.000 qm kön­nen gerettet wer­den.

Erst im August 1956 sind die Schä­den soweit behoben, dass der Innen­raum für Besuch­er wieder freigegeben wer­den kann. Aber noch heute laufen die Repara­turen zur Besei­t­i­gung der Kriegss­chä­den.

VI. Kapitel ab 1945

Eine Dauer­baustelle

Große Gefahr dro­ht dem Dom mit­tler­weile durch die starke Umweltver­schmutzung mit Abgasen und saurem Regen. Schad­stoffe hin­ter­lassen an Mauern, Stat­uen, Fialen und Fen­stern ihre Spuren, die schnell­stens beseit­igt wer­den müssen. Ins­beson­dere die Kalk- und Sand­steine, aus denen große Teile des Doms gebaut sind, sind betrof­fen.

Die Dom­bauhütte zählt mit­tler­weile fast 100 Mitar­beit­er, die täglich damit beschäftigt sind, dem Zer­fall Ein­halt zu gebi­eten.

Weit sicht­bar ist der Kampf der Stein­met­ze gegen die Schä­den durch die Gerüste an den Tür­men und auf den Däch­ern.

So ist das in 75 Meter Höhe hän­gende Gerüst am Nord­turm 9 Meter bre­it, 7 Meter tief und 33,50 Meter hoch. Es ist nötig, weil Teile der Engels­fig­uren stark beschädigt sind und sog­ar her­ab­stürzten. Auch an der Ost­seite des Nord­turms muss zur Zeit ein zweites Gerüst aufge­baut wer­den. (Diesen Text habe ich 2006 geschrieben, aber noch immer kennze­ich­nen immer wieder große Gerüste das Bild des Doms).

Die näch­ste anste­hende Großbaustelle ist das Chorstre­be­w­erk. Der erst in den 30er und 40er Jahren ver­baute Muschel­ka­lk ist bere­its durch Ver­wit­terung stark beschädigt.

Heute wer­den ver­wit­terte Steine durch Basalt aus Lon­dorf sowie für die nicht im direk­ten Sicht­bere­ich des Doms liegen Bauteile durch Basalt­la­va aus der Eifel erset­zt.

 

img_1153Diese Chronik wurde von mir zum ersten Mal 2006 im Netz veröf­fentlicht. Sei­ther wird daran gear­beit­et, das Umfeld des Köl­ner Domes umzugestal­ten. Aktuell find­et eine rege Bautätigkeit rund um den Dom statt.

Die wichtig­ste sicht­bare Änderung sei­ther: Das Ent­fer­nen der Plombe des Nord­turms. Hier ein Foto direkt nach der Fer­tig­stel­lung aus dem Jahre 2005. Mit­tler­weile ist die far­bliche Änderung zwis­chen den Steinen nicht mehr so deut­lich sicht­bar.

 

Alle Bilder auf dieser Home­page sind ©geme­in­frei (auch die, die ich selb­st fotografiert habe).

 

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