In der kleinen Reihe zu unserem Italienurlaub an der Adria, werfe ich heute einen Blick auf den Campingplatz „Villaggio San Francesco“ und natürlich die Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer.
Der Campingplatz ist bestimmt nicht der größte in der Region, aber auch nicht gerade klein. Er ist aufgeteilt in mehrere Sektionen, in denen die kleinen Häuser, Mobil Homes und Stellplätze für Wohnwagen und Wohnmobile Platz finden. Zu Beginn braucht es ein wenig, um die Orientierung zu finden, aber nach ein paar Tagen dürfte es keine Probleme mehr geben, sich zurecht zu finden.
Die meisten Wege sind asphaltiert, aber ein wenig in die Jahre gekommen. Auch wenn ich relativ große Lenkrollen habe, bin ich immer wieder mal in größeren Schlaglöchern hängengeblieben. Auch haben schon diverse Wurzeln den Asphalt angehoben. Im Großen und Ganzen kam ich gut zurecht, wenn ich den darauf geachtet habe, wo ich hinfahre.
Die großen Mülltonnen stellten für mich ein Problem dar, weil diese nur über einen Fußhebel zu öffnen waren. Per Hand konnte ich weder den Hebel betätigen noch den Deckel der Tonnen öffnen. Für das Wegbringen des Mülls war ich also auf Hilfe angewiesen.
Die Pools
Alle Pools haben am Eingang ein kleines Becken, um die Füße zu reinigen. Das Wasser geht einem Erwachsenen durchaus bis zum Schienbein, so dass ich mit meinem Rollstuhl dort nicht durchfahren konnte (der e-motion ist nur spritzwassergeschützt). Bei drei Pools gibt es Nebeneingänge, die von den Bademeistern geöffnet werden. Bei einem Pool fehlt dieser. Dort wird eine Palette ins Wasser gelegt, so dass auch Rollstuhlfahrer passieren können.
Am größten Pool muss man leider über eine holprige Liegewiese fahren, was ich sehr unkomfortabel fand, da ich zwischen anderen Gästen hindurchmanövrieren musste.
An zwei Pools waren Lifter vorhanden für jene Rollstuhlfahrer, denen es nicht möglich ist, allein in den Pool zu gelangen.
Wie gut der Einzelne die Pools nutzen kann, hängt natürlich vom Grad der Einschränkung ab. Total überfüllt waren die Pools lediglich am Wochenende, wenn Besucher in den Park strömen, um die Pools mitzunutzen. So leer wie unten auf dem Foto waren sie indes nur selten.
Die Pools sind alle umzäunt, was vor allem Familien mit kleinen Kindern zuträglich ist. Zudem sind bei allen Pools Bademeister zugegen. In den kleineren jeweils einer, im großen zwei. Es gibt Öffnungszeiten für die Pools, was ich persönlich recht gut fand. Geöffnet sind die Pools von 9:00 bis 13:00 Uhr und von 15:00 bis 19:00 Uhr. Da gibt es dann auch keine weiteren Diskussion, wann in die Pools gegangen werden darf. Dadurch werden auch die Ruhezeiten eingehalten.
Die Restaurants & das Kinderprogramm
Auf dem Campingplatzgelände gibt es drei Restaurants und zwei Imbisse. Zu den Restaurants sage ich gleich noch ein bisschen was. Die Imbisse haben wir nur einmal getestet und fanden dort das Preis-Leistungsverhältnis nicht ganz so gut, was hauptsächlich am Hunger der Kinder lag, die bei den dortigen Portionen nicht satt wurden. Dort sah man auch eher Erwachsene, die mehr getrunken als gegessen haben.
Die „Yogurteria Veronica“ war nicht barrierefrei zugänglich. Der Laden ist einfach zu klein und eng und die Rampen sind alle zugestellt. In diesem Laden wurde nur einer unserer Jungs glücklich. Die anderen inklusive mir selbst sind lieber in die „Eisdiele Veronica“ gegangen. Diese war barrierefrei zugänglich (inklusive des hohen Tresens, an den Kinder ebenso schwierig herankommen wie Rollstuhlfahrer, aber so, wie ich es auch aus Deutschland kenne) und bot sehr leckere Eissorten an.
Dort, wo die kleinen Geschäfte sind, befinden sich auch diverse Einrichtungen zur Kinderbespaßung. Die meisten Angebote richten sich hauptsächlich an kleinere Kinder, wie z.B. das Kinderkarrussell, aber es gibt auch Angebote für größere Kinder (wie z.B. die Hüpfburg) und Erwachsene (Minigolf und die Fahrt mit der Bimmelbahn). Allen Einrichtungen ist gemein, dass sie nicht kostenfrei zu nutzen sind. Die Preise variieren, sind aber in Summe in meinen Augen nicht überteuert gewesen.
Zu den kostenfreien Angeboten gehören diverse sportliche Angebote und Kinderbespaßungen in Gruppen, wozu sich aber weder die Erwachsenen noch die Kinder aufraffen konnten, weshalb wir die Angebote nicht genutzt haben. Zusätzlich gibt es diverse Partys an den Pools und Theater- und Musical-Aufführungen, an denen wir nur teilweise teilgenommen haben.
Nun noch zu den beiden Restaurants jeweils ein paar ausführlichere Beschreibungen, die sich so ähnlich auch auf Google Maps finden:
Maxim Pizzeria
Wenn ich mir die Bewertungen bei Google anschaue, dann muss dieses Restaurant eine Katastrophe sein. Ist es aber nicht. Wir waren hier mehrmals Essen und bis auf ein paar Ausnahmen waren die Essen okay und schmackhaft. In der Tat war die Pizza manchmal etwas verbrannt, aber das ist bei einem solchen Betrieb auch kaum verwunderlich. Als wir uns beschwert haben, wurde freundlich darauf reagiert, auch wenn das Personal sichtbar gestresst war.
Vorbestellen und mitnehmen ist hier nicht möglich, wenn viel Betrieb ist. „Take Away“ nennt sich das, wobei Kunden auch schon mal weggeschickt werden.. Die Pizzen sind übrigens im Ristorante Pizzeria Barbablù in unseren Augen besser.
Nur als kleiner Tipp: Man sollte das Restaurant nicht zwischen 20 und 21 Uhr aufsuchen, da es sehr voll ist und sich lange Schlangen am Einlass bilden.
Ristorante Pizzeria Barbablù
Das zweite Restaurant auf dem Campingplatz, in dem wir während unseres Aufenthalts mehrfach essen waren. Hier haben wir sowohl Essen zum Mitnehmen bestellt als auch vor Ort verzehrt. Das Essen zum Mitnehmen war immer möglich, auch wenn viel los war.
Wer zu den Hauptstoßzeiten kommt (zwischen 20 und 21 Uhr) muss mit Wartezeiten rechnen, die aber durchaus okay waren. Dafür wird dann schnell serviert und abgeräumt, um Platz für die folgenden Gäste zu schaffen.
Das Essen war gut bis sehr gut. Die Pizzen waren dabei deutlich besser als bei den anderen Restaurants auf dem Campingplatz. Das Restaurant ist eine empfehlenswerte Alternative.
Der Strandzugang
Der Campingplatz ist vollständig umzäunt und der Zutritt wird reguliert. Wer zum Mittelmeerstrand möchte, muss die Anlage verlassen, auch wenn der Standabschnitt nur von den Gästen der Anlage genutzt werden darf.
Die Rampe vor dem Tor ist sehr unglücklich gewählt worden. Zum einen ist sie sehr steil und zum anderen schräg. Für Rollstuhlfahrer ist eine steile schräge Ebene das ungünstigste, was er befahren kann. Zudem sind die Schrägen mit Sand bedeckt, so dass ich mehr rutschend als fahrend heruntergeeiert bin, in der Hoffnung, nicht umzukippen. Irgendwie hat es geklappt, aber die meisten dürften hier auf Hilfe angewiesen sein.
Der Strand geht hier sehr flach ins Mittelmeer. Wer mit kleinen Kindern unterwegs ist, wird sich freuen. Es gibt zahlreiche Liegen, die kostenpflichtig gebucht werden müssen. Für Rollstuhlfahrer gibt es gesonderte Liegen, die für die Familien mit den behinderten Familienmitgliedern ohne weitere Kosten genutzt werden können.
Unsere Jungs wollten nur selten ins Meer, so dass ich ebenfalls nur selten am Strand war. Um zu schwimmen, hätte ich relativ weit in Wasser gemusst. Während meines Aufenthaltes gab es keinen Strandrollstuhl, ich habe aber irgendwo gelesen, dass es einen geben soll. Allerdings hätte mich dann jemand auch (weit) reinschieben müssen.
Es ist also möglich, mit dem Rollstuhl an den Strand zu gelangen, wobei der Wasserzugang irgendwie auf eigene Faust geregelt werden muss.
Es gibt einen „Betonpfad“ entlang der Zäune der Anlagen. Der Pfad wird nur durch die „schiefen Ebenen“ unterbrochen, ansonsten kann man auf diesem Pfad den Strand über einen längeren Abschnitt entlangwandern.
Links der Zugang zu den Liegen am Strand, fotografiert von dem Betonpfad, der sich entlang der Küste befindet. Rechts zu sehen, dass die kleine Mole eigentlich nicht betreten werden darf (woran sich nicht viele halten), weshalb der Holzweg kurz vorher endet. Auf die Mole kommt der Rollstuhlfahrer nicht. Dafür aber auf die Liegen, die extra für Rollstuhlfahrer reserviert sind.
Das Einkaufen
Auf dem Gelände gibt es einen Supermarkt, der die Urlauber mit dem nötigsten versorgen kann. Er ist ein wenig teurer wie ein Supermarkt außerhalb des Campingplatzes, aber wer nur Kleinigkeiten kauft, wird dies in Kauf nehmen. Da wir oft die Restaurants besucht haben, kauften wir hier nur das Nötigste für den kleinen Hunger zwischendurch.
Leider befindet sich eine etwas höhere Bordsteinkante am Eingang des Supermarkts. Das Hochfahren geht ganz gut. Nur, wenn es wieder runtergeht, kann es problematisch werden, weil ich oft Einkäufe auf dem Schoß hatte, die dann gern ins Rutschen kamen. Also musste ich rückwärts diese Kanten herunterfahren.
Das Innere des Supermarkts war teilweise etwas eng, so dass ich z.B. nicht an alle Obst- und Gemüseregale herankam. Auch der Kassenbereich war mit einer Ausnahme zu eng für meinen Rollstuhl, so dass ich manchmal die Waren auf das Band legen musste, um dann über den Notausgang auf die andere Seite des Ladens zu gelangen. Es ist dann aber doch immer irgendwie gegangen.
Die anderen Läden auf dem Platz waren oftmals sehr eng, obgleich ich nur selten shoppen war und es auch nicht angestrebt habe. Viele attraktive Shops gab es in meinen Augen nicht, sondern ausschließlich Läden, die Dinge verkaufen, die man gern zu Hause vergisst.
Einmal im Monat findet zusätzlich ein kleiner Markt statt, an dem man handgefertigte Glas- und Holz-Andenken kaufen konnte. Also diese Dinge, die man im Urlaub kauft und daheim dann irgendwo einstauben lässt. Die Kinder hingegen werden mit einem sehr großen Süßigkeitenstand verführt.
Fazit
Der Campingplatz ist so ausgelegt, dass man ihn nicht verlassen muss. Alles, was man für den täglichen Bedarf benötigt, wird hier geboten. Strand, Meer, Pools, Animation und sonstige Bespaßungen und diverse Shops und Restaurants für den großen und kleinen Hunger.
Nicht alles davon ist barrierefrei mit Rollstuhl nutzbar, die wichtigsten Anlaufstellen hingegen schon.
Dieser Beitrag ist Teil einer kleinen Reihe zu unserem Rollstuhl- und Familienurlaub an der Adria in der Nähe von Venedig. Der Übersichtsbeitrag zeigt alle in dieser Reihe erschienen Beiträge.
Schon seit Anbeginn des Internets pflegte Eng einen Blog. Und weil es ihm Spaß macht, seine Erfahrungen zu teilen, sind es immer Mischblogs, so wie dieser hier.
Seitdem seine neuromuskuläre Erkrankung einen deutlich größeren Einfluss auf sein Leben hat, befinden sich neben den Beiträgen zur Fotografie, Aquaristik, Reisen, Verbraucherschutz und Technik auch Beiträge zu Gesundheitsthemen auf diesem Blog.
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