Familien- und Rollstuhlurlaub an der Adria. Teil 3: Der Campingplatz

In der kleinen Rei­he zu unserem Ital­ienurlaub an der Adria, werfe ich heute einen Blick auf den Camp­ing­platz “Vil­lag­gio San Francesco” und natür­lich die Zugänglichkeit für Roll­stuhlfahrer.

Der Camp­ing­platz ist bes­timmt nicht der größte in der Region, aber auch nicht ger­ade klein. Er ist aufgeteilt in mehrere Sek­tio­nen, in denen die kleinen Häuser, Mobil Homes und Stellplätze für Wohn­wa­gen und Wohn­mo­bile Platz find­en. Zu Beginn braucht es ein wenig, um die Ori­en­tierung zu find­en, aber nach ein paar Tagen dürfte es keine Prob­leme mehr geben, sich zurecht zu find­en.

Die meis­ten Wege sind asphaltiert, aber ein wenig in die Jahre gekom­men. Auch wenn ich rel­a­tiv große Lenkrollen habe, bin ich immer wieder mal in größeren Schlaglöch­ern hän­genge­blieben. Auch haben schon diverse Wurzeln den Asphalt ange­hoben. Im Großen und Ganzen kam ich gut zurecht, wenn ich den darauf geachtet habe, wo ich hin­fahre.

Die großen Müll­ton­nen stell­ten für mich ein Prob­lem dar, weil diese nur über einen Fußhebel zu öff­nen waren. Per Hand kon­nte ich wed­er den Hebel betäti­gen noch den Deck­el der Ton­nen öff­nen. Für das Weg­brin­gen des Mülls war ich also auf Hil­fe angewiesen.

Die Pools

Alle Pools haben am Ein­gang ein kleines Beck­en, um die Füße zu reini­gen. Das Wass­er geht einem Erwach­se­nen dur­chaus bis zum Schien­bein, so dass ich mit meinem Roll­stuhl dort nicht durch­fahren kon­nte (der e‑motion ist nur spritzwassergeschützt). Bei drei Pools gibt es Nebene­ingänge, die von den Bade­meis­tern geöffnet wer­den. Bei einem Pool fehlt dieser. Dort wird eine Palette ins Wass­er gelegt, so dass auch Roll­stuhlfahrer passieren kön­nen.

Am größten Pool muss man lei­der über eine hol­prige Liegewiese fahren, was ich sehr unkom­fort­a­bel fand, da ich zwis­chen anderen Gästen hin­durch­manövri­eren musste.

An zwei Pools waren Lifter vorhan­den für jene Roll­stuhlfahrer, denen es nicht möglich ist, allein in den Pool zu gelan­gen.

Wie gut der Einzelne die Pools nutzen kann, hängt natür­lich vom Grad der Ein­schränkung ab. Total über­füllt waren die Pools lediglich am Woch­enende, wenn Besuch­er in den Park strö­men, um die Pools mitzunutzen. So leer wie unten auf dem Foto waren sie indes nur sel­ten.

Die Pools sind alle umzäunt, was vor allem Fam­i­lien mit kleinen Kindern zuträglich ist. Zudem sind bei allen Pools Bade­meis­ter zuge­gen. In den kleineren jew­eils ein­er, im großen zwei. Es gibt Öff­nungszeit­en für die Pools, was ich per­sön­lich recht gut fand. Geöffnet sind die Pools von 9:00 bis 13:00 Uhr und von 15:00 bis 19:00 Uhr. Da gibt es dann auch keine weit­eren Diskus­sion, wann in die Pools gegan­gen wer­den darf. Dadurch wer­den auch die Ruhezeit­en einge­hal­ten.

Die Restaurants & das Kinderprogramm

Auf dem Camp­ing­platzgelände gibt es drei Restau­rants und zwei Imbisse. Zu den Restau­rants sage ich gle­ich noch ein biss­chen was. Die Imbisse haben wir nur ein­mal getestet und fan­den dort das Preis-Leis­tungsver­hält­nis nicht ganz so gut, was haupt­säch­lich am Hunger der Kinder lag, die bei den dor­ti­gen Por­tio­nen nicht satt wur­den. Dort sah man auch eher Erwach­sene, die mehr getrunk­en als gegessen haben.

Die “Yogur­te­ria Veron­i­ca” war nicht bar­ri­ere­frei zugänglich. Der Laden ist ein­fach zu klein und eng und die Ram­p­en sind alle zugestellt. In diesem Laden wurde nur ein­er unser­er Jungs glück­lich. Die anderen inklu­sive mir selb­st sind lieber in die “Eis­diele Veron­i­ca” gegan­gen. Diese war bar­ri­ere­frei zugänglich (inklu­sive des hohen Tre­sens, an den Kinder eben­so schwierig her­ankom­men wie Roll­stuhlfahrer, aber so, wie ich es auch aus Deutsch­land kenne) und bot sehr leckere Eis­sorten an.

Dort, wo die kleinen Geschäfte sind, befind­en sich auch diverse Ein­rich­tun­gen zur Kinderbe­spaßung. Die meis­ten Ange­bote richt­en sich haupt­säch­lich an kleinere Kinder, wie z.B. das Kinderkar­rus­sell, aber es gibt auch Ange­bote für größere Kinder (wie z.B. die Hüpf­burg) und Erwach­sene (Minigolf und die Fahrt mit der Bim­mel­bahn). Allen Ein­rich­tun­gen ist gemein, dass sie nicht kosten­frei zu nutzen sind. Die Preise vari­ieren, sind aber in Summe in meinen Augen nicht über­teuert gewe­sen.

Zu den kosten­freien Ange­boten gehören diverse sportliche Ange­bote und Kinderbe­spaßun­gen in Grup­pen, wozu sich aber wed­er die Erwach­se­nen noch die Kinder aufraf­fen kon­nten, weshalb wir die Ange­bote nicht genutzt haben. Zusät­zlich gibt es diverse Par­tys an den Pools und The­ater- und Musi­cal-Auf­führun­gen, an denen wir nur teil­weise teilgenom­men haben.

Nun noch zu den bei­den Restau­rants jew­eils ein paar aus­führlichere Beschrei­bun­gen, die sich so ähn­lich auch auf Google Maps find­en:

Max­im Pizze­ria

Wenn ich mir die Bew­er­tun­gen bei Google anschaue, dann muss dieses Restau­rant eine Katas­tro­phe sein. Ist es aber nicht. Wir waren hier mehrmals Essen und bis auf ein paar Aus­nah­men waren die Essen okay und schmack­haft. In der Tat war die Piz­za manch­mal etwas ver­bran­nt, aber das ist bei einem solchen Betrieb auch kaum ver­wun­der­lich. Als wir uns beschw­ert haben, wurde fre­undlich darauf reagiert, auch wenn das Per­son­al sicht­bar gestresst war. 

Vorbestellen und mit­nehmen ist hier nicht möglich, wenn viel Betrieb ist. “Take Away” nen­nt sich das, wobei Kun­den auch schon mal weggeschickt wer­den.. Die Pizzen sind übri­gens im Ris­torante Pizze­ria Barbablù in unseren Augen bess­er. 

Nur als klein­er Tipp: Man sollte das Restau­rant nicht zwis­chen 20 und 21 Uhr auf­suchen, da es sehr voll ist und sich lange Schlangen am Ein­lass bilden.

Ris­torante Pizze­ria Barbablù

Das zweite Restau­rant auf dem Camp­ing­platz, in dem wir während unseres Aufen­thalts mehrfach essen waren. Hier haben wir sowohl Essen zum Mit­nehmen bestellt als auch vor Ort verzehrt. Das Essen zum Mit­nehmen war immer möglich, auch wenn viel los war.

Wer zu den Haupt­stoßzeit­en kommt (zwis­chen 20 und 21 Uhr) muss mit Wartezeit­en rech­nen, die aber dur­chaus okay waren. Dafür wird dann schnell serviert und abgeräumt, um Platz für die fol­gen­den Gäste zu schaf­fen.

Das Essen war gut bis sehr gut. Die Pizzen waren dabei deut­lich bess­er als bei den anderen Restau­rants auf dem Camp­ing­platz. Das Restau­rant ist eine empfehlenswerte Alter­na­tive.

Der Strandzugang

Der Camp­ing­platz ist voll­ständig umzäunt und der Zutritt wird reg­uliert. Wer zum Mit­telmeer­strand möchte, muss die Anlage ver­lassen, auch wenn der Stand­ab­schnitt nur von den Gästen der Anlage genutzt wer­den darf.

Die Rampe vor dem Tor ist sehr unglück­lich gewählt wor­den. Zum einen ist sie sehr steil und zum anderen schräg. Für Roll­stuhlfahrer ist eine steile schräge Ebene das ungün­stig­ste, was er befahren kann. Zudem sind die Schrä­gen mit Sand bedeckt, so dass ich mehr rutschend als fahrend herun­tergeeiert bin, in der Hoff­nung, nicht umzukip­pen. Irgend­wie hat es geklappt, aber die meis­ten dürften hier auf Hil­fe angewiesen sein.

Der Strand geht hier sehr flach ins Mit­telmeer. Wer mit kleinen Kindern unter­wegs ist, wird sich freuen. Es gibt zahlre­iche Liegen, die kostenpflichtig gebucht wer­den müssen. Für Roll­stuhlfahrer gibt es geson­derte Liegen, die für die Fam­i­lien mit den behin­derten Fam­i­lien­mit­gliedern ohne weit­ere Kosten genutzt wer­den kön­nen.

Unsere Jungs woll­ten nur sel­ten ins Meer, so dass ich eben­falls nur sel­ten am Strand war. Um zu schwim­men, hätte ich rel­a­tiv weit in Wass­er gemusst. Während meines Aufen­thaltes gab es keinen Stran­droll­stuhl, ich habe aber irgend­wo gele­sen, dass es einen geben soll. Allerd­ings hätte mich dann jemand auch (weit) rein­schieben müssen.

Es ist also möglich, mit dem Roll­stuhl an den Strand zu gelan­gen, wobei der Wasserzu­gang irgend­wie auf eigene Faust geregelt wer­den muss.

Es gibt einen „Betonpfad“ ent­lang der Zäune der Anla­gen. Der Pfad wird nur durch die „schiefen Ebe­nen“ unter­brochen, anson­sten kann man auf diesem Pfad den Strand über einen län­geren Abschnitt ent­lang­wan­dern.

Links der Zugang zu den Liegen am Strand, fotografiert von dem Betonpfad, der sich ent­lang der Küste befind­et. Rechts zu sehen, dass die kleine Mole eigentlich nicht betreten wer­den darf (woran sich nicht viele hal­ten), weshalb der Holzweg kurz vorher endet. Auf die Mole kommt der Roll­stuhlfahrer nicht. Dafür aber auf die Liegen, die extra für Roll­stuhlfahrer reserviert sind.

Das Einkaufen

Auf dem Gelände gibt es einen Super­markt, der die Urlauber mit dem nötig­sten ver­sor­gen kann. Er ist ein wenig teur­er wie ein Super­markt außer­halb des Camp­ing­platzes, aber wer nur Kleinigkeit­en kauft, wird dies in Kauf nehmen. Da wir oft die Restau­rants besucht haben, kauften wir hier nur das Nötig­ste für den kleinen Hunger zwis­chen­durch.

Lei­der befind­et sich eine etwas höhere Bor­d­steinkante am Ein­gang des Super­mark­ts. Das Hochfahren geht ganz gut. Nur, wenn es wieder run­terge­ht, kann es prob­lema­tisch wer­den, weil ich oft Einkäufe auf dem Schoß hat­te, die dann gern ins Rutschen kamen. Also musste ich rück­wärts diese Kan­ten herun­ter­fahren.

Das Innere des Super­mark­ts war teil­weise etwas eng, so dass ich z.B. nicht an alle Obst- und Gemüsere­gale her­ankam. Auch der Kassen­bere­ich war mit ein­er Aus­nahme zu eng für meinen Roll­stuhl, so dass ich manch­mal die Waren auf das Band leg­en musste, um dann über den Notaus­gang auf die andere Seite des Ladens zu gelan­gen. Es ist dann aber doch immer irgend­wie gegan­gen.

Die anderen Läden auf dem Platz waren oft­mals sehr eng, obgle­ich ich nur sel­ten shop­pen war und es auch nicht angestrebt habe. Viele attrak­tive Shops gab es in meinen Augen nicht, son­dern auss­chließlich Läden, die Dinge verkaufen, die man gern zu Hause ver­gisst.

Ein­mal im Monat find­et zusät­zlich ein klein­er Markt statt, an dem man handge­fer­tigte Glas- und Holz-Andenken kaufen kon­nte. Also diese Dinge, die man im Urlaub kauft und daheim dann irgend­wo ein­stauben lässt. Die Kinder hinge­gen wer­den mit einem sehr großen Süßigkeit­en­stand ver­führt.

Fazit

Der Camp­ing­platz ist so aus­gelegt, dass man ihn nicht ver­lassen muss. Alles, was man für den täglichen Bedarf benötigt, wird hier geboten. Strand, Meer, Pools, Ani­ma­tion und son­stige Bespaßun­gen und diverse Shops und Restau­rants für den großen und kleinen Hunger.

Nicht alles davon ist bar­ri­ere­frei mit Roll­stuhl nutzbar, die wichtig­sten Anlauf­stellen hinge­gen schon.

Dieser Beitrag ist Teil ein­er kleinen Rei­he zu unserem Roll­stuhl- und Fam­i­lienurlaub an der Adria in der Nähe von Venedig. Der Über­sichts­beitrag zeigt alle in dieser Rei­he erschienen Beiträge.

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