Es gibt einen Grund, weshalb der Hersteller Scewo für die Nutzung des Bro sowohl eine theoretische als auch eine praktische Prüfung abgelegt wissen möchte. Dennoch bin ich mit dem Rollstuhl einige Male in kritische Situationen geraten, in denen sich durchaus auch jemand hätte schwerer verletzen können. Ich bin sehr froh, dass es bisher nicht dazu gekommen ist.
Nicht auf die Raupen geachtet
Ich bin mit dem Bro an eine hohe Bordsteinkante gefahren und habe mich ein wenig nach vorn gebeugt, weil ich etwas in den Kofferraum meines Fahrzeugs heben wollte. Weil der Rollstuhl sich immer wieder bewegt hat, wollte ich ihn feststellen, in dem ich in den Parkmodus gewechselt bin. Dabei habe ich vollkommen vergessen, dass ich an einem Bordstein stand und dass die Raupen des Bro ein wenig über die Vorderseite hinausragen.
Das hatte zur Folge, dass die Raupen vorne auf dem Bordstein auflagen und hinten auf der Straße standen. Somit stand der Bro sehr schräg und hatte versucht, dies auszugleichen, was natürlich nicht gelang. Er hatte den Sitz so weit nach vorn gefahren, dass ich mehr oder weniger in den Kofferraum meines Fahrzeugs gelanget bin. Steht der Bro einmal derart quer, ist es schwer, ihn aus der Situation wieder herauszubekommen. Ich nutze mittlerweile die Fernsteuerung, um ihn zumindest etwas bewegen zu können. Damit konnte ich ein Stück zurückfahren, damit die Raupen wieder auf einem ebenen Boden standen. Erst dann war der Wechsel in andere Modi wieder möglich.
Freistehende Schwellen
Der Bro hat durchaus Probleme in engen Räumen. Wie z.B. in Kellern. Wenn der Bro zu Hause steht im Home Office steht, dann würde er in der Wohnung zu viel Platz wegnehmen, weshalb wir ihn im Keller parke. Nun sind die »Parzellen« im Keller so aufgebaut, dass diese aus Drahtgitterkäfigen erbaut wurden, die an der Türe eine kleine Schwelle und auch diverse Haken haben, die die Türen in Position halten. Und genau an einem solchen Haken ist der Bro hängen geblieben.
Dadurch, dass ich Schwung holen muss, um über die Schwelle zu gelangen, bin ich also mit Schwung auf der einen Seite hängen geblieben, während die zweite Seite über die Schwelle hüpfte. Der Bro stand entsprechend schräg, der Motor des festhängenden Rads überhitzte und ging in eine Fehlermeldung. In diesem Fall muss der abgeschaltet werden. Nach einer kleinen Wartezeit kann man ihn wieder aktivieren und wieder in Position bringen.
Bordsteinkanten und freistehenden Schwellen gebührt eine besondere Aufmerksamkeit, weshalb ich einen eigenen Beitrag dazu erstellt habe.
Wurzeln auf dem Weg
Sehr problematisch sind Wurzeln, die sich den Weg nach oben bahnen. In allen Städten dürfte es Wege geben, unter denen sich die Wurzeln angrenzender Bäume breitmachen und den Boden anheben. Auf Straßen werden die Schäden mehr oder weniger schnell behoben, auf Gehwegen oftmals nicht. Das Problem dabei ist die chaotische Anordnung der Wurzeln. Oftmals ist es nicht möglich, diese gerade zu überfahren, weil diese sehr unförmig sind. Der Bro kommt schon sehr ins Schwanken, wenn er über die Wurzeln fährt und ich hatte oftmals Angst, dass er umkippt. Das ist zum Glück nie passiert, weil ich helfende Hände dabei hatte, die den Bro stützten. Zudem bin ich eher über die Wurzeln gekrochen als gefahren.
Auslösen des Kippschutzes
Wenn der Bro schlagartig nach hinten kippt, wird ein Kippschutz ausgefahren. Dies passiert z.B., wenn bei einer Treppenfahrt die Sensoren das Treppenende nicht erkennen und der Fahrer ebenfalls nicht darauf achtet, dass die Stützräder nicht ausgefahren sind. Wenn der Bro dann nach hinten kippt, donnern sehr geräuschvoll zwei Metallstäbe aus dem hinteren Teil des Bro nach draußen und fangen den Sturz ab.
Mit ausgefahrenem Kippschutz kann der Bro nur noch extrem langsam bewegt werden. Der Kippschutz muss von Hand eingefahren werden. Dafür muss eine zweite Person (wenn der Fahrer nicht fit genug ist, um selbst auszusteigen und hinten unter den Bro zu klettern) die Stäbe nach oben schieben und gleichzeitig einen Splint nach innen drücken.
Manchmal habe ich gefühlt, dass der Bro auch beim Bremsen oder beim Überfahren von Wurzeln oder Schwellen nach hinten kippt. Auch ist es möglich, dass der Bro bei einer Vollbremsung den Kippschutzausfährt. Bisher ist es mir (zum Glück) noch nicht passiert, dass der Kippschutz aus solchen Situationen heraus auslöst.
Bei mir wurde der Kippschutz mehrfach ausgelöst, als der Bro aus dem Parkmodus in den Fahrmodus wechseln wollte. Bei einem solchen Wechsel werden die Raupen ein wenig angehoben und die Regelung der beiden großen Räder übernimmt die Kontrolle über den Schwerpunkt. Genau dies ist nicht geschehen. Dadurch, dass die Regelung nicht übernommen hat, ist der Rollstuhl nach hinten gekippt, was den Kippschutz ausgelöst hat. Dies ist mir insgesamt fünf Mal passiert. In meinen Augen ist dies kein Zufall mehr, aber obwohl ich dem Hersteller die Log-Daten zur Verfügung gestellt habe, konnte man die Ursache bis heute nicht herausfinden.
Wenn dies passiert, muss jemand hinten unter den Stuhl kriechen, um die Stangen wieder einzufahren. Nun, kriechen kann ich noch, weshalb ich selbst unter den Stuhl gekrochen bin, um die Stützen einzufahren. Wer das nicht mehr kann, steht dumm da.
Überhitzung Nr. 1
Das Überfahren von Kabelbrücken mit einem Rollstuhl ist immer kritisch. Die Steigungen der Kabelbrücken sind zu groß und es braucht einiges an Übung seitens des Rollstuhlfahrers, damit die Kabelbrücken einigermaßen gemeistert werden können.
Beim Überfahren einer Kabelbrücke hat sich der Bro quergestellt und ist an einem Metallpfeiler hängengeblieben. Er stand mit einem Rad noch auf der Brücke und mit dem anderen auf dem Boden. Er stand also quer und aus nicht ganz ersichtlichen Gründen hat sich ein Motor überhitzt. Welcher dies war, ließ sich nicht erkennen. Was macht man in diesem Fall, wenn im Display des Handys steht, dass ein Motor überhitzt ist und man sich an den Support wenden soll? Immerhin stand ich in einer sehr unglücklichen Situation.
Also habe ich den Bro komplett abgeschaltet (also hinten den Ein- und Ausschalter umgelegt) und ein wenig gewartet, in der Hoffnung, dass der Motor abkühlt und sich das gesamte System zurücksetzt. Dadurch, dass er noch immer schräg stand (verschoben werden konnte er nicht), hat er beim Wechsel in eine sichere Position gemeckert (Steigung zu steil), hatte sich letzten Endes dann aber doch berappelt und fuhr in den Fahrmodus, so dass ich diesen bewegen konnte. Erst dann stand der Bro wieder auf sicheren Füßen.
Der Leser kann sich aber sicherlich vorstellen, wie mein Herz raste und ich sehr erleichtert war, als der Bro wieder normal funktionierte. Wenn ich an die Situation zurückdenke, so war das Problem die Enge. Es war eine sehr kleine Kabelbrücke, mit der der Bro für gewöhnlich keine Probleme hat. Aber aufgrund der beengten Verhältnisse reichte ein kleiner Schwenker, um ihn außer Kontrolle geraten zu lassen. Beim nächsten Mal bin ich schlauer.
Überhitzung Nr. 2
Ich nutze den Anschnallgurt, da das Überfahren von Schwellen und Bordsteinkanten mich schon öfters beinah aus dem Rollstuhl geworfen hat. Beim Umsetzen lasse ich den Gurt offen und habe einmal nicht auf ihn geachtet. Der Bro befand sich im Parkmodus, die beiden Teile des Gurts hingen rechts und links herunter. Wenn der Bro aus dem Parkmodus in den Fahrmodus wechselt, dann fährt der Sitz nach oben. Und mit ihm der Gurt. Blöderweise hat sich die Schnalle dabei in den Speichen eines Rads verkeilt, was ich nicht bemerkt habe. Als ich im Fahrmodus anschließend losfahren sollte, blockierte das Rad und ich fuhr ungewollt im Kreis und habe etliche Gegenstände mitgenommen. Ich konnte nur über Drücken des Standby-Knopfs den Bro stoppen. (Dies ist die Notbremsfunktion des Rollstuhls.)
Auch hier half nur das Ausschalten und Warten, damit ich den Bro wieder in eine sichere Position bringen konnte. Dies war mir eine Lehre und seither achte ich sehr penibel darauf, wo sich die Gurtschnallen befinden.
Ich stelle den Scewo Bro in mehreren Beiträgen hier auf meinem Blog vor. Damit die Übersicht nicht leidet, gibt es einen Beitrag, in dem ich alle Berichte bündele. Diese Erfahrungsberichte sind nicht gesponsert und spiegeln meine persönliche Meinung wider. Aufgrund der Vielfältigkeit von Erkrankungen bzw. Behinderungen kann ich keine Hilfsmittelberatung anbieten. Die Beiträge dienen lediglich zur Orientierung für Interessenten.
Schon seit Anbeginn des Internets pflegte Eng einen Blog. Und weil es ihm Spaß macht, seine Erfahrungen zu teilen, sind es immer Mischblogs, so wie dieser hier.
Seitdem seine neuromuskuläre Erkrankung einen deutlich größeren Einfluss auf sein Leben hat, befinden sich neben den Beiträgen zur Fotografie, Aquaristik, Reisen, Verbraucherschutz und Technik auch Beiträge zu Gesundheitsthemen auf diesem Blog.
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