Lohnt sich ein Vollhybrid?

Als unser Wagenwechsel anstand und wir für uns festgestellt haben, dass sich ein Privatleasing nicht lohnt, wollten wir mit dem neuen Fahrzeug zumindest eine vergleichsweise umweltfreundliche Variante wählen.

Natürlich wissen wir auch, dass das umweltfreundlichste Auto das ist, was nicht bewegt wird, aber wir haben ein paar Mal den Versuch gewagt, ohne Zweitwagen auszukommen, sind aber aus verschiedensten Gründen gescheitert.

Kleinwagen, elektrisch

Unsere Voraussetzung war lediglich, dass es ein Kleinwagen sein sollte und dieser nach Möglichkeit elektrisch betrieben. Ein VW Golf war also schon zu groß. Rein elektrisch angetriebene Fahrzeuge kommen für uns als Mieter in einer Großstadt nicht in Frage. Wir parken zwar in einer Sammeltiefgarage, konnten aber den Vermieter nicht davon überzeugen, eine Lademöglichkeit zu installieren.

Hier würde eine Mischfinanzierung aus Staat, Energieversorger, Mieter und Vermieter sicherlich Wunder wirken. So blieb als Alternative das Fahrzeug zwei Kilometer von unserer Wohnung entfernt aufzuladen, wobei die Ladestation nicht reserviert werden kann. Sind die Säulen belegt, hat man Pech gehabt.

Welcher Hybrid?

Das war uns zu unsicher, so dass es ein Hybrid her musste. Dabei war uns egal, ob es ein vollintegrierter oder ein Plug-In-Hybrid gewesen wäre, die Auswahl ist eh sehr übersichtlich. Der Unterschied zwischen beiden Hybridarten liegt darin, dass der Plugin-Hybrid mittels externe Ladesäule geladen werden muss, während der vollintegrierter Hybrid den Akku während der Fahrt auflädt. Und zwar ausschließlich über die Energierückgewinnung, d.h. wenn das Fahrzeug rollt oder abgebremst wird.

Da wir auch auf den Preis achten mussten, sind wir schlussendlich bei einem Toyota Yaris Hybrid gelandet. Als Vergleich: Ein BMW 2er AT als Plugin-Hybrid hätte gut doppelt so viel gekostet, wobei es von keiner Seite irgendeine Art von Vergünstigung gegeben hat. BMW hat mir so gut wie gar keine Rabatte gewährt und wollte uns viel lieber einen Diesel oder Benziner verkaufen.

Anschaffungskosten

Wer kauft schon Neuwagen? Die verlieren doch direkt an Wert. Oder nicht?

Also haben wir uns zuerst nach einem gebrauchten Yaris Hybrid umgesehen. Da wir ihn gerne über eine Ballon-Finanzierung anschaffen wollten, waren wir an Händler gebunden, die die Mehrwertsteuer ausweisen können. Außerdem sollte der Wagen weniger als 50.000 km gelaufen haben, nicht älter als fünf Jahre und als Fünftürer ausgeführt sein.

Unter diesen Voraussetzungen war das günstigste Fahrzeug, dass wir gesehen hatten, ein Yaris für 16.000 Euro. Bei der Probefahrt sah das Fahrzeug recht gebraucht aus und wir erfuhren, dass es sich um einen ehemaligen Mietwagen aus Spanien handelte. Dafür wäre man uns ein bisschen entgegen gekommen und hätte uns das Fahrzeug für 14.500 Euro überlassen.

Zur gleichen Zeit hat Toyota seine Team Deutschland Modelle angeboten. Der Yaris Hybrid als Neuwagen mit einer besseren Austattung (wie z.B. Alu-Felgen oder Sitzheizung) wurde uns für 17.000 Euro angeboten. Nun, bei einem solchen Angebot konnten wir einfach nicht sein sagen, denn damit lag das Fahrzeug gut 3000 Euro unterhalb des Listenpreises, wobei wir uns uns noch zusätzlich Allwetterreifen gewünscht hatten. Ansonsten wäre der Wagen nochmals 500 Euro günstiger gewesen.

Damit ist der Yaris Hybrid für uns günstiger gewesen als ein vergleichbarer Benziner und das Argument, dass Hybriden in der Anschaffung teurer sind, war auf einmal hinfällig.

Unterhaltkosten

Die Steuer für einen Yaris darf man denk ich für Benziner wie Hybriden als gering und somit nahezu gleich ansehen (30 Euro der Hybrid, 28-50 Euro der Benziner (1.0 und 1.5)).

Die Vollkaskoversicherung für den Hybriden ist ca. 10% teurer. Das kann je nach Einstufung zwischen 50 und 100 Euro pro Jahr ausmachen, was meines Erachtens auch nicht die Welt ist.

Bei uns im Kaufpreis sind die ersten beiden Service enthalten, weswegen uns zumindest in den ersten beiden Jahren keine Kosten anfallen werden. Für den Akku sind sogar die ersten fünf Jahre enthalten. Aber auch ansonsten sind die Werkstattkosten vergleichsweise gering, wobei der Hybrid nach ADAC-Angaben nicht teurer in der Wartung ist als ein Benziner (unabhängig von der Motorisierung).

Bleibt also noch der Verbrauch, bei dem sich die beiden Motorisierungen unterschieden. Diesem Thema widmen wir nun einen eigenen Beitrag. Bis hierher sei festgehalten, dass sich die beiden Motorisierungen bei gleicher Ausstattung nicht sonderlich viel nehmen.

Verbrauch

Ja, das leidige Thema Verbrauch, an dem sich unter den Hybrid-Anhängern wie -Gegnern die Geister scheiden.

Auf dem Papier verbraucht der Hybrid 3,3 l/100 km, der 1.0er 4,3 l/100 km und der 1.5er 4,7 l/km. Wer 15.000 km pro Jahr verfährt und mit einem Benzinpreis von 1,30 Euro pro Liter, würde mit diesen Verbrauchswerten mit einem Hybriden 195 Euro bzw. 273 Euro pro Jahr gegenüber den Benzinern einsparen.

Das ist meines Erachtens ebenfalls nicht die Welt und würde den Hybridantrieb nicht gesund rechnen, wenn man die Listenpreise vergleicht.

Wer selbst seine Verbräuche miteinander vergleichen möchte, kann dies mit folgendem Berechnungstool machen.


Der Benzinverbrauch des Hybriden hängt massgeblich von seinem Einsatzgebiet ab. Damit meine ich nicht nur die Fahrweise oder wie intensiv der Fahrer das Gaspedal betätigt. Denn eine rasante Fahrweise führt bei beiden Motorisierungsarten zu einem Mehrverbrauch. Nein, ich meine die Art und Weise, wie der Akki des Hybriden aufgeladen wird.

Der Akku des Fahrzeugs wird nämlich nur dann geladen, wenn kein Gas gegeben wird oder wenn gebremst wird. Auf längeren Autobahn- und Landstraßenfahrten ist das für gewöhnlich nicht der Fall und der Hybrid verbraucht in etwa so viel wie ein vergleichbarer Benziner.

Der Hybrid kann dann seine Stärken einsetzen, wenn er im Stadtverkehr und/oder im Stop&Go-Verkehr unterwegs ist. Unser Wagen verbraucht im gemischten Verkehr mit ca. 30% Autobahn und 70% Stadtverkehr nicht ganz 6 l/100km. Die angegebenen 3,3 l/100 km haben wir nie erreicht, so sehr wir uns auch angestrengt haben. Ein mittlerweile üblicher Umstand.

Lohnt sich nun ein Vollhybrid?

Wenn man die Listenpreise vergleicht, so sind die Vollhybriden über 3000 Euro teurer als die vergleichbaren Benziner. Eine Summe, die der Hybrid-Vorteil nicht wett macht. Aus diesem Gesichtspunkt heraus, lohnt sich eine solche Anschaffung nicht. Erst, wenn die Hersteller mit satten Rabatten locken und der Hybrid ähnlich teuer wie ein Benziner ist, lohnt sich die Anschaffung.

Die Bewertung der Umweltbelastung fällt recht schwierig aus und kann unseren Erachtens nicht wirklich berücksichtigt werden. Dem Minderverbrauch stehen nämlich die Herstellung der Akkus gegenüber, was sich eben recht schwer miteinander vergleichen lässt.

Somit sagen wir, dass sich die Anschaffung prinzipiell derzeit nicht lohnt.

 

4 Kommentare

  1. Vielen Dank für diesen Beitrag und die damit verbundene Mühe!
    So weiß man, woran man bei einem Kauf dieses oder eines ähnlichen Autos ist.
    Sehr informativ!
    Viele Grüße
    Tim

      1. Ja, grundsätzlich natürlich schon und wir fahren ihn ja auch noch (als Mieter haben wir keine Möglichkeit E-Autos zu fahren). Aber es ist eben die Frage, ob über alles gesehen, der Fußabdruck wirklich geringer ist.

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