“Die Programmautomatik ist nur was für Knipser, die einfach drauflosknipsen möchten”. Diese und ähnliche Aussagen hört man gern von “Fotoprofis”. Aber was steckt wirklich hinter den unterschiedlichen Automatiken einer digitalen Spiegelreflexkamera?
Zuerst ein paar Worte zu den Begrifflichkeiten, die gerne durcheinandergebracht werden.
Av steht für Aperture Value. Das kommt aus dem Englischen, wobei Aperture für Blende oder Blendenöffnung steht und Value für Wert. In diesem Modus wählt der Fotograf also die gewünschte Blende und die Kamera passt die Belichtungszeit entsprechend an.
Dieser Modus wird auch als Zeitautomatik, Verschlussvorauswahl oder Verschlusszeitautomatik bezeichnet.
Tv steht für Time Value. Auch dieser Begriff kommt aus dem Englischen und heißt übersetzt Zeitwert. In diesem Modus wählt der Fotograf die Belichtungszeit und die Kamera wählt eine entsprechend passende Blende.
Dieser Modus wird auch als Blendenautomatik oder Zeitvorwahl bezeichnet.
Vor allem der Begriff Blendenautomatik wird oftmals fälschlicherweise für den Modus Av gewählt.
P steht für Programmautomatik. In diesem Modus wählt die Kamera Verschlusszeit und Blendenöffnung in Abhängigkeit von der Helligkeit des Motivs. Hier wählt also die Kamera beide Einstellungen, weshalb dieser Modus gern etwas “abfällig” betrachtet wird. Weshalb die “Fotoprofis” hier aber falsch liegen, folgt nachdem wir uns der Sonderrolle der Zeitvorwahl angeschaut haben.
Die Sonderrolle von Tv
Die Zeitvorwahl nimmt von all den Automatiken eine Sonderrolle ein. Sie wird gerne verwendet, wenn mit Bewegungsunschärfen gearbeitet wird.
Die Verschlusszeitanzeige kann übrigens mitunter verwirrend sein, da sie als Bruch angegeben wird. Zahlen, die nicht als Bruch angegeben werden, entsprechen Sekunden.
Als Fautregel gilt: 1/30 Sek ist die “Freihandgrenze”.
D.h., dass Belichtungszeiten länger als 1/30 Sek können ohne Stativ nur noch schwer realisiert werden, möchte man ein scharfes Bild haben. Ansonsten kommt es zu Bewegungsunschärfen, die ihrerseits allerdings als Gestaltungsmittel verwendet werden können.
Länger als 1/30 Sek heißt übrigens, dass die untere Zahl kleiner wird. D.h. mit einer Verschlusszeit von 1/15 wird es schwierig, scharfe Freihandbilder zu machen. Längere Belichtungszeiten werden dann benötigt, wenn wenig Licht vorhanden ist, wie z.B. bei Nachtaufnahmen.
Kürzere Belichtungszeiten werden verwendet, um Bewegungen einzufrieren. Mit Zeiten von z.B. 1/1000 und niedriger lässt z.B. Wasser an einem Brunnen optisch einfrieren.
Der Unterschied zwischen Av und P
Macht man ein Foto im Programm Av mit einer Blende von z.B. 2.8, dann sucht sich die Kamera eine dazu passende Verschlusszeit. Hat man nun auch noch die Iso- und Weißabgleichautomatik eingestellt, sucht sich die Kamera auch hier entsprechende Werte heraus.
Stellt man nun die Kamera auf die Programmautomatik um, und stellt auch hier die Blende auf 2.8 ein, so wird sich die Kamera (wenig verwunderlich) die gleichen Werte suchen wie im Programm Av.
Zwischen den beiden Programmautomatiken besteht also kein Unterschied, wenn der Fotograf die Blende vorgibt.
Der einzig wahre Unterschied liegt darin, dass in der Programmautomatik die Kamera bei der ersten Scharfstellung, einen Vorschlag für die Blende herausgibt. Diesen kann man aktzeptieren oder man wählt selbst eine andere Blende.
Bei Canon-Kameras behält die Kamera auch im Programm P die zuletzt gewählte Blende bei. Sprich, dass bei Fotoserien der Fotograf nicht jedes Mal kontrollieren muss, ob die Kamera nicht doch ab- oder aufblendet.
Alle anderen Einstellungen, wie z.B. den Weißabgleich oder den Iso-Wert werden in beiden Automatiken gleich behandelt. Entweder, der Fotograf stellt sie selbst ein (empfohlen) oder er überlässt die Wahl der Kamera.
Der Unterschied zwischen Av und P ist also marginal und es gibt keinen Grund, eine der Automatiken “höher” zu bewerten.
Schlussendlich ist es egal, für welche Automatik sich der Fotograf entscheidet. Keine von den dreien ist einfacher zu bedienen als die anderen beiden.
Schon seit Anbeginn des Internets pflegte Eng einen Blog. Und weil es ihm Spaß macht, seine Erfahrungen zu teilen, sind es immer Mischblogs, so wie dieser hier.
Seitdem seine neuromuskuläre Erkrankung einen deutlich größeren Einfluss auf sein Leben hat, befinden sich neben den Beiträgen zur Fotografie, Aquaristik, Reisen, Verbraucherschutz und Technik auch Beiträge zu Gesundheitsthemen auf diesem Blog.
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