Reha in der Asklepios Weserbergland-Klinik in Höxter 2024

Außenansicht der Weserberglandklinik

In diesem Jahr hat­te ich über­legt, ob ich die Reha in der gle­ichen Klinik wie in den let­zten Jahren durch­führe, oder ob ich nicht eine nähergele­gene wählen sollte. Schlussendlich habe ich mich dage­gen entsch­ieden, da diese nicht als Rehak­linik zer­ti­fiziert war, Patien­ten mit neu­ro­muskulären Erkrankun­gen zu behan­deln. Es beste­ht je nach Krankheits­bild ein sehr großer Unter­schied, welche Ther­a­pi­en ange­wandt wer­den.

Also habe ich mich doch wieder für die »Askle­pios Weser­ber­g­land-Klinik« in Höx­ter entsch­ieden. (Es beste­ht in Deutsch­land eine freie Arzt- und Klinikwahl, d.h., dass ich als Patient selb­st entschei­den darf, wo meine Reha stat­tfind­et.)

Irgend­wann Ende 2023 Anfang 2024 wurde die Klinik ver­größert. In einem (älteren) Nebenge­bäude wur­den einige Eta­gen kern­saniert, so dass sich nun dort die Geri­atrie befind­et. Dadurch kon­nte die Bet­te­nan­zahl in der Neu­rolo­gie auf 180 erhöht wer­den. Die Weser­ber­g­land-Klinik hat sich auf neu­ro­muskuläre Erkrankun­gen (NME), Mul­ti­ple Sklerose (MS) und Schla­gan­fälle spezial­isiert, kann aber auch andere neu­rol­o­gis­che Erkrankun­gen ther­a­pieren.

Therapien

Der Vorteil, wenn man eine Rehak­linik ken­nt, liegt darin, dass man auch das Ange­bot an Ther­a­pi­en ken­nt. Es sind nicht nur die Ther­a­peuten (oder zumin­d­est die meis­ten) bekan­nt, son­dern auch die Gerätschaften. Anhand der­er kann man selb­st auch fest­stellen, ob bzw. in welchem Maße die eigene Erkrankung fort­geschrit­ten ist.

In meinem Fall war der erste Entwurf des Ther­a­pieplans etwas mager. Dadurch, dass ich wusste, was mich erwarten sollte, bin ich schon am ersten Tag bei der Ther­a­piepla­nung vorstel­lig gewor­den. Das ist nur jedem Patien­ten zu empfehlen, dass man sich nicht scheuen darf, sich zu beschw­eren. Man ist wed­er in der Reha, um neue Fre­und­schaften zu schließen, noch bekommt man Sternchen oder Vergün­s­ti­gun­gen, wenn man brav das durchkaut, was einem vorge­set­zt wird. Dies gilt im Übri­gen unab­hängig von der Klinik.

Und so wurde auch in der ersten Woche der Plan grundle­gend über­ar­beit­et, aber den­noch war die Anzahl der Ther­a­pi­en über­schaubar, da eine Krankheitswelle das Per­son­al erfasst hat. Coro­na ist eben noch immer vorhan­den und rei­ht sich in die klas­sis­chen Grippewellen ein.

Aber nicht nur Krankheit und Urlaub haben das Ange­bot aus­gedün­nt, son­dern auch viele unbe­set­zte Stellen, so dass teil­weise pro Woche über 60 notwendi­ge Ther­a­pi­en nicht ange­boten wer­den kon­nten, weshalb nahezu jed­er Patient sich beklagte, dass zu wenig Ther­a­pi­en stat­tfan­den. Als Ver­gle­ich: Im let­zten Jahr hat­te ich pro Tag 6–8 Ther­a­pi­en, in diesem Jahr eher 3–4, also nur halb so viele.

Ich hat­te den Ein­druck, als wäre die Anzahl der Patien­ten zwar gestiegen (aktuell gibt es 180 Bet­ten), die Anzahl der Ther­a­peuten und Ther­a­piegeräte nicht. Der Fachkräfte­man­gel im Gesund­heitswe­sen ist weit­er­hin wie auch in den Jahren zuvor noch immer spür­bar. Zumin­d­est für das kom­mende Jahr ist eine Auf­s­tock­ung der Ther­a­piegeräte geplant, so dass auch hier nachgebessert wer­den wird.

Grund­sät­zlich beste­ht aus mein­er Sicht drin­gen­der Hand­lungs­be­darf seit­ens der Geschäfts­führung, die Job-Attrak­tiv­ität vor allem für die Ther­a­peuten und Pflegekräfte spür­bar zu verbessern. Nicht-mon­etäre Instru­mente gibt es sehr viele, wie Mitar­beit­er gehal­ten wer­den kön­nen, die über einen Obstko­rb hin­aus­ge­hen.

Zimmer

Ein kurzes Wort zu den 180 Bet­ten, denn dies sug­geriert, dass die Wartezeit­en für einen Ther­a­pieplatz doch über­schaubar sein soll­ten. Ist es aber nicht. Das hat mehrere Gründe. Zum einen gibt es einen steten Zuwachs an Anfra­gen, so dass es für diese Klinik aus mein­er Sicht ganz wäre, wenn die Akut-Reha nicht mehr in der Rehak­linik, son­dern im Kranken­haus stat­tfind­et. Das würde die Anzahl der Anmel­dung etwas entspan­nen.

Zum anderen wer­den die Patien­ten auf den Sta­tio­nen ihrem Krankheits­bild entsprechend unterge­bracht. So gibt es die Sta­tio­nen, auf denen nur NME-Patien­ten liegen, aber auch Sta­tion mit MS- und Schla­gan­fall-Patien­ten. Vor allem bei den NME-Patien­ten spielt die Zim­mer­größe eine Rolle. Je nach Aus­prä­gung der Ein­schränkun­gen sind entsprechend große Zim­mer notwendig, so dass unter Umstän­den für einen NME-Patien­ten eben keine 180 Bet­ten geeignet sind, son­dern vielle­icht nur zwei Zim­mer, die den beson­deren Anforderun­gen entsprechen.

Es ist aber weit­er­hin so, dass die NME-Patien­ten Einzelz­im­mer haben, auch wenn sich im Netz immer wieder andere Stim­men find­en.

Darüber hin­aus bleiben die Aspek­te beste­hen, die ich in diesem geson­derten Beitrag zusam­menge­tra­gen habe. Erfreulicher­weise war die Anzahl der Sil­ber­fis­che spür­bar weniger, worüber ich im let­zten Jahr noch berichtet hat­te.

Essen

Etwas Ver­wirrung gab es in der Kan­tine. Seit dem let­zten Jahr hat sich hier einiges geän­dert. Die erste große und sehr pos­i­tive Änderung fand bei der Wahl des Essens statt. Nun muss der Patient nicht eine Woche im Voraus angeben, was er essen mag, son­dern kann frei zwis­chen den Kom­po­nen­ten der drei Tages­gerichte wählen. Auch auf die Menge hat man nun Ein­fluss, weil man ein­fach sagen kann, dass man von dem etwas mehr und von dem anderen etwas weniger haben möchte.

Allerd­ings bleibt das Ange­bot für Veg­e­tari­er sehr über­schaubar. Während meines Aufen­thalts hat­te ich ein Kind getrof­fen, das sich veg­e­tarisch ernährte und für diese Ziel­gruppe gab es teil­weise gar kein Ange­bot.

Die zweite Änderung ist der Ent­fall der Platz-Reservierun­gen für Fußgänger. Dies wurde Ende Okto­ber 2024 umge­set­zt, war also noch ganz frisch. Vor allem mit­tags ist nun freie Platzwahl. Das hat den Vorteil, dass mehr Patien­ten mit­tags in der Kan­tine Essen gehen kön­nen. Damit es zu Stoßzeit­en nicht zu voll wird, wer­den Ther­a­pi­en bewusst in die Mit­tagszeit gelegt, so dass hier­durch zwei Grup­pen entste­hen. Anfangs wuer­den die Patien­ten mit Begleit­per­so­n­en gebeten, erst ab 13 Uhr zum Essen zu kom­men. Eine Regelung, die später wieder gekippt wurde.

Mor­gens und abends haben Roll­stuhlfahrer und Patien­ten, die auf einen Rol­la­tor angewiesen sind, noch immer reservierte Plätze, für die Fußgänger gilt auch zu diesen Mahlzeit­en freie Platzwahl.

In meinen Augen sind diese Änderung eine Bere­icherung und entspan­nen das The­ma Essen gehörig. Auch hat die Qual­ität des Essens spür­bar zugenom­men. Allerd­ings habe ich auch von eini­gen Mit­pa­tien­ten gehört, dass sie auch als Fußgänger lieber einen fes­ten Sitz­platz haben möcht­en, weil es sie stresste, sich immer aufs neue einen Sitz­platz zu suchen. Man kann es eben nicht allen recht machen. 

Übri­gens: Nun kann sich der Patient ganz offiziell heißes Wass­er in der Kan­tine holen. Sei es für irgen­dein Instant-Getränk oder für die Wärm­flasche.

Kurioses

Während ein­er Reha trifft man aller­lei Mit­pa­tien­ten, die mit den unter­schiedlich­sten Erkrankun­gen in der Klinik sind. Oft­mals sind dies ein­ma­lige Begeg­nun­gen, die ich als erwach­sen­er Patient mache. Vor allem junge Patien­ten ver­suchen “im Rudel” eine Reha wahrzunehmen, weshalb diese sich gezielt tre­f­fen. Auch bei den MS-Patien­ten ist mir das aufge­fall­en. Die erwach­se­nen NME leg­en die Reha aus anderen Grün­den in einen bes­timmten Zeitraum. Dafür gab es die ein oder andere ungewöhn­liche Begeg­nung.

So habe ich ein seit 56 Jahren ver­heiratetes Pärchen getrof­fen, bei dem der Ehe­mann seinen 88. Geburt­stag in der Reha gefeiert hat. Hier war er wegen eines Schla­gan­falls zuge­gen, während seine Ehe­frau die Begleitung war. Nach Rück­sprache mit Kos­ten­träger und Klinik kon­nte sie auch als Begleit­per­son einige Ther­a­pi­en wahrnehmen. Die bei­den ergaben ein sehr schönes Bild.

Etwas ungewöhn­lich die Patien­ten, die eine neue Hüfte einge­set­zt bekom­men hat­te und eigentlich in ein­er orthopädis­chen Rehak­linik unterkom­men wollte. Hier haben sich die Ärzte ver­tan, die die Reha beantragt haben, da die Patien­ten eine neu­rol­o­gis­che Vor­erkrankung hat­te und diese als Diag­nose herange­zo­gen wurde. 

Aus diesem Grund ist es immer rat­sam, wenn man sich erkundigt, in welche Klinik man geschickt wird, damit solche Ereignisse aus­geschlossen wer­den. Denn auch Ärzte machen Fehler.

Anfahrt, ÖPNV und der Holibri

Die Weser­ber­g­land-Klinik in Höx­ter liegt auf einem Berg. Die Zufahrtsstraße hat eine enorme Stei­gung, die Roll­stuhlfahrer für gewöhn­lich nicht meis­tern kön­nen. Fußgänger kön­nen als Alter­na­tive einen kürz­eren Pfad hinab wählen, der aber noch steil­er ist.

holibri app

Eine Anbindung an den ÖPNV gibt es nicht mehr. Als Alter­na­tive wurde der Holib­ri-Dienst ins Leben gerufen. Das sind fünf Vans, die man entwed­er tele­fonisch oder via App rufen kann. Nun sind nur zwei der Vans für Roll­stuhlfahrer geeignet und entsprechend beliebt. Das führt dazu, dass man diese Fahrzeuge sehr früh buchen muss. Oft­mals sind schon don­ner­stags bei­de Fahrzeuge für das Woch­enende aus­ge­bucht. Ein spon­tan­er Gang in die Stadt ist so nicht möglich. Auch eine Unternehmung mit mehreren Roll­stuhlfahrern wird so unter­bun­den, da in einen Van nur ein Roll­stuhlfahrer Platz find­et.

Meine Anfrage bei Holib­ri und dem Behin­derten­rat der Stadt Höx­ter blieb unbeant­wortet. Ich hat­te angeregt, einen regelmäßi­gen Shut­tle einzuricht­en, der zu fes­ten Zeit­en die Klinik anfährt. Hier reichen ja Klein­busse, die hoch zur Klinik fahren und in Höx­ter zwei oder drei Punk­te anfahren, um dann wieder zurück­z­u­fahren. Es würde ja aus­re­ichen, wenn diese am Woch­enende vor­mit­tags runter und am späten Nach­mit­tag wieder hoch fahren.

Da die ÖPNV-Anbindung von Höx­ter generell sehr schlecht ist, bleibt im Grunde genom­men lediglich die Anfahrt mit dem PKW. Alter­na­tiv nutzt man den Fahr­di­enst, (wenn man nicht zu weit weg wohnt), sitzt dann aber auf dem Berg fest.

Fazit

Es ist span­nend anzuse­hen, welche Änderun­gen stetig in der Weser­ber­g­land-Klinik durchge­führt wer­den. Deshalb muss man bei den Bew­er­tun­gen im Netz auf­passen, aus welchem Jahr diese stam­men. Außer­dem muss man in gewohn­ter Weise beacht­en, dass eher der frus­tri­erte als der zufriedene Patient seine Mei­n­ung im Netz kund­tut. Ich bin in Summe noch immer zufrieden mit den Ther­a­pi­en in der Klinik und habe dur­chaus Ver­ständ­nis, dass die Klinikleitung nicht immer auf jede Akut­si­t­u­a­tion einge­hen kann. Ich sehe , dass sich das Klinikleben stetig ändert und opti­miert wird.

Jet­zt muss lediglich dem Fachkräfte­man­gel ent­ge­gengewirkt wer­den, denn eine Klinik muss nicht nur neues Per­son­al anwer­ben, son­dern das beste­hende auch hal­ten. Ein Umstand, der nicht nur für das Gesund­heitswe­sen gilt, son­dern generell in der Wirtschaft, die vom Fachkräfte­man­gel betrof­fen ist.

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