Rollstuhlurlaub im Stubaital (Österreich)

stubaital

Ein weit­eres Mal hat es uns nach Öster­re­ich getrieben. Dieses Mal ins Stubaital, in dem es mehr Ange­bote für Roll­stuhlfahrer geben soll. Das war aber gar nicht der Haupt­grund für diese Wahl, son­dern wir haben nach einem Ort gesucht, an dem die ver­rück­te Fam­i­lie ihrem Hob­by frö­nen kann. Allen voran die Bik­er, die ganz heiß darauf waren, in den Alpen Trails zu bewälti­gen, die man in NRW verge­blich sucht.

Natür­lich sind solche Trails nicht bar­ri­ere­frei und ich habe auch keine Ange­bote gefun­den, wo es möglich wäre, Trails als Roll­stuhlfahrer zu nutzen. The­o­retisch gibt es eine Möglichkeit, die aber lei­der nicht genutzt wird. Es gibt vier­rä­drige Gefährte für Roll­stuhlfahrer, die für Bergab­fahrten genutzt wer­den kön­nen. Die „nor­malen“ Bike­trails sind dafür nicht geeignet. Allerd­ings gibt es in ver­schiede­nen Bike-Parks Ange­bote für „Moun­tain­car­ts“. Das sind dreirä­drige Carts, die nur über eine Bremse ver­fü­gen und tal­ab­wärts auf eige­nen Pis­ten rauschen. Hier kön­nte sicher­lich ein entsprechen­des Ange­bot für Roll­stuhlfahrer entste­hen. Wie gesagt, aktuell ist nichts der­gle­ichen vorhan­den.

Im Stubaital selb­st gibt es nur wenige Trails, die rel­a­tiv anspruchsvoll sind, weshalb diejeni­gen aus der Fam­i­lie, die Anfänger­pis­ten benötigten, bis nach Inns­bruck fahren mussten. Aber genau das war auch der Plan, als wir das Dom­izil ent­deckt haben. Die einen vergnü­gen sich im Bikepark, die anderen in Inns­bruck. Zuerst aber ein paar Worte zur Unterkun­ft.

Die Unterkunft

Der Blick auf den Ein­gang und die Ter­rasse.
Grund­sät­zlich ist es sehr schw­er, eine Ferien­woh­nung oder ‑haus zu find­en, das über fünf Schlaf­plätze ver­fügt und dabei noch bar­ri­ere­frei bzw. für einen Roll­stuhlfahrer nutzbar ist. Die meis­ten Ange­bote, die ich im Netz finde oder die in den sozialen Medi­en bewor­ben wer­den, sind nur für zwei oder drei Per­so­n­en ein­gerichtet. Zudem sind die ange­bote­nen Woh­nun­gen oder Häuser nicht für selb­st­ständi­ge Erwach­sene ein­gerichtet. Kaum ein Ange­bot richtet sich an Fam­i­lien mit einem roll­stuhlfahren­den Eltern­teil.
Das (unaufgeräumte) Schlafz­im­mer mit deut­lich mehr Platz neben dem Bett im Ver­gle­ich zu anderen Schlafz­im­mer
behinderten wc
Das Duschbad ist aus­re­ichend groß auch für größere Roll­stüh­le

Da waren wir recht froh, das Haus Jedel­er gefun­den zu haben. Dieses ver­fügt über eine Dreiz­im­mer-Ferien­woh­nung, die bei Bedarf auch als Zweiz­im­mer­woh­nung genutzt wer­den kann. Diese Woh­nung ver­fügt über ein aus­re­ichend großes Schlafz­im­mer mit extra Platz neben dem Bett, sowie ein sehr geräu­miges Bad, in dem auch größere Roll­stüh­le ver­wen­det wer­den kön­nen.

Dies gilt auch für die Wohnküche, die aus­re­ichend Platz bietet, damit auch Roll­stuhlfahrer diese gut nutzen kön­nen. Die Küchen­zeile selb­st ist nicht bar­ri­ere­frei und vor allem das Geschirr aus den Ober­schränken ist unerr­e­ich­bar. Allerd­ings gön­nen wir uns im Urlaub den Luxus, rel­a­tiv oft Essen zu gehen, so dass wir die Küche nur einige Male zum Kochen genutzt haben.

In der Wohnküche tre­f­fen zwei unter­schiedliche Böden aufeinan­der, die mit ein­er Boden­schwelle ver­bun­den sind.
haus jedeler schwelle
Diese Schwelle ist zu hoch für Roll­stuhlfahrer.

Drei kleine Wer­mut­stropfen gibt es. Die Bet­ten sind rel­a­tiv niedrig, so dass das Umset­zen erschw­ert sein kann, es gibt eine Boden­schwelle in der Wohnküche, da sich hier zwei unter­schiedliche Boden­beläge tre­f­fen und der Roll­stuhlfahrer muss über die Haustüre zur Ter­rasse gelan­gen (was aber gut mach­bar ist), da an der Ter­rassen­türe eine hohe Schwelle vorhan­den ist..

Allgemeines zum Stubaital

Die meis­ten Wege, die als bar­ri­ere­frei oder ‑arm gekennze­ich­net sind, wur­den mit Schot­ter aus­gelegt. Das ist typ­isch für die Alpen, aber hin­der­lich für Roll­stuhlfahrer. Entwed­er die Antrieb­sräder drehen durch oder der Roll­stuhl kommt ins Rutschen. Ist die Schot­ter­schicht zu dick, versinken die Räder und der Roll­stuhl hängt fest. 

Bess­er wäre es, wenn die Schot­ter­schicht zusät­zlich verklebt wer­den würde, denn dann haben die Räder deut­lich mehr Grip.

Es gibt mit dem Rad­weg quer durch das Tal eine Aus­nahme. Aktuell reicht er vom Gletsch­er bis nach Neustift. Dieser Rad­weg ist auch für Roll­stuhlfahrer gut zu meis­tern, da dieser befes­tigt ist. In den kom­menden Jahren soll dieser Weg bis zum Anfang des Tals ver­längert wer­den. Es gibt hier nur vere­inzelt Stei­gun­gen, für die eine Kraftanstren­gung notwendig ist. Da ich mit meinem emo­tion unter­wegs war, kon­nte ich diese prob­lem­los meis­tern. Wer ein Hand­bike oder ein Vorspan­nrad besitzt, sollte hier keine Prob­leme haben.

Es gibt auch jet­zt schon Wege ent­lang des Flusses, die dann aber wieder geschot­tert sind und mal mehr, mal weniger gut zu befahren sind. Alle Wan­der­wege, die das Tal ver­lassen, bieten irgend­wann eine Stei­gung, die ich allein mit dem emo­tion nicht meis­tern kon­nte.

am see

Ich nutze auch außer­halb Deutsch­lands die Wheelmap. Auf­fäl­lig war, dass viele Angaben in der Wheelmap falsch waren. Ich musste diverse Änderun­gen vornehmen. Auch ist mir oft­mals aufge­fall­en, dass nur die stufen­losen Zugänge als Kri­teri­um herange­zo­gen wer­den. Dass ein Ein­gang zu schmal sein kann, spielt keine Rolle. Ich habe diese Orte aber eben­falls als orange deklar­i­ert, denn eine Tür­bre­ite von 65 cm und weniger ist ein­fach zu eng.

In einem zweit­en Beitrag schreibe ich ein wenig zu den Aus­flugszie­len in der Region. Das gilt z.B. für die im Som­mer in Betrieb befind­lichen Gondeln, die auf die Berge führen. Hier kann ich schon sagen, dass die Region Schlick 2000 in Gänze nicht bar­ri­ere­frei ist. Die Gondeln, die auf den Berg fahren sind nur über eine Stufe zu erre­ichen und auch die Türen sind sehr schmal (<50 cm). Auch das kleine Städtchen Fulm­pes ist in Gänze nicht bar­ri­ere­frei.

In einem zweit­en Beitrag stelle ich einige bar­ri­ere­freie oder bar­ri­erearme Aus­flugsziele in Tirol vor.

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