Rollstuhlurlaub in Österreich: Barrierearme Ausflugsziele in Tirol

stubaital

Stubaier Gletscher

Um den Stubaier Gletsch­er zu erre­ichen, braucht es zwei Gondel­bah­nen. Die Eis­grat­bahn ist bar­ri­ere­frei und ver­fügt über geräu­mige Gondeln. An der Eis­grat-Bergsta­tion muss man in die deut­lich kleinere Schaufeljochbahn umsteigen. Die Tür­bre­ite beträgt knapp über 65cm und ist damit sehr klein. (Aus diesem Grund habe ich die Sta­tion auf Wheelmap als Orange markiert und damit „eingeschränkt bar­ri­ere­frei“, auch wenn der Zugang stufen­lost ist.)

Wer in die Gondel passt, kommt bis zur Bergsta­tion. Aber nicht weit­er, denn alle Aus- und Abgänge aus dieser Sta­tion sind nicht bar­ri­ere­frei. Die Fußgänger kön­nen von hier aus auf die Aus­sicht­splat­tform „Top of Tyrol“, von der ein Blick auf die Berg­welt Tirols möglich ist. Zumin­d­est, wenn keine Wolken den Blick trüben. Auf der anderen Seite kön­nen Fußgänger eine kleine Kapelle erre­ichen und auf den Rest des Gletsch­ers gelan­gen.

Bei unserem Besuch kon­nten lei­der alle(!) Restau­rants kein Essen anbi­eten, da kurzfristig der Koch erkrankt und kein Ersatz ver­füg­bar war. Selb­st ein Stück Kuchen gab es nicht.

top of tyrol
Bis hier­hin und nicht weit­er. An diesem Schild ist für Rol­li­fahrer End­sta­tion.
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Dieser Blick bleibt dem Rol­li­fahrer ver­wehrt.

Wilde Wasser Weg

wilde wasser weg
Trotz elek­trischem Antrieb, ist eine tatkräftige Hil­fe notwendig.

Der „Wilde Wass­er Weg“ führt aus dem Tal bis hoch zum Gletsch­er in drei Etap­pen in unter­schiedlichen Schwierigkeits­graden. Es han­delt sich um einen Wan­der­weg bzw. am Ende um einen Klet­ter­steig. Die erste Etappe wurde so gestal­tet, dass diese auch für Fam­i­lien mit Kinder­wa­gen zu bewälti­gen ist. Und „Roll­stuhlfahrer kön­nen den Weg mit Hil­fe bewälti­gen.“ So ste­ht es in einem Reise­führer aus dem Stubaital.

Wir sind lediglich den ersten Teil der ersten Etappe gelaufen und dieser ist kaum bar­ri­erearm. Schot­ter­wege und Stei­gun­gen jen­seits der 20% lassen diese Wan­derung zu ein­er enor­men Her­aus­forderung wer­den. Das gilt nicht nur für die Wege bergauf, son­dern ins­beson­dere für die Wege bergab. Auf Schot­ter kann man nun mal nicht bzw. nur schw­er brem­sen.

Hinzu kommt, dass auf den Wegen die Ablaufrin­nen für das Regen­wass­er sehr bre­it sind. Auf einem steilen Weg bergab die Vorder­räder anzuheben ist eine extreme Chal­lenge.

Schot­ter, Regen­rin­nen (links zu sehen) und eine ordentliche Stei­gung machen den Weg zu ein­er Chal­lenge.

Serlesbahn

Auch in der Ser­les­bahn bew­erten andere Men­schen mit Ein­schränkun­gen nur den stufen­losen Zugang. Die Bre­ite der Wege und Türen sowie die Stei­gun­gen bleiben unberück­sichtigt. Deshalb markiere ich entsprechende Orte in der Wheelmap als „orange“ also nur eingeschränkt bar­ri­ere­frei.

Die Gondeln sind recht klein und mein Roll­stuhl passte so ger­ade eben here­in, d.h., dass er nicht bre­it­er als 65 cm sein darf. Außer­dem gibt es oben an der Bergsta­tion eine kleine Stufe beim Aussteigen zu bewälti­gen. Zur Not wer­den die Gondeln ange­hal­ten.

Das Panora­ma entschädigt für so manche Anstren­gung

Wie immer gibt es oben angekom­men auss­chließlich Schot­ter­wege, auf denen der Roll­stuhl immer wieder ins Rutschen kommt. Es gibt ein paar kleinere Seen und Wasser­spielplätze, die über einen kleinen bar­ri­ereärmeren Weg erre­ich­bar sind. Aber auch dieser Weg wurde mit Schot­ter aus­gelegt und einige Kuh­fladen säumten die Wegstrecke. Immer­hin kon­nte der Weg mit ein­er gerin­gen Stei­gung punk­ten. Lei­der gab es auch hier bre­ite Regen­rin­nen und sehr große aus­ge­wasch­ene Rin­nen, die ein Vorankom­men erschw­erten. Ohne Hil­fe ist dieser Weg nur für fitte Roll­stuhlfahrer mach­bar.

Oben gab es für Roll­stuhlfahrer wenig Möglichkeit­en. Wer Hil­fe dabei hat, kann den ein oder anderen Weg wagen. Erwach­sene Rol­li­fahrer soll­ten nach Möglichkeit ein kleines Vorspan­nrad mit­brin­gen, wobei die beengten Platzver­hält­nisse in der Gondeln beachtet wer­den muss.
Das SB-Restau­rant „Das Kop­pe­neck“ ist stufen­los nutzbar und ver­fügt über ein Behin­derten-WC, in das auch die Roll­stüh­le passen, die es in die Gondeln geschafft haben. Vor allem mit kleineren Kindern ist dies ein lohnen­des Aus­flugsziel.

Herunter kom­men Fußgänger übri­gens über eine Som­mer­rodel­bahn, die eine beein­druck­ende Länge hat. Roll­stuhlfahrer kön­nen diese Bahn lei­der nicht nutzen.

Sölden

Für Roll­stuhlfahrer ist Sölden kein lohnen­des Aus­flugsziel. Dies sieht man schon an den Toi­let­te­nan­la­gen, die nicht nur zu klein, son­dern teils nur über unmögliche Stei­gun­gen zu erre­ichen sind (eine Stei­gung, an deren Ende eine Türe wartet, ist extrem ungün­stig).

Unsere Fam­i­lie war dort, weil der Bikepark sehr abwech­slungsre­ich, aber für Anfänger auch sehr fordernd ist. Blaue Trails in Sölden haben einen Schwierigkeits­grad, der in anderen Regio­nen ein­er roten Strecke entspricht. Zum Glück gibt es hier auch grüne Streck­en zum Ein­fahren.

Wenn ich aber schon mal hier war, wollte ich mir die James Bond Ausstel­lung anschauen. Sölden war näm­lich Drehort für den James Bond Film Spec­tre. Die Ein­rich­tung beze­ich­net sich als James Bond Erleb­niswelt und trägt den Namen 007 Ele­ments.

Für Roll­stuhlfahrer begin­nt die größte Hürde am Ein­gang der Instal­la­tion. Mein Roll­stuhl mit ein­er Bre­ite von 65 cm passte so ger­ade eben durch den Ein­gang. Die Ausstel­lung selb­st war bar­ri­ere­frei. Allerd­ings muss der Roll­stuhlfahrer durch die kom­plette Ausstel­lung zurück­fahren, um über den Ein­gang die Ausstel­lung zu ver­lassen. Der Aus­gang für Fußgänger geht über ein Geröllfeld..

Von der Ausstel­lung selb­st, darf ich keine Fotos posten, aber der Aus­blick ist auch sehr sehenswert

Ötzi Dorf

Wer nach bar­ri­ere­freien Aus­flugszie­len im Ötz­tal sucht, der stößt immer wieder auf das Ötzi-Dorf. In diesem Dorf wurde rund um die welt­bekan­nte Eis­mu­mie Ötzie eine Stätte errichtet, die sich nicht nur mit der Mumie, son­dern auch mit dem Leben aus der Steinzeit befasst. Es heißt, dass das gesamte Dorf bar­ri­ere­frei mit Roll­stuhl besucht wer­den kann. Das emp­fand ich nicht so.

An der Kasse hat­te die nette Dame noch gesagt, dass alles im Dorf ein­fach zu bewälti­gen sein.

Es gibt in dem Dorf viele Schot­ter­wege, die teils sehr steil sind. Ich war mit einem Aktivroll­stuhl und emo­tion Zusatzantrieb unter­wegs und hat­te an so manch­er Stei­gung meine Prob­leme. Vor allem bergab kommt mein Roll­stuhl schnell ins Rutschen.

Die nachge­bilde­ten Häuser waren durch­weg nicht für Roll­stuhlfahrer geeignet, da die Türen zu schmal waren und die Eingänge mit Schwellen verse­hen waren.

Es gibt zwar ein Behin­derten-WC, das aber recht beengt war. Fahrer von E‑Rollis wür­den dort nicht here­in­passen.

Es gibt nebe­nan eine Greifvo­gel­sta­tion, die wir aus Zeit­man­gel nicht besuchen kon­nten.

Weit­er ober­halb gibt es einen Panoram­ablick auf das Tal und einen Wasser­fall. Die Auf­fahrt erfol­gt mit dem Auto. Die Auf­fahrt erfol­gt über eine kur­ven­re­ichen Ser­pen­ti­nen­straße. Oben angekom­men gibt es wieder einen rel­a­tiv steilen Schot­ter­weg zum Aus­sicht­spunkt. Ob sich die Auf­fahrt lohnt? Das muss jed­er selb­st entschei­den.

Swarovski Kristallwelten

Die Swarovs­ki Kristall­wel­ten wer­den ver­gle­ich­sweise stark bewor­ben und sind sehr kom­merzial­isiert. Sie bieten auch für Roll­stuhlfahrer die Möglichkeit, das Muse­um und den Außen­bere­ich zu nutzen.

Während unseres Besuchs waren vier aus­gewählte Kün­stler des Zirkus Ron­cal­li im Außen­bere­ich dabei, die pro Tag vier Auf­führun­gen geboten haben. Alle vier Kün­stler kon­nte man im halb­stündlichen Abstand sehen, wobei die Auftritte selb­st kaum länger als 10 Minuten andauerten.

Eines vor­ab: Mein­er Fam­i­lie hat der Besuch nicht gefall­en. Warum? Hier kommt der Ein­blick:

Was wird geboten?
Im Muse­um wird gezeigt, was mit Kristallen alles möglich ist. Es gibt 18 Räume, die the­ma­tisch Kunst­werke oder Gegen­stände zeigen, die in der Ver­gan­gen­heit von Kün­stlern oder in Fil­men ver­wen­det wur­den.

Natür­lich glitzert und blinkt es über­all, manch­es beein­druck­end, anderes kitschig und wieder anderes über­be­w­ertet. Außer­dem hat man sich irgend­wann sattge­se­hen an den großen und kleinen Exponat­en und Glitze­r­ob­jek­ten, auch wenn für Abwech­slung in den Räu­men gesorgt wird.

Der Shop hat zusät­zlich Exponate gezeigt, die sehr beein­druck­end waren und zudem käu­flich erwor­ben wer­den kön­nen. Die größeren Exponate bewegten sich allerd­ings oft­mals im fün­f­stel­li­gen Bere­ich. Was dem Shop ein­deutig fehlte, waren kleine erschwingliche Mit­bringsel. Es gab im Grunde genom­men nichts, was für unter 50 Euro erwor­ben wer­den kon­nte. Für viele Kinder ent­täuschend viel.

Alle anderen Exponate waren über­teuert und ziel­ten darauf ab, Touris­ten, die mit Bussen angekar­rt wer­den, zu schröpfen. So kosten alle Exponate im öster­re­ichis­chen Onli­neshop von Swarovs­ki weniger als im Shop vor Ort. Manche sog­ar erhe­blich.

Im großzügig angelegten Außen­bere­ich kon­nte man gemütlich durch ver­schiedene Areale schlen­dern, die eben­falls the­ma­tisch unter­schiedliche Dinge boten. Allerd­ings eher für jün­gere Kinder und weniger für Jugendliche.

Ich fand das Außen­gelände und auch die Ausstel­lung okay, meine anderen Fam­i­lien­mit­glieder hat­ten sich ein wenig mehr erhofft. Allerd­ings sind nicht nur die Exponate in Shop sehr teuer, son­dern auch der Ein­tritt. Da sollte man sich gut über­legen, ob einem der Spaß es wert ist.

Nur am Rande

Wer ken­nt diese Fotos nicht? Es wer­den unsin­nige Sit­u­a­tio­nen. gezeigt, wie hier der Hin­weis, dass das Behin­derten WC über eine Treppe zu erre­ichen ist.

Wenn für das Foto die Per­spek­tive leicht geän­dert wird, stellt sich die Sit­u­a­tion ganz anders da. Denn hin­ten links ist ein Aufzug zu sehen, der den Roll­stuhlfahrer in den Keller befördert. Und solche Sit­u­a­tio­nen gibt es oft.

Innsbruck

innsbruck

Als wir in Inns­bruck waren, herrschte das Chaos. Viele Baustellen (hier die Erneuerung der Böden in der Fußgänger-Zone), eine Ver­anstal­tung, die vor­bere­it­et wurde (inklu­sive großer Bühne) und noch sehr viele kleinere Baustellen. Ich denke, dass man “nor­maler­weise” ein biss­chen mehr erleben kann. Ver­mut­lich muss ich den Besuch nach­holen, um mir ein “reales” Bild von der Stadt zu machen.

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