[Tabuthema] Die intermittierende Selbstkatheterisierung

Die inter­mit­tierende Selb­stka­theter­isierung (ISK) ist eine bevorzugte Alter­na­tive zu einem Dauerka­theter. In diesem Beitrag wird dieses Tabuthe­ma näher beleuchtet. Wer aus welchen Grün­den auch immer eine neu­ro­gene Blase sein eigen nen­nt, wird als erstes emp­fohlen bekom­men, es mit ein­er ISK zu pro­bieren, solange die Indika­tion passt. Hier muss sich der Betrof­fene von einem Urolo­gen bzw. einem speziell geschul­ten Mitar­beit­er eines San­ität­shaus­es berat­en lassen. Selb­stver­suche sind hier fehl am Platz.

Unter ein­er ISK ver­ste­ht man, dass man sich vier bis sechs Mal am Tag mit einem Ein­malkatheter selb­st entleert. Wer dies motorisch nicht mehr hin­bekommt, kann sich auch von ein­er Pflegeper­son katheter­isieren lassen. Dies entspricht am ehesten der natür­lichen Funk­tion­sweise der Blase, die dadurch regelmäßig entleert und befüllt wird. Unter bes­timmten Voraus­set­zun­gen kann es Sinn machen, sich öfters zu katheter­isieren (wie z.B. bei ein­er kleinka­paz­i­tiv­en Blase).

Ich habe mal irgend­wo gele­sen, dass die ISK genau­so schnell ver­läuft wie das Wasser­lassen bei nicht behin­derten Men­schen. Das ist natür­lich quatsch. Die ISK braucht ihre Zeit, die man sich auch nehmen sollte, um so hygien­isch wie möglich den Urin abzu­lassen.

Generell gilt, dass man sich nichts in die Harn­röhre steck­en sollte. Diese besitzt zwar einige Mech­a­nis­men, um Ver­let­zun­gen zu ver­mei­den, aber die Natur hat den Fall nicht vorge­se­hen, dass von außen etwas einge­führt wird. Aber genau das passiert bei der ISK. Damit dies ver­let­zungs­frei von­stat­tenge­ht, sind mod­erne Ein­malkatheter beschichtet, so dass das Ein­führen von zusät­zlichen Gleit­mit­teln nicht notwendig ist. Bei manchen Kathetern geht eine beson­dere Lagerung damit ein­her.

ISK_Groesse

Zu sehen sind zwei Beispiele für Ein­malkatheter. Durch die Länge der Harn­röhre bei Män­nern muss der Katheter logis­cher­weise eben­falls recht lang sein. Diese sind entwed­er kom­pakt ver­packt oder ihrer Länge entsprechend.

Unbe­d­ingt sollte das Nutzungs­da­tum beachtet wer­den. Wie bei allen Medi­z­in­pro­duk­ten ste­ht das Her­stell­da­tum und das Datum auf der Ver­pack­ung, wann das Pro­dukt nicht mehr genutzt wer­den sollte. Dies ist nicht mit dem Min­desthalt­barkeits­da­tum bei Lebens­mit­teln zu ver­wech­seln. Während abge­laufene Lebens­mit­tel meist noch genießbar sind, schaden Medi­z­in­pro­duk­te den Anwen­der. Es geht hier nicht um einen Stich­tag, aber ein Katheter, der im Juni 2023 abge­laufen ist, sollte man nicht mehr ver­wen­det.

ISK_Datum

Neben der Länge der Ver­pack­ung beste­ht der zweite große Unter­schied in den Spitzen der Katheter. Diese sind näm­lich nicht wie ein Stro­hhalm vorne offen (dies würde lediglich das Ver­let­zungsrisiko erhöhen), son­dern haben unter­schiedliche For­men. Vor allem für den Mann gibt es unter­schiedliche Spitzen, die ver­suchen, die lange Harn­röhre so san­ft wie möglich zu passieren. Der Urin tritt dann über Augen aus, die in die Wand der Katheter ein­ge­lassen sind.

ISK_Spitzen

Die Spitzen der Katheter kön­nen ganz unter­schiedlich ausse­hen. Auch die Augen sind mit­tler­weile sehr unter­schiedlich aus­ge­führt. Im Vorder­grund z.B. eine Vari­ante mit ganz vie­len kleinen Löch­ern, während die anderen bei­den längliche Schlitze besitzen.

ISK_einfuehrhilfe

Bei der Wahl eines Katheters spielt auch die Ein­führhil­fe eine Rolle. Hier wieder zwei Beispiele, wie diese ausse­hen kön­nen.

ISK_Augen

Schön zu sehen sind die Unter­schiede bei diesen bei­den Mod­ellen. Dies macht deut­lich, wie wichtig eine adäquate Beratung ist.

Für gewöhn­lich haben die Berater min­destens zwei, wenn nicht sog­ar vier unter­schiedliche Katheter­typen zum Testen dabei. Damit kann der Anwen­der dann aus­pro­bieren, wom­it der am besten zurechtkommt. Auch wer­den ihm immer eine Hand­voll Exem­plare dage­lassen, um den Umgang mit den Mod­ellen zu testen.

Das Ein­führen des Katheters ist bei der Frau etwas schwieriger, da sie den Harn­röhrenein­gang nicht sieht. Hier sind die Män­ner im Vorteil. Aber keine Sorge, die Berater haben zahlre­iche Tipps auf Lager.

Es ist übri­gens immer gut, min­destens zwei Katheter­her­steller zu haben, deren Katheter man gut verträgt. Falls es bei dem einen zu Liefer­schwierigkeit­en kommt, kann man näm­lich schnell zum anderen wech­seln.

Hin­weis: Wie bei allen medi­zinis­chen The­men übernehme ich keine Haf­tung für die zusam­menge­tra­ge­nen Infor­ma­tio­nen. Die Recherche im Inter­net erset­zt keinen Besuch bei den Fachärzten. Dieser Beitrag ist ein Wis­sensar­tikel und soll das Basiswis­sen ver­mit­teln, wie der Harn­trakt beim Men­schen funk­tion­iert. Dafür wurde die Vorgänge im Kör­p­er vere­in­facht und schema­tisch gezeigt.

Darüber redet man nicht! Wie oft hören Betrof­fene dies? Dabei ist der Gesprächs­be­darf ein­deutig vorhan­den. Und die meis­ten Men­schen weichen deshalb in Netz aus, um sich über The­men zu informieren, die wichtig sind, aber kaum im Fokus ste­hen. Deshalb gibt es diese Rei­he auf diesem Blog, wo immer wieder Tabuthe­men ange­sprochen wer­den.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert