[Tabuthema] Harnwegsinfekte

Der Urin ist ster­il, bis er aus der Harn­röhre aus­tritt. Nun führt nicht sofort ein Bak­teri­um im Urin zu einem Harn­wegsin­fekt (HWI), aber das Poten­tial zur Ver­mehrung ist gegeben. Bei gesun­den Men­schen, die aus­re­ichend trinken und ihre Blase rest­los entleeren kön­nen, sind HWI rel­a­tiv sel­ten, weil mit jedem Toi­let­ten­gang der Harn­trakt nach außen gespült wird und mit ihm die Bak­te­rien.

Diese Möglichkeit ste­ht den Anwen­dern ein­er ISK nicht zur Ver­fü­gung. Zwar hil­ft auch hier viel trinken, aber durch die Nutzung eines Katheters wird nicht der gesamte Harn­trakt gespült. Deshalb sind Men­schen, die sich katheter­isieren von HWI häu­figer betrof­fen. Und von diesen Anwen­dern sind Frauen häu­figer betrof­fen als Män­ner, da die Harn­röhre deut­lich kürz­er ist.

Da es die unter­schiedlich­sten Wege gibt, eine neu­ro­gene Blase zu haben, so kön­nen nicht alle Betrof­fene alle die typ­is­chen Symp­tome erken­nen:

  • Per­ma­nen­ter Harn­drang und eine erhöhte Fre­quenz der Blase­nentleerung
  • Fieber / Schwitzen / Schüt­tel­frost
  • Flanken­schmerzen
  • Muskelzit­tern am ganzen Kör­p­er
  • Dun­kler und stark riechen­der Urin
  • Wer nicht katheter­isiert, kann beim Wasser­lassen Schmerzen haben

Um einem HWI vorzubeu­gen, sollte der Betrof­fene eine opti­male Rou­tine entwick­eln, die auch eine per­sön­liche Hygiene bein­hal­tet. Das Wichtig­ste ist, den Harn­röhrenein­gang ster­il zu bekom­men, damit keine Erreger über die Harn­röhre in die Blase gelan­gen kön­nen. Dafür ist es empfehlenswert, sich vor dem Katheter­isieren die Hände zu waschen und zu desin­fizieren. Erst danach sollte der Harn­röhrenein­gang gesäu­bert und desin­fiziert wer­den.

In mod­er­nen Rat­ge­bern wird immer noch emp­fohlen, dass man min­destens ein bis zwei Liter Flüs­sigkeit am Tag trinken sollte. Davon geht man heutzu­tage weg. Heutzu­tage rät man dazu, dass man min­destens eine Trinkmenge von 30 ml pro kg Kör­pergewicht zu sich zu nehmen. Und wer einen HWI hat, sollte diese Menge am besten über­schre­it­en und sich auch öfters katheter­isieren.

60 kg → 1800 ml (also zir­ka 1,8 l)
80 kg → 2400 ml (also zir­ka 2,4 l)
100 kg → 3000 ml (also zir­ka 3,0 l)

Wass­er ist hier das geeignete Medi­um. Es gehen auch Tees ohne Teein. Als Tipp sollte man es mal mit war­men Wass­er pro­bieren. Hält eine HWI länger als zwei Tage unverän­dert an, sollte man einen Urolo­gen auf­suchen.

Die Rou­tine, die der Betrof­fene nach und nach in der Reha-Klinik bzw. dem häus­lichen Umfeld entwick­elt, muss er natür­lich auch für den Fall betra­cht­en, wenn er unter­wegs ist. Hier hil­ft es, sich auf alle Even­tu­al­itäten vorzu­bere­it­en. Hierzu gehört z.B., dass man mehr Katheter dabei hat, als man eigentlich benötigt. Es ist rat­sam, sich eine eigene Tasche für unter­wegs zu pack­en und die immer griff­bere­it neben sein­er Jacke hän­gen zu haben.

Worst Case Szenar­i­on oder auch das schlimm­ste anzunehmende Szenario

Bei aller Hygiene kann es einen immer erwis­chen. Es kann aber auch zu ein­er Über­lagerung mehrerer Erkrankun­gen kom­men. Das kann dann in etwa so ausse­hen.

In der Nacht wird man mit Durch­fall wach und muss schle­u­nigst das WC auf­suchen. Der Durch­fall wird im Laufe des Tages schlim­mer und es kommt Erbrechen dazu. Deshalb ist es nicht möglich, aus­re­ichend zu trinken, weil der Kör­p­er die Flüs­sigkeit nicht hal­ten kann. Zusät­zlich entste­hen die oben genan­nten Symp­tome mit einem sehr hefti­gen Flanken­schmerz. Nach 12 Stun­den akzep­tiert der Kör­p­er wieder Flüs­sigkeit­en und der Urin ist sehr dunkel. Den­noch bleiben Durch­fall, Übelkeit, Flanken­schmerz, ach eigentlich alle oben genan­nten Symp­tome.

Vor allem der Flanken­schmerz ist mörderisch, weshalb ich meinem Kör­p­er noch eine Nacht gegeben habe. Wenn bis dahin keine Besserung in Reich­weite ist, wollte ich in die Not­sprech­stunde des Urolo­gen. Und genau an jen­em Mor­gen tum­melt sich ganz zum Schluss ein kleines schwarzes unför­miges Bröckchen seinen Weg durch den Katheter. Hier hat sich tat­säch­lich ein klein­er Nieren­stein gebildet, der natür­lich erst­mal durch den Harn­leit­er klet­tern musste, bevor er aus meinem Kör­p­er her­auskam. (Das ist der Vorteil des ISK, dass man seinen Urin auf Farbe und Schweb­stoffe bzw. Trübung kon­trol­lieren kann.)

Hier grif­f­en also mehrere Erkrankun­gen ineinan­der und kein Arzt kon­nte mir sagen, wer zuerst da war, da jedes zum anderen hätte führen kön­nen. Aber eines ist sich­er. Eine solche Woche braucht nie­mand.

Und wie sieht solch ein Vor­fall auf ein­er Smart­watch aus? Hier ein Beispiel aus der Applewelt, die zeigt, dass es Abwe­ichun­gen bei den Vitalze­ichen gibt. Jet­zt kann man natür­lich argu­men­tieren, dass man wohl selb­st merkt, wenn es einem so dreck­ig geht. Und das stimmt natür­lich. Es ist eher der Ausklang span­nend, dass die Uhr immer noch Abwe­ichun­gen von den Vitalze­ichen reg­istri­ert, obwohl man sich selb­st wieder gesund fühlt (es aber nicht ist).

Mit ein­er entsprechen­den Ernährung kann einem HWI ent­ge­gen­wirkt wer­den. Es gibt viele entzün­dung­shem­mende Lebens­mit­tel, die den Betrof­fe­nen helfen, einem Harn­wegsin­fekt vorzubeu­gen. Zum The­ma Behin­derung und Ernährung werde ich eine geson­derte Rei­he starten, denn logis­cher­weise haben die Lebens­mit­tel einen Ein­fluss auf unseren Kör­p­er.

Hin­weis: Wie bei allen medi­zinis­chen The­men übernehme ich keine Haf­tung für die zusam­menge­tra­ge­nen Infor­ma­tio­nen. Die Recherche im Inter­net erset­zt keinen Besuch bei den Fachärzten. Dieser Beitrag ist ein Wis­sensar­tikel und soll das Basiswis­sen ver­mit­teln, wie der Harn­trakt beim Men­schen funk­tion­iert. Dafür wurde die Vorgänge im Kör­p­er vere­in­facht und schema­tisch gezeigt.

Darüber redet man nicht! Wie oft hören Betrof­fene dies? Dabei ist der Gesprächs­be­darf ein­deutig vorhan­den. Und die meis­ten Men­schen weichen deshalb in Netz aus, um sich über The­men zu informieren, die wichtig sind, aber kaum im Fokus ste­hen. Deshalb gibt es diese Rei­he auf diesem Blog, wo immer wieder Tabuthe­men ange­sprochen wer­den.

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