[Tabuthema] Wie funktioniert das Wasserlassen? Der Harntrakt des Menschen.

Es macht Sinn, seinen Kör­p­er zu ken­nen. Das klingt auf den ersten Blick pro­fan, ist es aber mit­nicht­en. Nicht umson­st haben Büch­er, die »das da unten­rum« erk­lären, auch heute noch Hochkon­junk­tur. Auch wenn das Harn­wegssys­tem eng mit den Geschlecht­steilen in Verbindung ste­ht, schaue ich an dieser Stelle nur auf den Harn­trakt.

Es begin­nt mit den Nieren. Die Nieren fil­tern das Blut und ent­fer­nen Abfall­stoffe sowie über­schüs­siges Wass­er, die als Urin aus­geschieden wer­den. Sie reg­ulieren den Wass­er- und Elek­trolythaushalt sowie den Säure-Basen-Haushalt des Kör­pers. Zudem pro­duzieren sie Hor­mone, die den Blut­druck steuern, die Bil­dung rot­er Blutkör­perchen anre­gen und den Kalz­i­um­stof­fwech­sel bee­in­flussen. Die Nieren tra­gen auch zur Ent­gif­tung bei, indem sie Medika­mente und Gift­stoffe auss­chei­den.

schema_niere

Hier ein ganz grobes Schema ein­er Niere (1) (der Men­sch besitzt zwei davon). Die Niere ist an den Blutkreis­lauf angeschlossen (3) und wir per­ma­nent von Blut durch­strömt. In der Niere find­en sich sehr kleine Verästelun­gen, die das Blut fil­tern. Der ent­standene Harn fließt über die Harn­röhre (4) zur Blase. Die Käp­pchen auf den Nieren sind die Neben­nieren (2) und spie­len im Harn­trakt keine Rolle.

Die Harn­leit­er (Ureteren) sind paarige muskuläre Röhren, die den Urin von den Nieren zur Harn­blase trans­portieren. Dieser Trans­port erfol­gt durch peri­staltische Kon­trak­tio­nen der glat­ten Musku­latur sowie durch hydro­sta­tis­chen Druck und Schw­erkraft. Die Ureteren besitzen eine mehrschichtige Wand­struk­tur mit Urothel, das sie vor dem aggres­siv­en Harn­m­i­lieu schützt. Am Blasenein­gang ver­hin­dert ein funk­tioneller Ven­tilmech­a­nis­mus den Rück­fluss von Urin (vesik­oureteraler Reflux). Dadurch tra­gen die Harn­leit­er wesentlich zur uni­di­rek­tionalen Urin­pas­sage und zur Aufrechter­hal­tung der Nieren­funk­tion bei.

Die Harn­leit­er haben bei Frauen und Män­nern eine ähn­liche Länge und messen durch­schnit­tlich 25–30 cm. Ihr Durchmess­er beträgt etwa 3–7 mm, kann sich jedoch bei der Pas­sage von Urin oder Nieren­steinen vorüberge­hend erweit­ern (was aber sehr schmerzhaft sein kann).

Die Harn­blase ist ein muskuläres Hohlor­gan und dient als tem­poräres Reser­voir für den von den Nieren pro­duzierten Urin. Ihre dehn­bare Wand ermöglicht eine Vol­u­me­nan­pas­sung, während Mechanorezep­toren den Fül­lungs­grad reg­istri­eren und entsprechende Sig­nale an das zen­trale Ner­ven­sys­tem senden. Die Mik­tion erfol­gt durch koor­dinierte Kon­trak­tio­nen des Detru­sor­muskels und die gle­ichzeit­ige Relax­ation des inneren und äußeren Harn­röhren­sphink­ters. Der Ver­schlussmech­a­nis­mus der Blase gewährleis­tet die Harnkon­ti­nenz und ver­hin­dert einen unwillkür­lichen Urin­ab­gang.

schema_blase

Dies ist eine vere­in­fachte Schnit­tan­sicht der Harn­blase (2). Der Urin kommt von den Nieren (1) und wird in der Harn­blase gesam­melt. Wenn diese voll ist, wird der Urin über die Harn­röhre ins Freie geleit­et (5). Dafür muss sie die Prosta­ta “durch­queren” (3). Eben­falls dort zu find­en die Ejaku­lat-Röhre (4), die in die Harn­röhre mün­det.

Den größten geschlechter­spez­i­fis­chen Unter­schied gibt es bei der Harn­röhre. Sie leit­et den Urin von der Harn­blase nach außen und ermöglicht die Entleerung des Harn­trak­ts. Sie ist mit einem mehrschichti­gen Urothel aus­gek­lei­det, das sie vor chemis­chen und mech­a­nis­chen Reizen schützt. Beim Mann dient sie zusät­zlich als Trans­portweg für die Samen­flüs­sigkeit, während sie bei der Frau auss­chließlich der Harn­ableitung dient.

Die Länge der Harn­röhre beim Mann ist ca. 20 – 25 cm, während sie bei der Frau mit 3 – 5 cm ver­gle­ich­sweise kurz ist. Deshalb treten Harn­wegsin­fek­tio­nen bei der Frau häu­figer auf als bei Män­nern, weil Bak­te­rien schneller den Weg in die Blase find­en. Über Harn­wegsin­fek­tio­nen werde ich in einem Fol­ge­beitrag näher einge­hen. Der näch­ste Beitrag wird sich zuerst mit den Blasen­funk­tion­sstörun­gen befassen.

Hin­weis: Wie bei allen medi­zinis­chen The­men übernehme ich keine Haf­tung für die zusam­menge­tra­ge­nen Infor­ma­tio­nen. Die Recherche im Inter­net erset­zt keinen Besuch bei den Fachärzten. Dieser Beitrag ist ein Wis­sensar­tikel und soll das Basiswis­sen ver­mit­teln, wie der Harn­trakt beim Men­schen funk­tion­iert. Dafür wurde die Vorgänge im Kör­p­er vere­in­facht und schema­tisch gezeigt.

Darüber redet man nicht! Wie oft hören Betrof­fene dies? Dabei ist der Gesprächs­be­darf ein­deutig vorhan­den. Und die meis­ten Men­schen weichen deshalb in Netz aus, um sich über The­men zu informieren, die wichtig sind, aber kaum im Fokus ste­hen. Deshalb gibt es diese Rei­he auf diesem Blog, wo immer wieder Tabuthe­men ange­sprochen wer­den.

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