Wie auf Kritik aus den sozialen Medien reagieren?

Wie wird eigent­lich auf Kri­tik in den sozia­len Medi­en reagiert? Ich fin­de, dass oft­mals ein unglück­li­cher Weg vom Mar­ke­ting ein­ge­schla­gen wird. Nicht sel­ten wird der Kun­de in die Pflicht genom­men oder als inkom­pe­tent dar­ge­stellt. Eben­falls gar nicht mal so sel­ten ist der Auf­bau einer Droh­ku­lis­se gegen­über den Autoren der jewei­li­gen Arti­kel. Ich möch­te in die­sem Bei­trag an zwei Bei­spie­len zei­gen, wie gut und wie weni­ger gut auf Kri­ti­ken reagiert wird.

So nicht

Fan­gen wir mit dem weni­ger posi­ti­ven Bei­spiel an. Hier auf dem Blog habe ich über das Ver­hal­ten des Ver­käu­fers von Mar­quardt berich­tet. Einen deut­lich ver­kürz­ten Erfah­rungs­be­richt fin­det sich auch bei Goog­le. Dar­auf­hin habe ich vom “Regio­nal­ver­ant­wort­li­chen” der Fir­ma eine sehr lan­ge Mail erhal­ten, in dem die besag­te Per­son Punkt für Punkt zu wider­le­gen ver­sucht, was ich geschrie­ben habe.

Inter­es­san­ter­wei­se hat besag­te Per­son dar­um gebe­ten, sein State­ment eben­falls ins Netz zu stel­len und hat mir eine “geschäfts­schä­di­gen­de Aus­sa­ge” unter­stellt. Da es mir aber nicht im Sinn steht, mit mei­nen Mei­nun­gen irgend­wem zu scha­den, son­dern ganz im Gegen­teil Ver­brau­cher vor Scha­den zu bewah­ren, habe ich die besag­te Mail nicht ver­öf­fent­licht und dem Regio­nal­ver­ant­wort­li­chen den Tipp gege­ben, sei­ne Aus­sa­gen zuerst mit der Mar­ke­ting­ab­tei­lung abzu­stim­men. 

Eine wei­te­re Stel­lung­nah­me wur­de mir dar­auf­hin nicht zuge­sandt. Und ganz neben­bei bemerkt, haben wir mitt­ler­wei­le von ande­ren Nach­barn von genau den glei­chen Erfah­run­gen gehört, die dar­auf­hin von einem Kauf der Küche abge­se­hen haben. Aber das soll hier nicht der Punkt sein. Es ist nur so, dass mit der ers­ten Stel­lung­nah­me Druck auf­ge­baut wur­de, unter dem ich nach Mög­lich­keit mei­ne kri­ti­sche Mei­nun­gen aus dem Netz neh­me.

Die­se Reak­ti­on war bis­her die maxi­mal ungüns­tigs­te. Aller­dings war dies nicht die ers­te die­ser Art. Immer wie­der lese ich von Reak­tio­nen der kri­ti­sier­ten Fir­men, in denen der Kun­de als Wur­zel des Übels dar­ge­stellt wird. Die Fir­men machen alles rich­tig und der Kun­de ist zu däm­lich, um den “tol­len Ser­vice” der eige­nen Mit­ar­bei­ter zu nut­zen. So soll­te man nicht auf Kri­tik aus dem Inter­net reagie­ren.

Ein positives Beispiel

Ein inter­es­san­tes Bei­spiel gibt es bei Lin­ke­dIn. Hier hat eine Use­rin das Foto eines Pro­spekts gepos­tet, auf dem Rewe zum Schul­be­ginn “Lecke­re Beglei­ter für den Schul­be­ginn” bewirbt. Gezeigt wer­den zucker­hal­ti­ge Snacks für zwi­schen­durch, die weit davon ent­fernt sind, einem Kind eine gesun­de Ernäh­rung zu ermög­li­chen, wie auch immer man die­se defi­niert (was an die­ser Stel­le nicht The­ma sein soll).

Das Mar­ke­ting von Rewe ist offen­sicht­lich auch bei Lin­ke­dIn aktiv und hat u.a. fol­gen­des dar­auf geant­wor­tet:

Hal­lo Frau Dr. Hüb­ner, Ihre Kri­tik ist völ­lig berech­tigt. Mit der Ein­ord­nung der abge­bil­de­ten Lebens­mit­tel als „Lecke­re Beglei­ter für den Schul­all­tag“ ist uns – trotz  Kon­troll­in­stan­zen beim Erstel­len des Hand­zet­tels – ein Feh­ler unter­lau­fen, den wir zutiefst bedau­ern und für den wir um Ent­schul­di­gung bit­ten. Selbst­ver­ständ­lich sind die im Hand­zet­tel gezeig­ten Pro­duk­te nicht als Grund­la­ge einer gesun­den Ernäh­rung für Schul­kin­der gedacht noch zu ver­ste­hen.

Wie in den sozia­len Medi­en üblich, ist es schwie­rig, den Arti­kel direkt zu ver­lin­ken. Des­halb pro­bie­re ich es mit dem Kom­men­tar von Rewe (zuletzt abge­ru­fen am 19.08.2022).

Das fin­de ich eine sehr gute Ant­wort vom Rewe-Mar­ke­ting. In den Kom­men­ta­ren zu dem Post las­sen sich vie­le User dar­über aus, wie denn eine gesun­de Ernäh­rung von Kin­dern zu defi­nie­ren sei und die Eltern sind ja sowie­so für die Ernäh­rung der Kin­der zustän­dig und nicht die Lebens­mit­tel­kon­zer­ne usw., usf. Die­se Argu­men­te sind hin­läng­lich bekannt und Rewe hät­te genau ins glei­che Horn bla­sen kön­nen, so wie ich es manch­mal bei State­ments ande­rer Kon­zer­ne gele­sen habe.

Im obi­gen Bei­spiel wäre die Reak­ti­on eine ganz ande­re, wenn sich der Regio­nal­lei­ter dafür ent­schul­digt hät­te, dass der Ein­druck ent­stan­den sei, dass irgend­was ungüns­tig gelau­fen ist. Anstel­le von ellen­lan­gen Recht­fer­ti­gun­gen hät­te dies ein kom­plett ande­res Bild hin­ter­las­sen und der Kun­de hät­te viel­mehr den Ein­druck, dass tat­säch­lich er im Mit­tel­punkt steht und dass die Fir­ma bemüht ist, sei­ne Bedürf­nis­se zu erfül­len.

Ich sehe es immer wie­der, dass im Netz nega­tiv auf nega­ti­ve Kom­men­ta­re und Kri­ti­ken reagiert wird. Eben­so kom­men Stan­dard-Ant­wor­ten mit einem Stan­dard-State­ment nicht beson­ders gut an, weil die Leser durch­aus alle Kom­men­ta­re lesen. Ein ein­fa­ches “Tut uns leid” und ein “bit­te kon­tak­tie­ren sie uns, damit wir alles in Ruhe regeln kön­nen” kommt da viel bes­ser an.

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