INSTAX Mini EVO: Eine der besten schlechtesten Kameras mit Will-ich-haben-Faktor

Mit ihrem Retrodesign sieht die “Instax Mini Evo” aus dem Hause Fujifilm zwar aus wie eine Sucherkamera aus den 1970er Jahren, sie ist aber weder alt, noch hat sie einen Sucher. Der ist nicht das Einzige, an dem es fehlt, was sich vor allem bei der digitalen Bildqualität zeigt, um die es hier aber gar nicht geht. Die Mini Evo kann nämlich etwas, was kaum eine andere Kamera kann und sie zu einer Will-ich-haben-Kamera macht: Sie kann Fotos ausdrucken.

Nun ist es nicht gerade schmeichelhaft, eine Digitalkamera als eine der schlechtesten zu bezeichnen, aber wenn Blende, Verschlusszeit und ISO nur von der Programmautomatik gesteuert werden und als Herzstück ein 1/5 Zoll winziger Sensor mit 2560 x 1920 Pixeln und Cropfaktor 11,67 vor sich hin werkelt, liegt es in der Natur der Sache, dass die digitalen Aufnahmen keine Wunderwerke sind.

Die mini evo platziert neben einem Frosch aus Keramik
© Jürgen Lang

Das sollen sie aber auch nicht sein, denn die digitalen Bilder sind nur das Mittel oder der Umweg zum Hauptzweck der Mini Evo und der ist Spaß zu haben und Freude zu verbreiten, was mit dem Ausdrucken der Fotos ganz hervorragend funktioniert. Die Qualität der kleinen Sofortbilder ist so gut, wie die Freude – und meist die erste Überraschung – darüber regelmäßig groß ist und einen jegliche digitalbildqualitative Unzulänglichkeit alsbald vergessen lässt.

Jetzt ist bei den digitalen Aufnahmen aber freilich nicht alles grottig. Zum einen ist die Mini Evo perfekt geeignet, um Erinnerungsfotos zu machen, ohne sich Gedanken um die Technik machen zu müssen. Der Autofokus arbeitet recht flott und meist treffsicher, die Naheinstellgrenze liegt bei unter 10 Zentimetern, eine Gesichtserkennung ist für Fotos von Personen zuschaltbar, zudem ein kleiner Blitz nebst Rote-Augen-Unterdrückung und ein Selbstauslöser. Zum anderen hält die Mini Evo auch die eine oder andere Einstellmöglichkeit parat. Für die Farbwiedergabe oder die Helligkeit lässt sich der Weißabgleich auf Tageslicht, Wolken, Kunstlicht oder Leuchtstoffleuchten um- sowie eine Belichtungskorrektur einstellen. Letzteres ist durchaus sinnvoll, da der Sensor gern zum Überbelichten neigt.

© Jürgen Lang
Die mini evo Ansicht von schräg vorn.
© Jürgen Lang

Bevorzugt eingesetzt werden soll die Mini Evo im eher kamerauntypischen Hochformat, was die horizontal ausgerichteten Bedienknöpfe nebst den ebenfalls horizontalen Darstellungen auf dem Monitor erklärt. So gesehen befindet sich ein Auslöser dann an der Seite und ein weiterer auf der Vorderseite zwischen Spiegel und Blitz – praktisch bei Selfies – sowie das Stativgewinde unten an der kurzen Seite.

Mit 12,3 mal 8,7 mal 3,6 Zentimetern ist die Mini Evo zwar nicht hosentaschentauglich, dafür aber mit einsatzbereiten 315 Gramm regelrecht ein Leichtgewicht. Sie ist sogar fast schon zu leicht, sodass beim Auslösen das geringe Gewicht zum Mitdrücken der Kamera verleitet, zumal beide Auslöser nur wenig Rückmeldung bieten.

Der besondere Spaßfaktor fängt damit an, dass Fujifilm der Mini Evo einige Finessen mitgibt, damit die Fotos nicht eintönig werden: Über das Einstellrad am Gehäuse lassen sich die Filmeffekte lebhaft, blass, leinwand, monochrom, sepia, gelb, rot, blau und retro, über den Drehring am Objektiv die Objektivmodi Vignette, Weichzeichner, Unschärfe, Fischauge, Farbverschiebung, Lichtleck, Spiegel, Doppelbelichtung sowie Halbrahmen einstellen. Zusammen mit der jeweils vorhandenen Grundeinstellung normal lassen sich so pro Effekt oder Motiv 10 Einstellungen und insgesamt 100 Variationen kombinieren.

© Jürgen Lang

Eine weitere Möglichkeit, seiner Kreativität freien Lauf zu lassen, bieten die verschiedenen Filme, auf die die Fotos gedruckt werden. Hierbei ist bei der Instax-Serie der Name mit mini, square und wide Programm, für die mini Evo werden folglich mini-Filme benötigt, die neben weiß, monochrome und schwarz in und mit verschiedenen bunten, poppigen oder eleganten Stilen erhältlich sind.

Das Ausdrucken eines Fotos dauert wenige Sekunden, nach gut 90 sec hat die Entwicklerchemie ihre Arbeit getan und das Bild ist sichtbar. Gedruckt werden kann in zwei Modi: im Natural Modus für einen klassischen Sofortbild-Look oder in einem Rich Modus mit mehr erkennbaren Details und kräftigeren Farben.

Dass die Ausdrucke eine überzeugende Qualität haben, liegt daran, dass der besagte winzige Sensor wenigstens nicht mit Pixeln überladen ist. Außerdem liegt die effektive Druckgröße bei 4,6 mal 6,2 Zentimetern, wobei die 1920 mal 2560 Pixel auch 8,2 mal 10,8 Zentimeter große Ausdrucke ermöglichen. Die gut 5 Megapixel werden also so zusammengequetscht, dass sie zwar zu wenig Licht für brauchbare digitale Fotos einsammeln, bei den analogen Sofortbildern dafür aber ein überzeugendes Gesamtbild abgeben.

Ansicht der mini evo mit zwei Beispielausdrucken
© Jürgen Lang

Gut zu wissen ist, dass die Mini Evo keine klassische Sofortbildkamera ist wie zum Beispiel eine Polaroid als Mutter aller Sofortbildkameras, sondern eine »hybride Sofortbildkamera«. Das heißt, dass ein Foto nicht unmittelbar oder automatisch nach der Aufnahme ausgeworfen wird, sondern zunächst gespeichert. Gedruckt werden kann nur im Wiedergabemodus, was den Vorteil hat, dass bei einer offensichtlichen Fehlaufnahme das Bild nicht nur ausgedruckt wird, um gleich in den nächsten Mülleimer zu wandern – und das schont Geldbeutel und Umwelt.

Durchdacht ist, dass bis zu 45 Aufnahmen auf dem internen Speicher der Kamera und etliche weitere auf einer Micro-SD-Karte gespeichert werden. Das etliche steht bei einer 1-GB-Karte übrigens für gut 850 und bei einer 16 GB-Karte für über 12.300 Aufnahmen. Ein weiterer Vorteil des Speicherns der Bilder ist, dass sie sich so zum Beispiel auf verschiedenen Filmen – sprich mit verschiedenen Hintergründen – ausdrucken lassen. Ebenso durchdacht ist die Instax-Mini-Evo-App, die nicht nur die Fernsteuerung der Kamera oder das Übertragen der bereits gedruckten Fotos von der Kamera auf ein Smartphone oder Tablet erlaubt, sondern ebenso eine Übertragung von allen anderen Fotos auf dem Endgerät an die Mini Evo, mit der diese Fotos dann ebenfalls ausgedruckt werden können.

Die Instax mini Evo: Eine der besten schlechtesten Kameras mit Will-ich-haben-Faktor und gelungenem Gesamtkonzept. Für alle, die einmal in die kleinen Sofortbildchen vernarrt sind, ist die Mini Evo eine coole Kamera, die auf Festen, Feiern oder Veranstaltungen immer gern dabei ist und mit ihren Bildchen garantiert einen Mehrwert bietet. Ja, es finden sich ohne langes Suchen einige Punkte, die besser sein oder gemacht werden können. Aber ein gewisses Maß an Unberechenbarkeit und fehlender Perfektion gehört ja irgendwie auch zum Charme einer Sofortbildkamera. Selbst einer hybriden.

Dieser Gastbeitrag erschien zuerst auf der Website des Autors Pixelhangar.

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