Wie kommt der Plastikmüll ins Meer?

Erst kürzlich habe ich in einer grundsätzlich seriösen Nachrichtensendung mal wieder eine unkorrekte Aussage vernommen. Mal wieder, muss ich dazu sagen, dass es hat den Anschein, als würde guter Journalismus immer rarer werden. In Deutschland fallen über 18 Millionen Tonnen an Verpackungsmüll an, weswegen auch wir dazu beitragen, dass die Meere zunehmend vermüllen. Es war ein Fernsehbericht, in dem bei dieser Aussage eine Wurstverpackung eingeblendet wurde. Nun stellt sich mir die Frage:

Wie kommt mein Plastik in das Meer?

Nun, die direkte Verbindung von meiner Heimatstadt Köln ist der Rhein, der bekanntlich in die Nordsee mündet, die ihrerseits eine direkte Verbindung zum Atlantik hat. Ich möchte nichts beschönigen, denn diesen Weg nimmt das Mikroplastik aus der Waschmaschine und den Kosmetika. Auch dürfte von so mancher Party am Rhein der ein oder andere Müll den Weg ins Gewässer finden. Aber ich werfe meinen Hausmüll für gewöhnlich nicht in den nächsten Fluss.

Der Hausmüll in Köln, wie auch in vielen anderen Gemeinden in Deutschland, wird in Müllverbrennungsanlagen verbrannt. Idealerweise durchläuft der Hausmüll noch eine Sortieranlage, so dass vor der Verbennung Wertstoffe dem Müll entnommen werden können. Der Hauptteil meines Mülls dürfte aber im Brennofen landen.

Den Menschen den Kausalzusammenhang vorzugauckeln, dass sie auf Verpackungen verzichten sollen, damit die Meere nicht vermüllen ist also grundlegend falsch.

Solch unseriöser Journalismus ist in meinen Augen immer recht fatal. Mit einer solch ungenauen oder falschen Aussage wird gleich der gesamte Umweltgedanke ad absurdum geführt. Getreu dem Motto: Wenn die eine Aussage schon falsch ist, können die anderen ja nicht richtig sein.

Klarheiten

In Deutschland wird der Plastikmüll größtenteils verbrannt und landet nicht in den Meeren

Zuerst gilt es festzuhalten, dass bei den gut 18 Millionen Tonnen Verpackungsmüll jeglicher Verpackungsmüll gemeint ist. Also auch der aus Papier und Pappe. Lediglich 3 Millionen Tonnen sind Verpackungen aus Kunststoffen. Ich finde es traurig, dass solche Zahlen immer wieder unreflektiert und schlecht recherchiert von Journalisten verwendet werden.

Der Müll in den Meeren kommt aus den Flüssen, wobei der Großteil des Mülls aus dem asiatischen Raum anfällt. Dort existiert oftmals kein Müllerfassungssystem, so dass vieles über die Flüsse entsorgt wird. Hierbei gilt durchaus zu beachten, dass auch der Plastik in den Flüssen landet, der für die Herstellung von Produkten benötigt wird, die wir später nach Deutschland importieren.

Mein Plastikmüll wird größtenteils verbrannt und landet nicht später im Meer.

Warum es dennoch Sinn macht, Verpackungen zu reduzieren

Es macht natürlich dennoch Sinn, auf Verpackungen zu verzichten bzw. auf Produkte, die unsinnig verpackt sind. Nahezu alle Kunststoffverpackungen werden auf Basis von Rohöl hergestellt und Rohöl ist bekanntlich ein endlicher Rohstoff. Je früher die Menschheit Alternativen sucht und findet, umso länger kann diese Ressource für Produkte vernwendet werden, wo eine Alternative schwieriger zu finden ist.

Ich muss nicht gleich Zahnpasta abgefüllt im Jutebeutel kaufen, um Verpackungen zu reduzieren. Es reicht schon, wenn ich auf die Süßigkeit verzichte, die drei Mal verpackt ist oder auf das Obst und Gemüse, das in entsprechenden Verpackungen daherkommt.

Es macht durchaus Sinn, bestimmte Dinge zu hinterfragen – wo z.B. die Produkte herkommen, die ich kaufe. Es wird dem Verbraucher bei vielen Produkten nicht einfach gemacht, die Herkunft zu bestimmen, aber nach und nach bessert sich die Lage. Aber nur auf Druck des Verbrauchers hin.


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