Covid-On-Off in NRW

Nein, ich möch­te nicht in der Haut der Poli­ti­ker ste­cken, die immer in irgend­ei­ner Art und Wei­se ange­mes­sen auf die Fall­zah­len der aktu­ell andau­ern­den Pan­de­mie reagie­ren müs­sen. Natür­lich ist man im Nach­hin­ein immer schlau­er und kann tol­le Tipss geben. Aber im Moment igno­riert die Poli­tik in NRW alle Warn­hin­wei­se und alle Fall­zah­len und reagiert sehr befremd­lich.

Begon­nen hat es damit, dass in NRW in den expo­nen­ti­el­len Wachs­tum der Fall­zah­len, die ers­ten Geschäf­te wie­der geöff­net wur­den. Klar, die Medi­en, die aktu­ell nur bedingt unab­hän­gig berich­ten, haben ihren Bei­trag dazu geleis­tet, in dem ein schein­ba­res Bild der Bevöl­ke­rung dar­ge­stellt wur­de, dass die Mehr­heit für eine sol­che Öff­nungs­po­lik steht. In Umfra­gen war aber genau das Gegen­teil der Fall. Ein Groß­teil der Bevöl­ke­rung hat­te einen har­ten Lock­down bevor­zugt.

Nun wur­de in NRW die Öff­nung der Schu­len um eine Woche ver­scho­ben, weil kei­ne Schnell­tests zur Ver­fü­gung stan­den. Ad hoc muss­ten Leh­rer und Schü­ler wie­der in den Distanz­un­tericht. Nun soll in der kom­men­den Woche der Wech­sel­un­ter­richt star­ten, wäh­rend in Köln die Fall­zah­len wei­ter stei­gen und die Inten­siv­plät­ze fast voll­stän­dig belegt sind. Seit die­sem Wochen­en­de gilt eine Aus­gangs­be­schrän­kung für die Nacht, aber die Lan­des­re­gie­rung hält an ihrem Vor­ha­ben fest, die Schu­len den­noch zu öff­nen.

Dabei scheint es schon üblich zu wer­den, oft und auf den letz­ten Drü­cker den Schu­len Vor­ga­ben zu machen, die den All­tag erschwe­ren und die aus­ge­ar­bei­te­ten Kon­zep­te über den Hau­fen wer­fen. Ich bin wahr­lich kein Freund von Leh­rern, die den Over­head­pro­jek­to­ren nach­trau­ern, aber hier muss man ein­fach eine Lan­ze für die Leh­rer­schaft bre­chen, von denen erwar­tet wird, meh­re­re Kon­zep­te in der Schub­la­de vor­zu­hal­ten, um auf die Lau­nen der Lan­des­re­gie­rung zu reagie­ren.

Aktu­ell strebt die Lan­des­re­gie­rung zusätz­lich eine OnOff-Poli­tik an, die von der gesam­ten Lehrer‑, Eltern- und Schü­ler­schaft mit einem Kopf­schüt­teln wahr­ge­nom­men wird. Es ist näm­lich zu erwar­ten, dass Köln die Inzi­denz­zahl von 200 in der kom­men­den Woche über­schrei­ten wird. Den­noch müs­sen die Schu­len öff­nen, wenn auch nur für eine Woche, nach der sehr wahr­schein­lich wie­der auf einen kom­plet­ten Distanz­un­ter­richt gewech­selt wer­den muss.

Wahr­lich ein sehr unpas­sen­der Moment für einen Minis­ter­prä­si­den­ten Laschet, die Kanz­ler­fra­ge klä­ren zu wol­len, wäh­rend es im eige­nen Land drun­ter und drü­ber geht. Auch hier wur­den alle Vor­zei­chen igno­riert und die Ent­schei­dung viel zu weit nach hin­ten gescho­ben. Es ist sehr wün­schens­wert, wenn die Poli­tik end­lich mal auf die Wis­sen­schaft hört und Kon­zep­te mit ihnen erstellt und nicht gegen jeg­li­che War­nun­gen und Pro­gno­sen.

Update 22.04.: Wie erwar­tet, wur­de in Köln der Inzi­denz­wert von 200 über­schrit­ten (und  wird ver­mut­lich wei­ter stei­gen) mit der Kon­se­quenz, dass die Schu­len wie­der schlie­ßen und die Schü­ler wie­der voll­stän­dig nur auf Distanz unter­rich­tet wer­den. Wel­che Aus­wir­kun­gen dies auf die Arbeits­welt hat, bleibt abzu­war­ten. 

Update 27.05.: Erstaun­lich, in wel­chem Tem­po die Zah­len in den Kel­ler rau­schen. Nun wird zum 31.05. der vol­le Prä­senz­un­tericht begin­nen, wobei vie­le Schu­len Pro­ble­me haben, dies in die Tat umzu­set­zen. Es bleibt zu hof­fen, dass die Imp­fun­gen wenigs­tens soweit gehol­fen haben, dass nach den Som­mer­fe­ri­en nicht die nächs­te Wel­le anrollt.

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