Ein Aquarium zieht um

Ein Graus für jeden Aquar­is­tik­er: Ein Umzug. Irgend­wie müssen ein 270-Liter-Aquar­i­um und ein 110-Liter-Aquar­i­um den Weg von der alten Woh­nung in die neue schaf­fen. Wie machen wir das am Besten?

Es stellen sich dabei ganz klas­sis­che Fra­gen. Bleibt der Boden­grund drin­nen? Was ist mit der Ein­rich­tung? Wohin mit den Fis­chen? Bevor wir schildern, wie wir den Umzug gemeis­tert haben, eine kleine Bestand­sauf­nahme.

das becken vor dem Umzug

In unserem Beck­en schwim­men noch immer ein paar Rotkopf­salm­ler herum, obwohl wir schon vor ger­aumer Zeit die Fis­che gewech­selt haben. Ein Händler meine mal zu mir, dass man solche einzel­nen Fis­che her­aus­holen und töten sollte, weil sie einem ständi­gen Stress aus­ge­set­zt sind, weil nicht aus­re­ichend Artgenossen zu find­en sind.

Wir kön­nen das nicht beobacht­en. Die Rotkopf­salm­ler schwim­men eben­so ruhig zusam­men mit den anderen Salm­lern, so dass wir das nicht erken­nen kön­nen, dass die Fis­che gestresst sind (woran man das auch immer fest­macht).

  • 6 Rotkopf­salm­ler
  • 18 Schmuck- bzw. Kirschfleck­salm­ler
  • 6 Panz­er­welse
  • 1 Hex­en­wels
  • 1 L‑Wels
  • 2 Engel­swelse
  • diverse Gar­ne­len und Sch­neck­en
Nun bleibt natür­lich die span­nende Frage, welche Tiere den Umzug über­leben wer­den. Eine solche Sit­u­a­tion bedeutet Stress pur – sowohl für die Fis­che als auch für den Aquar­is­tik­er.

Direkter Umzug oder Zwischenparken?

Es gibt mehrere Option, wie ein Beck­en umziehen kann. Das ist von zwei maßge­blichen Fak­toren abhängig. Erstens die Ent­fer­nung zum neuen Wohnort und zweit­ens von der Größe des Beck­ens.

Es stellt sich die Frage, ob der Umzug des Beck­ens vom eigentlichen Umzug entkop­pelt wer­den kann. Es heißt zwar, dass das Aquar­i­um als let­ztes die alte Woh­nung ver­lässt und als erstes in die neue einzieht, aber der Zeitaufwand, ein Beck­en zu entleeren wird sehr oft verkan­nt. Bei einem gut gefüll­ten Beck­en wie dem unseren, ist man schon min­destens sechs Stun­den beschäftigt.

Option 1: Alles bleibt drinnen

Bei einem kleinen Beck­en ist es dur­chaus möglich, das Wass­er soweit wie möglich abzu­lassen und das Aquar­i­um kom­plett inkl. Innenausstat­tung und Tieren umzuziehen. Das haben wir mit unserem 120-l-Beck­en gemacht, aber nicht mit dem 270-l-Beck­en. Bei dem Beck­en ist dies so oder so nicht möglich, da es eine Durch­führung im Boden hat.

Bei einem Umzug aus dem Erdgeschoss in ein anderes Erdgeschoss haben wir auch ein 350-l-Beck­en so umge­zo­gen, aber beson­ders empfehlenswert ist dies nicht.

Option 2: Zwischenparken

Die Fis­che und Teile der Ausstat­tung wer­den in einem kleinen Beck­en am neuen Dom­izil “zwis­chen­gengeparkt”. Dafür braucht man ein alter­na­tives Beck­en, das irgend­wo bei irgendwem im Keller auf eine neue Ver­wen­dung wartet und ein biss­chen Zeit. Dieses alter­na­tive Beck­en sollte mit ein wenig Boden­grund des alten Beck­ens zwei Wochen vor dem Umzug ein­fahren.

Option 3: Teils rein, teils raus

Die Option, die ver­mut­lich viele anwen­den. Der Boden­grund verbleibt im Beck­en, alles andere kommt raus. Eine Option, die auch bei uns Anwen­dung gefun­den hat.

Gefahren

Es gilt einige Gefahren für die Fis­che und das Beck­en im Blick zu haben. Hier die wichtig­sten:

Temperatur

Ist es sehr kalt draußen, so läuft man schnell Gefahr, dass die Auswe­ich­möglichkeit der Tiere zu stark auskühlt. Viele nutzen Sty­ro­por-Kisten, in die die Beu­tel mit den Fis­chen herein­gelegt wer­den. Dauert die Fahrt etwas länger, so kann man Heat­packs ver­wen­den, damit es in der Kiste warm bleibt.

Ist es im Hochsom­mer zu heiß, so gilt es, dass die Fis­che nicht über­hitzen. Auf zu hohe Tem­per­a­turen reagieren viele Fis­che empfind­lich­er als auf zu niedrige.

Austrocknung

Alle Gegen­stände und Pflanzen aus dem Beck­en müssen feucht gehal­ten wer­den. Bei großen Pflanzen emp­fiehlt es sich, entsprechend große Behäl­ter mit Deck­el zu nutzen. Auch helfen feuchte Handtüch­er, das Aus­trock­nen zu ver­langsamen.

Das ist deshalb wichtig, weil sich die Bak­te­rien in einem Aquar­i­um im Boden­grund und auf den Ein­rich­tungs­ge­gen­stän­den befind­en. Das Wass­er eines Aquar­i­ums umzuzuiehen macht deshalb rel­a­tiv wenig Sinn.

Sauerstoff

Fis­che brauchen Sauer­stoffe. Und dieser neigt sich in einem Beu­tel erstaunlich schnell dem Ende zu. Ein Aquar­is­tik­er hat mir den Tipp gegeben, einen Eimer (ohne Kan­ten im Inneren) zu ver­wen­den, in dem eine Mülltüte gesteckt wird. Die selb­stver­ständlich aus­re­ichend groß sein muss. Damit passiert den Fis­chen rel­a­tiv wenig. Vor­sicht nur bei großen Flüs­sigkeitvo­lu­mi­na: diese ger­at­en schneller in Bewe­gung als kleinere Flüs­sigkeitsvo­lu­mi­na. Hier muss eine opti­male Wahl der Größe der Fis­che entsprechend ver­wen­det wer­den.

Fische trennen

Es müssen zwin­gend die Fis­che voneinan­der getren­nt wer­den. Es gibt sog­ar Arten, die unter Stress Gift­stoffe abson­dern, wie z.B. die Panz­er­welse. Wer­den diese zusam­men mit anderen Arten ver­packt, dann ist Stress vor­pro­gram­miert und die Fis­che wer­den den trans­port nicht über­leben.

Vorbereitungen

Bevor die Möbel­pack­er auf dem Hof ste­hen, müssen ein paar Vor­bere­itun­gen getrof­fen wer­den. Es braucht min­destens zwei Kech­er zum ein­fan­gen der Fis­che. Hier sollte ein großer und ein klein­er Min­i­mum sein. Dann Behält­nisse in aus­re­ichen­der Menge. Gegebe­nen­falls eine größere Trans­portk­iste falls die Fahrt länger dauert. Eventuell Ersatz für die Tech­nik des Aquar­i­ums (das ist natür­lich vom Beck­en abhängig).

Die Beson­der­heit unseres Beck­ens. Es gibt Durch­lässe auf der Unter­seite. Der Fil­ter ste­ht außer­halb des Beck­ens. Hier gilt unbe­d­ingt zu beacht­en, dass bei einem solchen Beck­en die Durch­lässe ent­fer­nt wer­den müssen. Schon ein leichter Stoß gegen diese kann zu einem Glas­bruch führen.

Die Führung durch das Beck­en wird hinge­gen nicht ent­fer­nt! Das ist wichtig! Es dür­fen also nicht die Mut­tern auf der Unter­seite gelöst wer­den. Ein- und Aus­lass sind lediglich durchgesteckt und von unten leicht ver­schraubt. Mit ein­er Dop­peldich­tung wird ver­hin­dert, dass Wass­er aus­tritt.

Wir haben zusät­zlich einen neuen Satz Schläuche gekauft für den Fall, dass diese während des Trans­port kaputt gehen oder wir merken, dass mit denen etwas ist. Das gilt ins­beson­dere für den Ein–  und Aus­lass, den man nach Auf­stel­lung des Beck­ens nicht mehr ändern kann.

Der Umzug

Dann kommt der Tag und die Möbel­pack­er ste­hen vor der Türe. Oft­mals liest man, dass das Aquar­i­um das let­zte ist, was aus der alten Woh­nung her­aus- und in die neue Woh­nung hereinge­tra­gen wird. Ja, das stimmt, was aber nicht heißt, dass man erst spät mit dem Entleeren begin­nen sollte. Ganz im Gegen­teil sollte man recht schnell begin­nen, das Beck­en zu entleeren. Es braucht mehrere Stun­den Pflanzen und Fis­che aus dem Beck­en zu holen.

Der Grund: Wenn die Pflanzen aus dem Beck­en geholt wer­den, wird das Wass­er trübe und man sieht die Fis­che nicht mehr so gut.

Das sieht natür­lich anders aus, wenn man ein Steinaquar­i­um hat und dort nur ein paar große Barsche schwim­men. Mit unserem dicht bepflanzten Beck­en und knapp 50 Fis­chen und unzäh­li­gen Gar­ne­len und Sch­neck­en sieht das anders aus.

Die Wurzeln, Steine und Pflanzen waren rel­a­tiv schnell draußen. Diese haben wir in ein­er größeren Kiste mit nassen Handtüch­ern vor dem Aus­trock­nen bewahrt. Zwis­chen­drin­nen (als es etwas länger als gedacht dauerte) haben wir das Ensem­ble mit Wass­er besprüht.

Beim Außen­fil­ter haben wir lediglich das Wass­er aus­gekippt, damit dort keine anaer­oben Prozesse begin­nen.

Wir haben einige Far­beimer gekauft, die innen kein­er­lei Eck­en oder Kan­ten aufweisen. Diese haben wir mit Aquar­ien­wass­er gefüllt und dort die Fis­che dann sortiert hereinge­tan. Die Deck­el liegen anfangs nur lose auf, damit aus­re­ichend Sauer­stoff an die Fis­che gelangt. Die Fis­che haben wir dann selb­st im Pri­vat-PKW zur neuen Woh­nung trans­portiert.

Wer Prob­leme mit dem Fan­gen hat, kann Bar­ri­eren bei tiefem Wasser­stand mit dem Boden­grund erricht­en. Dann nimmt man den Fis­chen die Flucht und Ver­steck­möglichkeit­en.

Wir haben uns entsch­ieden, den Sand im Beck­en zu lassen. Ja, das war ein Risiko, denn der Sand wog zir­ka 20–30 kg. Aquar­ien soll­ten das aushal­ten. Den­noch zieht jed­er ein Beck­en auf diese Weise auf eigene Gefahr um!

Damit uns der Sand nicht durch die Löch­er am Boden des Beck­ens her­aus­rieselt, haben wir zu ein­er ungewöhn­lichen Lösung gegrif­f­en. Mit einem Desser­tring haben wir die bei­den Löch­er im Boden des Beck­ens geschützt. Anschließend wurde der Sand gle­ich­mäßig am Boden verteilt. Das Ganze sah dann so aus:

An dieser Stelle muss ich das Team der Umzugs­fir­ma loben, die sich ohne großem Mur­ren der Auf­gabe angenom­men haben. Denn das Beck­en wog so viel, dass es fünf kräftige Möbel­pack­er brauchte, um dieses auf den Auße­naufzug zu hieven.

Das sah dann so aus:

In der neuen Woh­nung haben wir das Beck­en anschließend neu ein­gerichtet und den Stan­dort immer wieder geän­dert, bis wir das passende Plätzchen gefun­den haben. Ja, auch das braucht seine Zeit, ist aber notwendig. Ist das Beck­en erst­mal wieder gefüllt, ste­ht es fix.

Und, ist es gut­ge­gan­gen? Ja, kein einziger Fisch ist gestor­ben.

Die Fis­che haben in Summe zir­ka fünf Stun­den in den Eimern warten müssen. Sie standen später in der neuen Woh­nung, die wir beim Umzug nicht beheizt hat­ten. Damit dürfte das Wass­er zwar aus­gekühlt sein, aber nicht so drama­tisch, als dass es den Fis­chen geschadet hätte.

Wir haben sehr viele Pflanzen nicht wieder ins Beck­en getan, damit die vorhan­de­nen sich bess­er ent­fal­ten kön­nen. Aus diesem Grund sah das Beck­en kurz nach dem Umzug etwas leer aus. In ein paar Wochen wird sich das hof­fentlich wieder geän­dert haben.

Auf dem Foto sieht das Beck­en noch ein wenig gerupft aus. Mit­tler­weile haben sich alle ein wenig erholt und sich an die neuen Gegeben­heit­en angepasst, so dass das Beck­en mit­tler­weile wieder etwas gesün­der aussieht:

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