Wenn der Fußheber ausfällt

Es gibt vie­le Grün­de, in denen das Gehen Pro­ble­me berei­tet, weil der Fuß­he­ber aus­fällt. In mei­nem Fall ist es eine chro­ni­sche pro­gres­si­ve Ner­ven­er­kran­kung. D.h. die Funk­ti­on der Fuß­he­bung ist nach und nach immer schwä­cher gewor­den und anschlie­ßend aus­ge­fal­len.

Ich habe nach und nach diver­se Unter­stüt­zun­gen aus­pro­biert und getra­gen. Dabei habe ich fest­ge­stellt, wie unter­schied­lich und manch­mal etwas merk­wür­dig die Bera­tung in den Sani­täts­häu­sern war. Ich ein wenig unbe­darft in die Häu­ser gegan­gen, ohne mich vor­her zu infor­mie­ren, was es alles gibt. Ich muss im Nach­hin­ein sagen, dass es bes­ser ist, wenn man sich vor­her infor­miert, was es gibt und das Sani­täts­haus expli­zit dar­auf anspricht und den Bera­ter ggf. dazu “nötigt” meh­re­re Hilfs­mit­tel tes­ten zu dür­fen.

Mitt­ler­wei­le habe ich diver­se Hilfs­mit­tel ver­wen­det und ver­su­che nun ein biss­chen zur Infor­ma­ti­ons­be­schaf­fung Betrof­fe­ner bei­zu­tra­gen, wenn ich hier von mei­nen Erfah­run­gen berich­te.

Selbst­ver­ständ­lich erhebt die­ser Bei­trag kei­nen Anspruch auf Voll­stän­dig­keit. Das heißt, dass es noch mehr Sys­te­me gibt, um die Fuß­he­bung zu unter­stüt­zen.

Die­ser Erfah­rungs­be­richt über die unter­schied­li­chen Orthe­sen ersetzt nicht den Besuch bei einem Fach­mann. Die­ser Bericht dient ledig­lich der Auf­klä­rung vor einem Besuch in einem Sani­täts­haus oder eines Fach­arz­tes, damit man als Pati­ent nicht voll­kom­men über­for­dert vor den unter­schied­li­chen Alter­na­ti­ven steht. Mei­ner Ein­schät­zung nach ist es bes­ser, sich schon ein wenig mit den unter­schied­li­chen Orthe­sen­sys­te­men aus­zu­ken­nen, um gezielt ein Sys­tem tes­ten zu kön­nen.

Die leichte Fußheberparese

orthese-textil

Die­se ein­fa­che tex­ti­le Fuß­he­ber­or­the­se unter­stützt bei schwach aus­ge­präg­ten Fuß­he­ber­schwä­chen. Vor allem zu Beginn der Erkran­kung hat die­se Orthe­se gehol­fen. Sie hilft mei­nes Erach­tens aber nur bei einer leich­ten Schwä­che.

Im Som­mer wer­den Orthe­sen lei­der zu einem Nach­teil – da macht die­se kei­nen Unter­schied. Sie ist nicht atmungs­ak­tiv und ent­spre­chend warm. Dafür trägt sie sich sehr unauf­fäl­lig und kann mit jedem Schuh getra­gen wer­den.

Der Nach­teil die­ser Orthe­se: wenn sie län­ger in Benut­zung ist, lei­ern die Stütz­bän­der aus. Außer­dem lässt die Unter­stüt­zung der Ban­da­ge im Lau­fe des Tages nach und muss neu ange­legt wer­den.

Wenn sich die Fuß­he­ber­pa­re­se ver­stärkt, dann hilft eine sol­che Pero­neuss­chie­ne. Die­se ist ver­gleichs­wei­se starr, ver­hin­dert aber sehr zuver­läs­sig, dass man stol­pert.

Bes­ser ist aber eine dyna­mi­sche Unter­schen­kel­or­the­se, die einem beim Gehen mehr unter­stützt.

Sehr ent­täuscht war ich von der Push ortho Fuß­he­ber­or­the­se. Sie sieht zwar sehr sta­bil aus, ist aber in Sum­me ein sehr insta­bi­les Kon­strukt. Das Pro­blem sind hier die Klett­bän­der, die am obe­ren Ring fest­ge­macht wer­den. Dort liegt dann die Last des Fußes, was die Orthe­se aber nicht hält und run­ter­rutscht. Die Unter­stüt­zung geht so ver­lo­ren.

Bes­ser wäre es, wenn es hin­ten eine star­re Hal­te­rung gäbe, die das Ver­rut­schen ver­hin­dert. Die­se Orthe­se ist bes­ten­falls bei einer leich­ten Pare­se hilf­reich.

Vor allem im ein­ge­zeich­ne­ten Bereich ist die­se Orthe­se recht schwach und es fehlt hier an Unter­stüt­zung. Die­se Orthe­se eig­net sich so ledig­lich für eine schwa­che Fuß­he­ber­schwä­che. Aller­dings ist da die tex­ti­le Orthe­se eben­so gut wie die­se hier und trägt sich ange­neh­mer.

Der Vor­teil hier ist eben­falls, dass nor­ma­les Schuh­werk und die Orthe­se unauf­fäl­lig unter der Klei­dung getra­gen wer­den kann.

Die mittelschwere Fußheberparese

Man­che Men­schen kom­men mit den oben genann­ten Orthe­sen und Ban­da­gen recht gut über einen län­ge­ren Zeit­raum zurecht. Ande­re mer­ken hin­ge­gen sehr schnell, dass die Unter­stüt­zung nicht aus­reicht. Für die­se Fäl­le gibt es kräf­ti­ge­re Unter­stüt­zun­gen. Die­se Unter­schen­kel­or­the­sen unter­stüt­zen die Fuß­he­bung deut­lich bes­ser, ohne sie kom­plett zu erset­zen. Vor­han­de­ne Rest­kräf­te wer­den so unter­stützt.

Ein wei­te­rer Vor­teil einer sol­chen vor­kon­fek­tio­nier­ten Orthe­se liegt dar­in, dass vie­le Kran­ken­kas­sen die­se ohne Antrag geneh­mi­gen, solan­ge das Sani­täts­haus mit der Kran­ken­kas­se einen ent­spre­chen­den Ver­trag hat.

Der Nach­teil dar­in ist natür­lich, dass Sani­täts­häu­ser u.U. schnel­ler zu einer sol­chen Orthe­se grei­fen, weil eben der Ver­wal­tungs­auf­wand deut­lich gerin­ger ist.

Die schwere Fußheberparese

Bei einer pro­gres­si­ven (also fort­schrei­ten­den) Erkran­kung nimmt die Kraft im Lau­fe der Zeit wei­ter ab. In mei­nem Fall kon­ti­nu­ier­lich und nicht schub­wei­se. Die Ver­schlim­me­rung schleicht sich lang­sam ein und irgend­wann merkt man, dass selbst klei­ne­re Weg­ste­cken mit den vor­han­de­nen Hilfs­mit­teln nur noch müh­sam zu bewäl­ti­gen sind.

Also muss­te eine neue Ver­sor­gung her. In die­sem Fall eine Orthe­se, die auch die Schwä­chung der Ober­schen­kel­mus­ku­la­tur abfängt. Das ers­te Model war eine Wal­kOn Reac­tion von der Fir­ma Otto Bock. Zu die­ser Zeit bin ich noch viel Trep­pen gestie­gen, was eine zusätz­li­che Belas­tung für die Orthe­se dar­stell­te. Oft­mals muss­te die Orthe­se mein kom­plet­tes Gewicht abfan­gen – inklu­si­ve dem, was ich die Trep­pen hoch­zu­tra­gen hat­te. Das war offen­bar zu viel und es mach­te eines Tages Knack und die Orthe­se war ange­bro­chen.

Für die­sen Fall gibt es die “Plus”-Variante, die an die­ser Stel­le merk­lich ver­stärkt ist. Dies ist nun die Orthe­se, die ich an einem Bein tra­ge.

An dem ande­ren Bein kommt ein Sys­tem mit Gelenk zum Ein­satz. Die­se Orthe­se ist dann nicht mehr vor­kon­fek­tio­niert und muss indi­vi­du­ell ange­passt wer­den. Auch hier galt es, den geschwäch­ten Ober­schen­kel­mus­kel zu unter­stüt­zen.

Bei einer fort­schrei­ten­den Mus­kel­er­kran­kung, bei der die Kraft nach und nach nach­lässt, muss sich der Anwen­der mei­ner Erfah­rung nach mit den unter­schied­li­chen Hilfs­mit­teln aus­ein­an­der­set­zen. Idea­ler­wei­se, bevor er in ein Sani­täts­haus geht, um dort gezielt nach bestimm­ten Orthe­sen­sys­te­men zu fra­gen. Nicht sel­ten bevor­zu­gen Sani­täts­häu­ser Lösun­gen, die ohne viel Auf­wand bei den Kran­ken­kas­sen abzu­rech­nen sind und nicht unbe­dingt den bes­ten Nut­zen für den Anwen­der bie­ten. Die­ser klei­ne Erfah­rungs­be­richt soll zei­gen, wel­che Mög­lich­kei­ten es gibt, wenn die Mus­kel­kraft in den Bei­nen all­mäh­lich ver­sagt.

Es heißt, wer mit einer chro­ni­schen sel­te­nen neu­ro­mus­ku­lä­ren Erkran­kung lebt, muss für die­se selbst zum Exper­ten wer­den. Es gibt aber auch vie­le Über­schnei­dun­gen zu ande­ren Erkran­kun­gen, wes­halb ich alle Bei­trä­ge, die im Zusam­men­hang mit mei­ner Erkran­kung ent­stan­den, auf einer eige­nen Sei­te zusam­men­ge­stellt habe. Dort beschrei­be ich nicht nur den Weg zur Dia­gno­se und wie sich die CMT äußert, son­dern auch, wie ein Schwer­be­hin­der­ten­an­trag bean­tragt wird, wel­che Stol­per­stei­ne der All­tag und die Berufs­welt für behin­der­te Men­schen bereit­hält und ich gehe das ganz gro­ße The­ma Hilfs­mit­tel an. Wie fin­de ich das pas­sen­de Hilfs­mit­tel und wie bean­tra­ge ich es?

Zu mei­ner Über­sicht.

Ein Kommentar

  1. Gut zu wis­sen, dass die­se Unter­schen­kel­or­the­sen die Fuß­he­bung erheb­lich ver­bes­sern. Dan­ke für den Bei­trag. Ich bin in einem Fuß­ball­ver­ein und habe letz­tes Spiel eine Grät­sche abbe­kom­men, sodass ich nun auf eine Orthe­se ange­wie­sen bin. Ich muss dafür mor­gen einen Ortho­pä­die­tech­ni­ker fin­den.

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