Die letzten beiden Tage wollten wir am Meer verbringen. Die Stimmung an der Nordsee ist einfach nur toll, wenn die Flut nach und nach den Strand erobert. Wir sind wegen der Pferdebremsen mit dem Auto an den Strand gefahren. Dort erwartete uns eine sehr große Pfütze, die uns zu groß war, um mit dem Fahrzeug hindurch zu fahren. Immerhin wollten wir nicht nochmals die Erfahrung machen, mit dem Wagen im Sand stecken zu bleiben. Den Ursprung der großen Pfütze schoben wir auf den Regen, der des Nachts gefallen war.
Also parkten wir das Auto auf der Düne. Eine weise Entscheidung, wie sich später herausstellen sollte.
Wieder war unser Fahrradanhänger sowohl Kinderwagen für den Jüngsten als auch Transportwagen für unser Gepäck. Allerdings war es an diesem Tag sehr windig und wir kämpften auf dem Hinweg mit starken Gegenwind. Von unserem ersten Tag wussten wir, dass uns eine knappe Stunde Fußmarsch bevorstand. Zuerst mussten wir durch die große Pfütze, von der wir noch immer dachten, dass der Regen der Nacht und am Morgen für deren Entstehung verantwortlich war. Das Wasser war angenehm warm und wir wateten durch das flache Nass.
Kaum an der See angekommen, stürmten die beiden großen ins Wasser und nahmen ein kühles Bad. Der Ebbe-Tiefstand war schon erreicht und die Flut setzte gerade ein. Wie schon die Strandtage zuvor, kam die Flut recht langsam, so dass wir in Etappen, immer der Wasserlinie folgend, am Strand entlang gegangen sind.
Der heftige auflandige Wind kühlte die Badenden recht schnell aus, so dass wir uns in den Schutz einer großen Düne zurückzogen. Dort konnten die beiden Großen zwischen dem Strandhafer spielen, während der Jüngste im Wagen einen kleinen Mittagsschlaf hielt. Da es auch tagsüber immer mal wieder schauerte, waren am Strand, der am ersten Tag schon nur spärlich besetzt war, sehr wenig Menschen unterwegs. Das machte uns nichts aus und die Jungs gingen nochmal ins kühle Nass.
Sie konnten sehen, wie die Nordsee langsam alle Strandbauten der vorangegangenen Strandbesucher eroberte. Ein herrliches Spiel, dem Wasser zuzusehen, wie es nach und nach die gebauten Burgen und Löcher für sich vereinnahmt.
Schlussendlich machten wir uns auf den Rückweg. Erst jetzt fragten wir uns, ob die große Pfütze wohl noch da war. Zuerst dachten wir an eine Luftspiegelung, als am Horizont eine Wasserfläche zu sehen war, aber als ein Fahrzeug zurück an den Strand fuhr, sahen wir, dass das Wasser noch da war. Denn dieses Fahrzeug blieb im tieferen Nass stecken.
Und da kam auch schon unser Großer angelaufen und sagte, dass das Wasser uns entgegenkam. Wir sahen uns fragend an. Was meinte er damit? Kurze Zeit später wussten wir es. Das Wasser strömte uns tatsächlich auf dem Strand entgegen. Die Pfütze war zu einem sehr großen See angeschwollen, der nun zwischen uns und unserem Ziel lag.
Vor uns wagte eine weitere Familie den Rückweg und sie wateten durch das Wasser zurück. Das Wasser konnte nicht tief sein und so machten auch wir uns ebenfalls auf den Rückweg.
Im Nachhinein wäre es vielleicht eine bessere Idee gewesen, auf der Düne zu warten, bis der Scheitelpunkt der Flut vorübergezogen war. Aber später ist man immer schlauer.
Also zog ich den Fahrradanhänger durch die Fluten, während der Kleine auf Mamas getragen wurde. Die beiden Großen wateten ebenfalls durch das Wasser. Zuerst stand der Fahrradanhänger nur bis zum Boden im Wasser. Aber ich merkte, dass das Wasser weiter stieg. Also ging ich mit dem Wagen vor.
Es war ganz schön anstrengend, den Fahrradanhänger, der nun zu einem Drittel im Wasser stand, durch das Wasser zu ziehen. Hinter mir sah ich meine Frau mit den beiden Kleinen durch das Wasser waten. Wir hoch würde das Wasser wohl noch steigen? Den beiden Erwachsenen war unabhängig voneinander klar, dass es nicht sehr hoch steigen würde. Es war also nicht so, wie im nordfriesischen Wattenmeer, von solch eine Aktion lebensgefährlich ist.
Dennoch wollte ich den Anhänger so schnell wir möglich ans Ufer bringen, damit ich ihnen zur Hilfe eilen konnte. Ich war gerade mit dem Größten am Ufer angekommen und ich habe mich gerade auf den Rückweg begeben, als ich gesehen habe, wie ein Unimog der örtlichen Küstenwache sich auf den Weg ins Wasser machte. Er sammelte zuerst meine verbliebene Familie ein, obwohl sie gar nicht das Ziel ihrer Fahrt gewesen war. Die wollten eigentlich eine andere Gruppe einsammeln (was sie nachher auch gemacht haben), haben aber vorher die drei verbliebenen gefragt, ob sie nicht im Unimog zurückfahren wollten.
Welch ein Erlebnis für die drei, in einem Unimog durch das Wasser zu fahren. Ein schönes Abenteuer. Die Retter hatten noch gesagt, dass es gar nicht mal so selten ist, dass der Strand komplett überflutet wird. Und jetzt wussten wir, dass es nicht der Regen war, der die großen Pfützen auf dem Strand hinterlassen hatte. Es war die Flut.
Was waren wir froh, dass wir unser Auto nicht am Strand geparkt haben, denn die Autos, die sich nun auf den Rückweg begaben, hatten sichtlich Mühe, den Strand zu verlassen.
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Schon seit Anbeginn des Internets pflegte Eng einen Blog. Und weil es ihm Spaß macht, seine Erfahrungen zu teilen, sind es immer Mischblogs, so wie dieser hier.
Seitdem seine neuromuskuläre Erkrankung einen deutlich größeren Einfluss auf sein Leben hat, befinden sich neben den Beiträgen zur Fotografie, Aquaristik, Reisen, Verbraucherschutz und Technik auch Beiträge zu Gesundheitsthemen auf diesem Blog.
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