Der Juli ist der Disability Pride Month

Der “Disa­bi­li­ty Pri­de Month” wird von Jour­na­lis­ten gern als “Monat des Stol­zes auf die Behin­de­rung” oder gar als “Monat des Behin­der­ten­stol­zes” über­setzt. In die­sem Bei­trag möch­te ich zei­gen, dass nicht gemeint ist, dass behin­der­te Men­schen stolz auf ihre Behin­de­rung sind. Und hof­fe natür­lich, dass die Jour­na­lis­ten, die solch einen Unfug in die Welt set­zen, mei­nen Bei­trag ent­de­cken.

Ich kann mich noch sehr gut an eine Dis­kus­si­on in der Schu­le erin­nern, in der wir über die Aus­sa­ge “Ich bin stolz, ein Deut­scher zu sein” debat­tiert haben. Sei­ner­zeit wur­de argu­men­tiert, dass man nur auf das stolz sein kann, was man auch selbst zu ver­ant­wor­ten oder geleis­tet hat. Dafür, dass ich in Deutsch­land gebo­ren und auf­ge­wach­sen bin, bin ich nicht ver­ant­wort­lich. Das war reins­tes Glück. (Ja, ich bin der Mei­nung, dass wir es in Deutsch­land sehr gut haben und dass es kaum ein ande­res Land gibt, in dem es sich so gut leben lässt. Aber das nur am Ran­de.)

Im Deut­schen gibt es noch eine zwei­te Bedeu­tung von Stolz, die sich mit einer gewis­sen Eigen­schaft erklä­ren lässt, mit der ein meist nega­ti­ves Selbst­wert­ge­fühl ein­her­geht. Daher auch die Rede­wen­dung „eines jeman­den Stolz ver­letz­ten“.

In ande­ren Spra­chen hat die­ser Begriff zusätz­lich ande­re Bedeu­tun­gen. Im Eng­li­schen z.B. drückt der Begriff „Pri­de“ auch einen gewis­sen Respekt und eine gewis­se Wert­schät­zung gegen­über ande­ren Men­schen aus. Grund­sätz­lich hat dort die­ser Begriff mehr Bedeu­tun­gen als im Deut­schen. Das führt regel­mä­ßig zu Ver­wir­run­gen, wenn der Begriff „Pri­de Month“ ein­fach eins zu eins ins Deut­sche über­setzt wird. Was soll denn bit­te­schön ein „Stolz Monat“ sein? Bes­ser wäre wohl die Über­set­zung „Monat der Wert­schät­zung“.

Nach die­ser klei­nen Ein­füh­rung kom­me ich auch end­lich zum eigent­li­chen Anlass die­ses Bei­trags. Der Juli ist näm­lich der „Dia­bi­li­ty Pri­de Month“, was ich als „Monat der Wert­schät­zung gegen­über Men­schen mit Behin­de­rung“ über­set­ze.

Die­ser Monat dient dazu, auf die gro­ßen und klei­nen Hin­der­nis­se auf­merk­sam zu machen, die behin­der­ten Men­schen tag­täg­lich begeg­nen. Und die oft­mals ein­fach ver­meid­bar sind. Ich fin­de, dass es wenig Sinn macht, dass Akti­vis­ten unter­ein­an­der sich aus­tau­schen, wenn es dar­um geht, dass die­se Bar­rie­ren ver­schwin­den. Viel­mehr müs­sen die Beträ­ge nicht behin­der­te Men­schen errei­chen, die einen klei­nen Blick dafür haben, was eine Bar­rie­re für ande­re dar­stellt. Dafür habe ich z.B. mei­ne klei­ne Rei­he „Hin­der­nis­se des All­tags“ ins Leben geru­fen, in der ich zei­ge, wie eine ein­fa­che Gedan­ken­lo­sig­keit zu einer Bar­rie­re in mei­nem All­tag wird.

Aber auch wei­ter­ge­hen­de For­de­run­gen wer­den in die­sen Monat gepackt, wie z.B. eine grund­sätz­li­che Bar­rie­re­frei­heit in allen neu gebau­ten Objek­ten. Damit mei­ne ich nicht nur Häu­ser und Woh­nun­gen, son­dern auch Stra­ßen, Parks oder Nah­erho­lungs­ge­bie­te. Denn mir fällt immer wie­der auf, dass eine Bar­rie­re­frei­heit auch für nicht behin­der­te Men­schen eine Erleich­te­rung bedeu­ten, die ger­ne ange­nom­men wer­den.

Ich beto­ne immer wie­der, dass ich nicht der Mei­nung bin, dass alle Bau­ten Deutsch­lands bar­rie­re­frei umge­baut wer­den müs­sen. Bei Neu­bau­ten hin­ge­gen for­de­re ich dies sehr wohl, zumal die­se Bar­rie­re­frei­heit allen Men­schen zugu­te­kommt.

Da bleibt nur zu hof­fen, dass der Disa­bi­li­ty Pri­de Month wenigs­tens eini­ge Men­schen erreicht, die sich bis­her noch nie Gedan­ken dar­über gemacht haben, wel­che Bar­rie­ren sie für ande­re Men­schen in ihrem All­tag hin­ter­las­sen.

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