Meine Hilfsmittel: Gebrauchte Rollstühle im Netz kaufen

So ganz habe ich nicht ver­stan­den, wel­ches die Kri­te­ri­en sind, wes­halb man­che Men­schen mit meh­re­ren Roll­stüh­len ver­sorgt wer­den und ande­re nicht. Hängt viel­leicht von der Dia­gno­se, der Kran­ken­kas­se, dem Sani­täts­haus und dem Arzt ab, der den Pati­en­ten betreut.

Wie dem auch sei, es gibt immer wie­der Beweg­grün­de, wes­halb jemand einen gebrauch­ten Roll­stuhl kau­fen möch­te. Manch­mal ist er als Woh­nungs­roll­stuhl ange­dacht oder er soll für das Hand­bi­ken ver­wen­det wer­den oder ein­fach nur als gutes Gefühl, einen Ersatz­roll­stuhl zu haben, wenn der Haupt­stuhl defekt ist.

Es klingt sehr ein­fach, sich einen gebrauch­ten Roll­stuhl im Inter­net zu kau­fen, ist es aber nicht. Denn gera­de wenn man lan­ge in ihm sitzt, muss er zumin­dest in einer gewis­sen Art und Wei­se zum Fah­rer pas­sen. Ich zei­ge hier die Fall­stri­cke, die es geben kann.

rollstuhl

Sanitätshaus, Hersteller oder privat?

Wer im Netz nach gebrauch­ten Roll­stüh­len Aus­schau hält, fin­det grund­sätz­lich drei Anbie­ter.

Das Sani­täts­haus ist das nahe­lie­gends­te. Mal sind es alte Aus­stel­lungs­stü­cke, mal aus­ran­gier­te Roll­stüh­le aus den Pool oder es sind Roll­stüh­le, die die Außen­dienst­mit­ar­bei­ter zur Ver­fü­gung ste­hen. Ich habe zwar von den Sani­täts­häu­sern kei­ne Ant­wort dies­be­züg­lich erhal­ten, mein zwei­ter Roll­stuhl kommt von einem sol­chen Außen­dienst­ler, der mir einen Vor­füh­rer zurecht gemacht hat.

Bei ebay und den Klein­an­zei­gen­por­ta­len fin­den sich eben­falls eini­ge Sani­täts­häu­ser, die sich auf gebrauch­te Roll­stüh­le spe­zia­li­siert haben. Hier ist die Her­kunft meist unklar, wenn die­se z.B. aus Woh­nungs­auf­lö­sun­gen kom­men.

Ein Kauf direkt über die Her­stel­ler ist in Deutsch­land offi­zi­ell nicht mög­lich. Es sei denn, es han­delt sich um Vor­füh­rer, die sehr wohl direkt von den Her­stel­lern ver­kauft wer­den dür­fen. Das haben mir ein paar Her­stel­ler zumin­dest ange­bo­ten, aber es ist nie zu einem Ange­bot gekom­men.

Über Selbst­hil­fe­grup­pen oder Grup­pen zum Inter­es­sen­aus­tausch oder über die sozia­len Medi­en, ist es mög­lich, einen Roll­stuhl von pri­vat zu kau­fen. Hier geht man das größ­te Risi­ko ein, denn es lässt sich über­haupt nicht fest­stel­len, was mit dem Roll­stuhl pas­sier­te. Den­noch habe ich einen mei­ner Gebrauch­ten von Pri­vat gekauft und hat­te Glück damit. Er ist auch heu­te noch im Ein­satz. Fol­gen­de Hin­wei­se sind bei einem Pri­vat­kauf des­halb eher von Rele­vanz als bei den ande­ren bei­den Vari­an­ten.

Worauf achten?

  • Pass­ge­nau­ig­keit: Ich habe mich zuerst über die Sitz­brei­te an die inter­es­san­ten Roll­stuh­le her­an­ge­tas­tet. Die­ses Maß ken­nen die meis­ten Nut­zer und Händ­ler. Die Sitz­brei­te ist oft­mals ein fixes Maß, das an einem Roll­stuhl nicht ver­än­dert wer­den kann. Das nächs­te Maß, das stim­men soll­te, ist die Sitz­tie­fe, damit die Bei­ne aus­rei­chend Auf­la­ge haben. Das drit­te wich­ti­ge Maß ist die Unter­schen­kel­län­ge. Man muss ein wenig suchen, bis man einen Roll­stuhl fin­det, der einem passt. Ich habe ca. ein hal­bes Jahr gebraucht, um einen Roll­stuhl zu fin­den, in dem ich ohne Pro­ble­me den gan­zen Tag unter­wegs sein kann.
  • Besitz­ver­hält­nis­se: Man­che Nut­zer den­ken, dass sie ein­fach einen Roll­stuhl ver­kau­fen kön­nen, bei dem der Kos­ten­trä­ger einen Eigen­tums­vor­be­halt gel­tend gemacht hat. Das heißt nichts ande­res, dass der Roll­stuhl­fah­rer den Roll­stuhl zwar nut­zen kann, die­sen aber nicht ver­äu­ßern darf. Wer den­noch einen sol­chen Roll­stuhl kauft und der Kos­ten­trä­ger die­sen zurück­for­dert, so ist der Käu­fer der Dum­me (solan­ge der Ver­kauf nach voll­zo­gen wer­den kann). Wie bei allen Heh­ler­wa­ren, darf die Poli­zei die­se beschlag­nah­men und der Käu­fer bleibt auf den Kos­ten sit­zen.
  • Zustand des Roll­stuhls: Wer es noch nicht mal schafft, sei­nen zum Ver­kauf ste­hen­den Roll­stuhl zu put­zen, der soll­te nicht damit rech­nen, vie­le Anfra­gen zu bekom­men. Von einem Kauf ist hier grund­sätz­lich abzu­ra­ten, denn nicht nur Autos kön­nen sich in einer Gara­ge kaputt­ste­hen, son­dern auch Roll­stüh­le im Kel­ler.
  • Alter: Je älter ein Roll­stuhl, des­to anfäl­li­ger ist er gegen­über Schä­den, die auf­grund von Ver­schließ auf­tre­ten.
  • Ver­wen­dungs­zweck: Ein Roll­stuhl, der vom Vor­be­sit­zer zum Hand­bi­ken benutzt wur­de, dürf­te anders gefor­dert wor­den sein als der Roll­stuhl, der nur in der Woh­nung benutzt wur­de. Es gibt Mate­ri­al­schä­den, die man dem Roll­stuhl nicht ansieht. Das Risi­ko geht man immer ein und muss man auch selbst tra­gen.

Fazit

Ja, es ist mög­lich, über das Inter­net einen Roll­stuhl zu kau­fen, der einem passt. Der Kos­ten­punkt liegt zwar immer noch bei 500 bis 1.000 Euro, was aber immer noch deut­lich güns­ti­ger als die 3.000 – 5.000 Euro für einen neu­en Roll­stuhl.

Es ist drin­gend ange­ra­ten, die oben beschrie­be­nen Punk­te im Hin­ter­kopf zu haben, damit das Schnäpp­chen auch ein sol­ches bleibt. Was man aber unbe­dingt mit­brin­gen muss, ist Geduld. Mal eben schnell sich einen Roll­stuhl zu kau­fen, wird nicht funk­tio­nie­ren.

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