„Seid fruchtbar und mehrt euch und regt euch auf Erden, daß euer viel darauf werden.“ (1. Moses 9,7). Dieses Zitat aus der Bibel ist sicherlich jedem geläufig. Nur heißt das sicherlich nicht, dass Familien Kinder bis zum Ultimo bekommen sollen. Irgendwann ist die Familienplanung abgeschlossen. Und dann stellt sich die spannende Frage: Wie soll zukünftig die Empfängnisverhütung aussehen?
Es gibt mehrere Methoden der Empfängnisverhütung, wobei ein Großteil temporärer Natur ist.
Nachteil Frau
Mal vom Kondom abgesehen, obliegt es der Frau, die Empfängnisverhütung durchzuführen. Nun sind die weiblichen Geschlechtsorgane deutlich komplizierter aufgebaut und liegen zudem auch innerhalb des Körpers. Beim Mann liegt ein Großteil der Geschlechtsorgane außerhalb des Körpers.
Dennoch konzentrieren sich alle Methoden der Empfängnisverhütung auf die Frau. Dabei gibt es einige unsichere Methoden, wie z.B. Spermizide und natürliche Empfängnismethoden. Beide sind nicht zu empfehlen.
Hormonelle Methoden, wie die Pille sind zwar sehr sicher, greifen aber massiv in den Hormonhaushalt der Frau ein und haben Nebenwirkungen, die nicht zu vernachlässigen sind (z.B. Thrombosen). Andere Methoden sind sicher, solange sie korrekt angewendet werden, wie z.B. das Diaphragma. Verrutscht es, ist es dahin mit der Verhütung.
Ist die Familienplanung abgeschlossen, dann ist es mehr als verständlich, dass Paare nach dauerhaften Lösungen zur Empfängnisverhütung suchen. Und da bietet sich die Sterilisation an.
Vorteil Mann
Während ein Eingriff bei der Frau i.d.R. mit einer größeren Operation verbunden ist, so kann beim Mann ambulant eine dauerhafte Empfängnisverhütung erzielt werden. Diese Art der Sterilisation wird gemeinhin auch als Vasektomie bezeichnet.
Im Netz gibt es viele Informationen zur Vasektomie, aber nur sehr wenige Erfahrungsberichte von Männern. Ich habe defacto sogar nur einen gefunden und der stellte sich als nicht ganz so korrekt heraus. Hier also ein Bericht, wie es wirklich gelaufen ist.
Vorbereitung
Zuerst wird informiert. Da diese Seite frei im Netz gefunden werden kann, verzichte ich auf zu detaillierte Illustrationen, da diese von den Suchmaschinen als nicht jugendfrei deklariert werden.
Deshalb der Weg des Samens in schriftlicher Form. Produziert wird er im Hoden, gelangt über die Samenleiter in Richtung Samenblase, wird dort dem Ejakulat beigemischt und gelangt über die Harnröhre nach draußen. Die Öffnung zur Blase wird während dieses Vorgangs verschlossen, so dass kein Urin in die Harnröhre gelangen kann.
Bei der Vasektomie wird der Samenleiter durchtrennt. D.h., dass der Samen im Hoden zwar produziert wird, dieser aber nicht mehr dem Ejakulat beigemischt wird. Der Samen verbleibt im Hoden und wird dort vom Körper abgebaut. Deshalb entsteht bei manchen Männern ein Druck-Gefühl im Hoden (siehe auch Nachteile am Ende des Beitrags).
Die Sterilisation ist keine Kastration, bei der der Hoden entfernt wird! Nach der Vasektomie ändert sich für den Mann nichts, denn das Ejakulat verlässt noch immer den Körper.
Neben den Beratungsstellen im Netz muss immer vor einer Vasektomie eine umfassende Beratung beim durchführenden Arzt in Anspruch genommen werden.
Dort erhält man einen umfassenden Aufklärungsbogen, der auf die generellen Gefahren einer Operation aufmerksam macht. Wie mittlerweile üblich, werden dort alle Gefahren aufgelistet, die auftreten könnten. Davon darf man sich nicht beirren lassen, denn die Vasektomie gehört durchaus zu den Routineeingriffen, bei denen relativ wenig passiert.
Interessant fand ich hingegen den Hinweis auf psychische Auswirkungen nach der Vasektomie, die vereinzelt auftreten können.
Dies ist ein grobes Schema, wie die Anatomie des Mannes ausschaut. Grün ist der Nebenhoden, in dem der Samen produziert wird. Dieser wird über den Samenleiter (blau) in Richtung Harnröhre geleitet, wo er mit dem Ejakulat vermischt wird. Dieses wird in der Samenblase produziert (orange). Dann geht es durch die Harnröhre (gelb) nach draußen. Und nur der Samenleiter wird durchtrennt (rotes Kreuz).
Durchführung
Die Vasektomie wird ambulant durchgeführt. Ohne Einnahme von Beruhigungsmitteln und ohne Narkose, sondern nur mit einer örtlichen Betäubung, so wie man sie auch vom Zahnarzt her kennt. Den ersten Schnitt selbst habe ich dann währenddessen auch nicht bemerkt, sehr wohl aber den Zug im Hoden und in der Leiste, wenn am Samenleiter gezogen wird.
Den zweiten Schnitt habe ich dann sehr wohl bemerkt, weil die Betäubung noch nicht zu 100% gewirkt hat. Zudem musste der Arzt ein bisschen suchen, ziehen und zerren, bis er den Samenleiter gefunden hat. Beides war nicht sehr angenehm, war aber auch das unangenehmste an der ganzen Sache.
Direkt gesehen habe ich das natürlich nicht, weil ich wie bei einer Operation üblich abgeschirmt wurde. Gedauert hat das ganze dann tatsächlich eine knappe Stunde, so wie es mir im Vorfeld auch gesagt wurde.
Nachbereitung
Danach fand ich die Auswirkungen weitaus weniger schlimm, denn die Schmerzen hielten sich in Grenzen. Nach ein paar Tagen habe ich gar nichts mehr von dem Eingriff gespürt. Der Arzt hatte mir zwar empfohlen, mich zwei Tage ins Bett zu legen, was in meinem Fall nicht möglich war. Es ist auch so gutgegangen.
Häufig gestellte Fragen
Wie teuer war das ganze?
Im Netz findet man Angaben von 500-600 Euro. Und so war es mit knapp über 500 Euro auch bei mir. Interessant: Damit ist dieser Eingriff im Vergleich zu allen anderen Verhütungsmethoden die günstigste!
Die Krankenkasse übernimmt die Kosten bekanntlich nicht.
Übrigens: Die Krankenkasse würde genau genommen auch die Kosten für gesundheitliche Probleme nicht übernommen, die aus der Vasektomie resultieren. Allerdings ist hier der Nachweis recht schwierig, so dass sich der Patient keine Sorgen machen braucht.
Wie lange dauerte der Eingriff?
Pro Samenstrang hat es eine knappe halbe Stunde gedauert, insgesamt also eine ganze Stunde. Für den Tag selbst habe ich zusätzlich noch einen Tag Urlaub genommen. Der Arzt hatte mir geraten gleich mehrere Tage Urlaub zu nehmen, aber bei mir war ein Tag ausreichend. Am nächsten Tag bin ich wieder arbeiten gegangen.
Gemerkt habe ich die „Folgen“ gut 10 Tage lang, so also wäre beim Fußball ein Malheur passiert. Das ist durchaus beizeiten unangenehm, aber mehr im Sinne der Bequemlichkeit.
Autofahren
Wie nach einem Zahnarztbesuch kann man danach auch ein Fahrzeug lenken. Generell wird allerdings davon abgeraten.
Duschen
Als ich die Vasektomie durchgeführt habe, war es sehr heiß. Da war ich durchaus froh, dass ich am gleichen Tag duschen konnte. Die Wunden schließen sich in diesem Bereich sehr schnell. Baden und schwimmen sollte man hingegen für ca. eine Woche pausieren.
Sport
Auf sportliche Aktivitäten sollte man ca. eine Woche verzichten.
Geschlechtsverkehr direkt nach der Vasektomie
Geschützt könnte man ebenfalls direkt nach wieder Geschlechtsverkehr haben. Allerdings ist es ratsam auch hier noch ca. eine Woche zu warten, bis die Wunden weitestgehend verheilt sind. Aber auch danach gilt: Ohne Empfängnisverhütung läuft nichts.
Ab wann bin ich geschützt?
Laut meinem Urologen braucht es mindestens 30(!) Samenergüsse, bis wirklich alle Ecken und Kanten „freigespült“ worden sind. Denn es reicht ein verirrter Samen, um ein Ei zu befruchten!
Dann wird eine Probe beim Arzt abgegeben und nach einer Woche Abstinenz eine zweite Probe. Sind beide negativ, kann man loslegen.
Zur Sicherheit wird geraten, nach einem Jahr eine Kontrolle durchführen zu lassen. In extrem seltenen Fällen soll es vorgekommen sein, dass der Körper einen Weg zur Selbstheilung gefunden hat und die Samenleitern wieder verwachsen waren.
Dass man vor der Vasektomie eine Probe seines Ergusses abgibt, ist Unsinn.
Was ändert sich am Samenerguss?
Diese Frage ist einfach zu beantworten: Nichts! Und es stimmt. Rein optisch hat sich am Erguss nichts verändert. Weder an Farbe noch an der Menge.
Gibt es Veränderungen hinsichtlich der Libido?
Auch hier gibt es ein klares Nein. Der Hoden produziert weiterhin seine Hormone, die auch im Körper ankommen.
Bleiben Narben?
Nicht wirklich. Ein Mediziner mag es vielleicht erkennen. Ich nach ein paar Wochen nicht mehr.
Übrigens fallen die Fäden nach ein paar Tagen von selbst ab oder heraus oder wie auch immer das medizinisch korrekt heißt.
Sonstige Nachteile?
Je nach Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs, kann es nach selbigen zu einem unangenehmen Druckgefühl im Hoden kommen. Dies rührt daher, dass der Samen aus dem Samenleiter tritt und es eine Weile dauert, bis der Körper diese Zellen abbaut. Manche berichten, dass dieses Druckgefühl permanent vorhanden ist, andere davon, dass dieses nur nach dem Geschlechtsverkehr auftritt und wieder andere können nichts dergleichen berichten.
Hinweis: Diesen Beitrag hatte ich zuvor auf einem anderen, mittlerweile geschlossenen Blog veröffentlicht. An der Beschreibung des Eingriffs hat dies nichts geändert.
Schon seit Anbeginn des Internets pflegte Eng einen Blog. Und weil es ihm Spaß macht, seine Erfahrungen zu teilen, sind es immer Mischblogs, so wie dieser hier.
Seitdem seine neuromuskuläre Erkrankung einen deutlich größeren Einfluss auf sein Leben hat, befinden sich neben den Beiträgen zur Fotografie, Aquaristik, Reisen, Verbraucherschutz und Technik auch Beiträge zu Gesundheitsthemen auf diesem Blog.
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