Corona-Auszeit für Familien

Es ist immer das Glei­che. Jemand hat eine gute Idee, setzt die­se um, und ver­gisst, wen er damit über­haupt erreicht. 

In die­sem Fall geht es um die Coro­na-Aus­zeit für Fami­li­en.

Die Idee

Die Idee ist, dass man Fami­li­en eine klei­ne Fami­li­en­frei­zeit anbie­tet, um das aus­zu­glei­chen, was wäh­rend der Lock­downs von den jewei­li­gen Fami­li­en zu bewäl­ti­gen war. Hier wur­den Väter und Müt­ter zum Mul­ti­tas­king ver­don­nert und muss­ten sehr vie­le Bäl­le in der Luft hal­ten.

Das soll natür­lich kei­ne Dis­kus­si­on los­tre­ten, ob nicht Stu­den­ten oder Künst­ler oder sons­ti­ge Frei­be­ruf­ler nicht eben­falls eini­ges in der Pan­de­mie zu stem­men hat­ten. Bei die­ser Akti­on geht es ein­zig und allein um die Fami­li­en, die aus mei­ner Erfah­rung her­aus in Deutsch­land sowie­so einen immer schwe­re­ren Stand haben.

Die Umsetzung

Es klingt ganz sim­pel. Auf den ers­ten Blick. Auf dem zwei­ten erkennt man schon gro­ßes Büro­kra­tie-Mons­ter. Das BMFSFJ, also das Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Fami­li­en, Senio­ren, Frau­en und Jugend (kurz das Fami­li­en­mi­nis­te­ri­um), stellt die Mit­tel zur Ver­fü­gung, die Umset­zung erfolgt bei den jewei­li­gen Trä­gern, sehr oft die Jugend­her­ber­gen.

Man muss ledig­lich die Vor­aus­set­zun­gen klä­ren bzw. prü­fen las­sen, ob die Fami­lie berech­tigt ist, eine sol­che Frei­zeit wahr­zu­neh­men. Dafür muss ein 11-sei­ti­ges For­mu­lar aus­ge­füllt wer­den, in dem dar­ge­legt wird, ob ein Fami­li­en­mit­glied schwer­be­hin­dert ist (mit einem Grad von mind. 50) oder ob die finan­zi­el­len Umstän­de pas­sen, die etwas müh­sam anzu­ge­ben sind. Der ein oder ande­re wird sicher­lich Hil­fe beim Aus­fül­len benö­ti­gen.

Zudem muss min­des­tens ein Kind dabei sein, für das die Fami­lie Kin­der­geld erhält.

Das Problem

Es scheint die Poli­tik immer wie­der zu erschre­cken, wie­vie­le Fami­li­en in Deutsch­land leben. Dabei hat die Poli­tik schon über Jah­re ver­sucht, das Bevöl­ke­rungs­wachs­tum zu unter­bin­den, in dem Sin­gles gestärkt und Fami­li­en geschwächt wer­den. Und doch gibt es so vie­le Paa­re, die Kin­der in die Welt set­zen. Man hät­te natür­lich vor­her abschät­zen kön­nen, wie­vie­le Fami­li­en Kin­der­geld bezie­hen, aber das wäre ver­mut­lich zu ein­fach gewe­sen.

Spaß bei­sei­te: Es kam so, wie es kom­men muss­te. Schon nach weni­gen Tagen waren die Anlauf­stel­len von den Anfra­gen über­wäl­tigt. Auf der Web­sei­te des Fami­li­en­mi­nis­te­ri­um fin­det sich dann auch fol­gen­der Hin­weis:

Die Coro­na-Aus­zeit für Fami­li­en erfährt einen unge­ahn­ten Zuspruch, die Nach­fra­ge bei der Ser­vice-Hot­line ist über­wäl­ti­gend. Auch die teil­neh­men­den Fami­li­en­er­ho­lungs­ein­rich­tun­gen erhal­ten sehr vie­le Anfra­gen. Wir bit­ten um Ver­ständ­nis, wenn Sie nicht immer jeman­den errei­chen und Ihre Anfra­gen nicht sofort beant­wor­tet wer­den kön­nen. Bit­te haben Sie Geduld, wir arbei­ten dar­an, die Kapa­zi­tä­ten zu erwei­tern!

Quel­le: News vom 06.10, abge­ru­fen am 23.10.

Gleich­zei­tig ist auf der Web­sei­te des Minis­te­ri­um, auf der man Unter­künf­te aus­wäh­len kann, dass die Insti­tu­tio­nen kei­ne Anfra­gen mehr anneh­men kön­nen, da die Kapa­zi­tä­ten erschöpft sind. Auf der Sei­te des deut­schen Jugend­her­bergs­werk fin­det sich dann auch fol­gen­der Hin­weis:

Aktu­ell lei­der kei­ne Antrag­stel­lung mög­lich!

Quel­le: Web­sei­te des deut­schen Jugend­her­bergs­werk, abge­ru­fen am 23.20.

Und wie geht’s weiter?

Die­je­ni­gen, die noch einen Antrag stel­len konn­ten, müs­sen die Über­prü­fung abwar­ten. Wie lan­ge das dau­ern wird, lässt sich nicht sagen. Es wird so oder so für die Insti­tu­tio­nen ein Pro­blem wer­den, die Fami­li­en unter­zu­krie­gen. Denn ursprüng­lich woll­ten das Jugend­her­bergs­werk näm­lich die Fami­li­en­frei­zei­ten nur zu bestimm­ten Ter­mi­nen zulas­sen. Davon wer­den sie wohl abrü­cken müs­sen.

All jene, die es nicht schaf­fen konn­ten, einen Antrag zu stel­len, müs­sen abwar­ten, bis das Fami­li­en­mi­nis­te­ri­um wei­te­re Trä­ger fin­den, die für eine sol­che Frei­zeit in Fra­ge kom­men. 

Zusätz­lich wird dar­um gebe­ten, dass Fami­li­en ohne schul­pflich­ti­ge Kin­der auf Zeit­räu­me außer­halb der Feri­en aus­wei­chen. Aller­dings bie­ten die Trä­ger dies der­zeit nicht an.

Der Leser merkt: Gut gemeint ist nicht gleich­zei­tig gut gemacht. Lei­der wie so oft. Nun müs­sen sich die Fami­li­en in Geduld üben und abwar­ten, was noch mög­lich sein wird.

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