Der Scewo Bro im alltäglichen Einsatz – Teil 2: Fahr- und Sitzkomfort

Dies ist der zweite Teil meine kleinen Reihe über den Scewo Bro. In den vorigen Beiträgen habe ich gezeigt, wie die Beschaffung dieses Rollstuhls gelingen kann. Nun widme ich mich den Frage, wie sich der Bro im Alltag schlägt. Dies ist der zweite Beitrag, in dem ich zeige, wie es um den Fahrkomfort bestellt ist.

Fahrkomfort

Der Bro hat keine Federung. Punkt. Wenn ich einfach nur auf einigermaßen geraden Oberflächen fahre, dann fährt sich der Bro sehr gut und komfortabel. Problematisch wird es bei Unebenheiten und abgesenkten Bordsteinen. Die schafft der Bro meist anstandslos, schüttelt mich als Fahrer aber jedes mal ordentlich durch. Wer wenig Kraft im Oberkörper hat, sollte über einen Brustgurt nachdenken.

Auf Gehwegen, auf denen viele Hubbel und Unebenheiten sind, sollte man nicht mit voller Geschwindigkeit über diese fahren. Bei Wurzeln und allgemeinen Straßenschäden, von denen es in der Stadt ordentlich viele gibt, musste ich mich sogar recht langsam vorantasten.

Recht unangenehm hat es sich angefühlt, wenn der Bro quer über Schrägen fährt. Ein Problem, das jeder Rollstuhlfahrer kennt. Die Bordsteine sind immer in Richtung Straße geneigt. Bei abgesenkten Bordsteinen ist die Neigung oftmals viel zu hoch, so dass man sich kaum traut drüberzufahren. Ab wann der Bro kippt? Das wollte ich nie ausprobieren. Der Hersteller gibt hierzu keine Angaben an.

Alles in allem ist der Fahrkomfort auf unebenem Untergrund eher unangenehm, weil ich als Fahrer sehr durchgeschüttelt werde. Auf glattem Untergrund ist der Fahrkomfort vollkommen okay, da ich in dem Stuhl sehr bequem sitze.

Fahren in der Menge

Ich war in einer sehr belebten Einkaufsstraße unterwegs und es ist schon ein Vorteil, dass man ein Ticken höher sitzt. Dennoch muss man höllisch aufpassen, damit man niemanden umfährt. Passiert ist mir das bisher zum Glück noch nicht. Auch dann nicht, wenn jemand direkt vor mir stehen blieb, um den Rollstuhl anzustarren. Ja, das muss man auch berücksichtigen, wenn man einen Scewo fährt, dass Passanten stehen bleiben (auch direkt im Weg) und man öfters angesprochen wird. Nicht selten werde ich gefragt, ob ich den nicht vorführen kann, worauf ich natürlich wenig Lust habe. Ich bin ja kein Scewo-Botschafter.

Man muss schon sehr umsichtig fahren, aber das gilt ja für alle Rollstühle. Auch mit meinem eMotion werde ich gerne übersehen. Und da der Scewo eine gewisse Größe hat (wie andere Elektrorollstühle auch), muss man hin und wieder zurückstecken und sich in Geduld üben, wenn vor einem Passanten schlendern und man selbst etwas schneller unterwegs sein könnte.

Sitzen

Bevor ich in einem der nächsten Beiträge zur Königsdisziplin des Bro komme, noch ein Wort zum Sitzen. Wer permanent auf die Nutzung eines Rollstuhls angewiesen ist, sitzt den kompletten Tag in ihm. Während mir immer wieder untergekommen ist, dass die Berater bei nicht Querschnitts-Patenten lapidar ein Standard-Kissen empfehlen, rate ich sehr dringend dazu, ein solches nicht zu wählen. Es muss unbedingt ein gutes Sitzkissen in einen solchen Rollstuhl! In meinem Fall fiel die Wahl auf ein Invacare Matrix und ich bin mit dieser Wahl sehr zufrieden. Das Kissen ist zwar einen Ticken zu breit, weshalb es beim Runterfahren des Stuhls etwas quietscht, aber die Wahl war goldrichtig.

Ich habe mittlerweile in all meinen Rollstühlen gute bzw. sehr gute Sitzkissen. Bei den gebrauchten Rollstühlen nutze ich auch gebrauchte Kissen, die ich für kleines Geld dazukaufen konnte. Dadurch, dass die Kissen und deren Bezüge waschbar sind, ist dies in meinen Augen kein Problem.

Wenn ich von morgens bis nachmittags im Bro sitze, so spüre ich beim Wechsel in einen anderen Stuhl, wie komfortabel ich dort doch sitze.

An den Tisch

Das Fahren nach vorn oder zurück, wenn der Sitz nach unten gefahren wird, geschieht im Parkmodus. Der Vorteil des Bro ist nämlich, dass er im Parkmodus seinen Sitz sehr weit nach unten fahren kann. So komme ich unter (mehr oder weniger) jeden Tisch, was mit anderen Elektro-Rollstühlen nicht der Fall ist. Ein in meinen Augen großes Manko der »üblichen« Elektrorollstühle, dass ich mit ihnen keinen Tisch benutzen kann, der nicht höhenverstellbar ist. In Restaurants ein durchaus beachtenswertes Argument. Allerdings muss man beachten, dass der Bro einiges an Platz benötigt, wenn er am Tisch steht. Der Bro bietet hier einen nicht zu verachteten Mehrwert, auch wenn „mein Hinterteil“ dann sehr dominant im Raum steht.

© Scewo

Ich stelle den Scewo Bro in mehreren Beiträgen hier auf meinem Blog vor. Damit die Übersicht nicht leidet, gibt es einen Beitrag, in dem ich alle Berichte bündele. Diese Erfahrungsberichte sind nicht gesponsert und spiegeln meine persönliche Meinung wider. Aufgrund der Vielfältigkeit von Erkrankungen bzw. Behinderungen kann ich keine Hilfsmittelberatung anbieten. Die Beiträge dienen lediglich zur Orientierung für Interessenten.

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