Marquardt Küche

Ich muss geste­hen, dass ich Vor­be­halte gegenüber Auto- und Küchen­verkäufern habe. Es mag vielle­icht daran liegen, dass es i.d.R. um hoch­preisige Objek­te geht, die ich als Otto-Nor­malver­brauch­er nur sel­ten kaufe. Der Kauf ein­er Küche stellt nochmals eine Beson­der­heit dar. Ganz zu Beginn des Verkauf­s­ge­sprächs möchte der Verkäufer wis­sen, in welchem finanziellen Rah­men man sich bewegt. Das machen alle Küchen­verkäufer und es ist eine vol­lkom­men legit­ime Frage, da es bei der Pla­nung nach oben kaum Gren­zen gibt.

Was auch bei allen Pla­nun­gen gle­ich ist, dass die Verkäufer (warum sind es bei Küchen und Autos eigentlich immer Män­ner?) ihre Pla­nung kaum ändern möcht­en. Ver­mut­lich muss man sich in Preis­re­gio­nen jen­seits der fün­fzig­tausend bewe­gen, damit ver­schiedene Konzepte erprobt wer­den. Als Käufer ist man also gut berat­en, wenn man schon in etwa weiß, wohin die Reise gehen soll.

Nun kom­men die Beson­der­heit­en, die wir bei Mar­quardt erfahren haben. Ein Schelm, wer Bös­es dabei denkt, dass am Ende genau die End­summe her­aus­gekom­men ist, die wir zu Beginn genan­nt haben. Wir denken, dass der Küchen­plan­er sehr viel mehr Spiel­raum hat­te, als er bere­it war anzugeben. Bei anderen Küchen­stu­dios war dies nicht der Fall. Dort sind wir auch über oder unter unseren Preisvorstel­lun­gen gelandet und mussten dann opti­mieren.

Der Mar­quardt-Küchen­ber­ater wurde irgend­wann ungeduldig und wollte die Küche verkaufen. Wir waren lei­der ein wenig in Zugzwang, denn auf­grund der Coro­na-Pan­demie waren alle Küchen­stu­dios und alle Küchen­mon­teure auf län­gere Zeit aus­ge­bucht. Wir mussten aber bin­nen drei Monate eine Küche erhal­ten. Diesen Umstand nutzte der Berater aus, in dem er uns die Pis­tole auf die Brust set­zte. Der Preis für die Küche sowie der Liefer- und Mon­tageter­min in dreiein­halb Monat­en wür­den nur gel­ten, wenn wir die Küche bin­nen zwölf Stun­den kaufen und anzahlen wür­den.

In unserem Fall war der Küchen­plan­er zudem unko­r­rekt, da er uns eine Pantry-Küche (eine Mini-Küche) für den Zeitraum von fast sechs Wochen kosten­frei zuge­sagt hat, von dieser Vere­in­barung aber nichts mehr wusste, als die Mini-Küche geliefert wurde.

Es war ganz deut­lich spür­bar, dass es eine Klün­gelei zwis­chen Küchen­plan­er, Spedi­tion und Küchen­mon­teur gibt, die hin­ter dem Rück­en des Kun­den Vere­in­barun­gen tre­f­fen.

Das alles hat­te uns Bauch­schmerzen bere­it­et und wir haben gebangt, ob mit der Küche am Ende alles in Ord­nung sein wird, da eine fün­fköp­fige Fam­i­lie eben nur bed­ingt ohne Küche auskom­men kann. Wären wir nicht der­art in Zeit­not und hätte die Pan­demie uns nicht einen Strich durch die Rech­nung gemacht, hät­ten wir ver­mut­lich diese Küche nicht gekauft.

Aber wir mussten die Woh­nung ein­fach mieten, denn eine bezahlbare bar­ri­erearme Woh­nung für eine fün­fköp­fige Fam­i­lie find­et man in Köln extrem sel­ten.

Die Pantry-Küche

Unsere Pantry-Küche kam in einem prak­tis­chen Rol­lka­s­ten. Glück­licher­weise kommt man mit­tels Aufzug in unsere Woh­nung, so dass die Mini-Küche direkt an die entsprechende Stelle der Küche aufgestellt wer­den kon­nte. Angeschlossen wird sie an eine nor­male 230-V-Steck­dose und benötigt keinen Stark­stro­man­schluss, da kein Back­ofen dabei ist, son­dern lediglich zwei Herd­plat­ten.

Bei unser­er Küche war der elek­trische Verteil­er defekt, so dass der Kühlschrank regelmäßig den FI-Schutzschal­ter der Woh­nung aus­gelöst hat. Zu unserem Glück haben wir einen freis­te­hen­den Kühlschrank, der schon in der Küche stand, so dass wir den in der Pantry-Küche inte­gri­erten Kühlschrank abschal­ten kon­nten.

Die Pantry-Küche wird zusät­zlich an das Abwass­er- und Frischwass­er-Sys­tem angeschlossen. Es ist hier wichtig zu erwäh­nen, dass kein Unter­tis­chgerät dabei ist! Wer also keinen Warmwass­er-Anschluss hat, guckt in die Röhre und muss sich über einen Wasserkocher selb­st Warmwass­er mis­chen.

pantry-kueche

Der rechte Kas­ten ist die Pantry-Küche, die eine fün­fköp­fige Fam­i­lie vor das ein oder andere Ver­sorgung­sprob­lem stellen kann.

Wichtig: Wenn die Küche angeschlossen ist, muss diese nicht nur außen gründlich gere­inigt, son­dern es muss unbe­d­ingt das Sieb (der Per­la­tor) am Wasser­hahn gere­inigt wer­den. Darin sam­melt sich eine undefinierte Masse an Dreck, die kein­er in seinem Wass­er haben möchte.

Wir haben unseren Per­la­tor gründlich desin­fiziert und in Essig-Essenz ein­gelegt, sind am Ende aber auf Num­mer sich­er gegan­gen und haben ihn ganz aus­gewech­selt.

Bestandteil der Pantry-Küche war auch eine Kaf­feemas­chine, die aber eben­falls defekt war.

Der Zus­tand der gesamten Mini-Küche war grund­sät­zlich ein Armut­szeug­nis und kein gutes Aushängeschild für Mar­quardt, selb­st wenn der Mon­teur im Auf­trag des Küchen­her­stellers agiert und Mar­quardt nur über die Auswahl des Mon­teurs Ein­fluss auf die Küche hat.

Aber allein der Zus­tand der Pantry-Küche und der Umstand, dass sich nicht an Absprachen gehal­ten wurde, min­derten die Bauch­schmerzen nicht. Den­noch haben wir es irgend­wie geschafft, über einen Zeitraum von sechs Wochen die hun­grige Meute zu ver­sor­gen und haben beim Mon­teur zudem den Preis run­ter­han­deln kön­nen, auch wenn dieser sich mit Hän­den und Füßen gewehrt hat. Am Ende waren wir bei 250 Euro für sechs Wochen, was schlussendlich hin­nehm­bar war.

Die Küche

Die Anliefer­ung der Küche erfol­gte an einem Fre­itag, die Mon­tage lei­der erst am Mon­tag und Dien­stag. Lei­der war dies nicht anders möglich, so dass wir nach sechs Wochen Miniküche noch ein Woch­enende zwis­chen Küchen­mö­beln ver­brin­gen mussten.

Schon bei der Anliefer­ung der Küche wurde deut­lich, dass die Stein­plat­te mehrere unschöne Ein­schlüsse besitzt. Als die Küche mon­tiert wurde, haben wir erfahren, dass die Kun­den die Plat­ten direkt vor Ort aus­suchen kön­nen. Oder bess­er gesagt, hät­ten aus­suchen kön­nen, denn lei­der war auch hier der Küchen­plan­er unko­r­rekt, in dem er uns nicht darauf hingewiesen hat. Ein nachträglich­er Tausch der Plat­te ist nur mit erhe­blichen Aufwand und natür­lich mit eini­gen Mehrkosten ver­bun­den. Wir haben uns dage­gen entsch­ieden und haben uns mit­tler­weile daran gewöh­nt.

Auf der linken Seite der große unschöne Ein­schluss in der Plat­te, auf der recht­en Seite ein Ein­druck von der Gesam­top­tik der Plat­te.

Eben­falls etwas unschön geplant: Der Wasser­hahn lässt sich nur von rechts aus bedi­enen. Für Recht­shän­der eine sehr ungün­stige Anord­nung, da man i.d.R. in der recht­en Hand etwas hält und mit der linken den Wasser­hahn öffnet.

Lei­der ist dieser Wasser­hahn nicht wech­sel­seit­ig ein­set­zbar und lässt sich im Nach­hinein nicht mehr drehen.

Eben­falls nicht ide­al der Back­ofen. Es sollte ein­er mit ein­er Dampfein­spritzung sein, bei dem während des Back­vor­gangs Dampf einge­spritzt wer­den kann. Unsere Ver­sion hat lediglich eine Mulde im Boden, in die Wass­er gefüllt wird. Das Blöde dabei: Während des Aufheizens ver­dampft das Wass­er und wenn der Ofen geöffnet wird, geht ein Großteil des Dampfes ver­loren. Wir hat­ten uns aber einen Ofen gewün­scht, der einen sep­a­rat­en Wasser­tank hat. Schade.

Und nun …?

Bis hier­her klingt alles nach einem großen Desaster. Aber Mar­quardt hat seine Qual­ität und kein Küchen­ber­ater der Welt kann diese min­dern. Neben der ein oder anderen Fehlpla­nung und der sehr ärg­er­lichen Verkauf­sprax­is hat der Plan­er auch das ein oder andere gute Händ­chen gehabt.

So haben wir anstelle eines Apothek­er­schranks einen Schubladen­schrank gewählt. Dieser hat im unteren Teil vier geräu­mige Schubladen und in der oberen Hälfte vier Regale. Dieser Schrank kommt zwar nicht ganz an die Geräu­migkeit des Apothek­er­schranks her­an, ist aber den­noch ein Raumwun­der und fasst viele Vor­räte und Geräte. Und kostet preis­lich weniger als die Hälfte.

Glück­licher­weise haben wir das Kochfeld sehr expliz­it aus­gewählt, so dass der Küchen­plan­er nichts falsch machen kon­nte. Auch die Stein­plat­te mit dem einge­bet­teten Kochfeld und Spüle machen sich sehr gut.

Am Ende ist es doch eine schöne Küche gewor­den, an der wir uns nun über einen län­geren Zeitraum erfreuen. Unten ein Foto von der Küche, wie sie im All­t­ag benutzt wird und uns bish­er auch gute Dien­ste geleis­tet hat. Und am Ende gewöh­nt man sich an die Unzulänglichkeit­en und lernt damit zu leben. Allerd­ings bleibt die Aus­sage vom Beginn des Beitrags. Wären wir nicht unter Zeit­druck ges­tanden, so hät­ten wir uns ver­mut­lich allein wegen des unser­iösen Ein­drucks des Küchen­plan­ers gegen die Küche entsch­ieden.

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