So geht Jugendschutz nicht (#1): Amazon Music Unlimited

Wer möchte es nicht gern? Den Kindern ein tech­nis­ches Endgerät in die Hand drück­en, damit es mehr oder weniger frei auf Ent­deck­ungsreise gehen kann. Lei­der sind alle Her­steller und Entwick­ler mit ein­er funk­tion­ieren­den Kinder­sicherung über­fordert. Wir zeigen in ein­er kleinen Rei­he, woran es hapert. Heute: Der Musik­stream­ing Dienst Ama­zon Music Unlim­it­ed.

Nun wird vielle­icht spon­tan jemand fra­gen, was den an Musik schlimm sein soll. Ist ja nur Musik. Solche Men­schen haben wohl noch nicht davon gehört, das Musik eben­so wie Com­put­er­spiele und Filme indiziert wer­den kann. Das geht sog­ar soweit, dass Musik ver­boten wird. Eines der bekan­ntesten Beispiele dafür ist z.B. das Lied “Geschwis­ter­liebe” von den Ärzten. Immer­hin hat die Band das Lied auf ein Album gepackt, das sie selb­st den Titel “Ab 18” gegeben haben.

Nun kann man Ama­zon Musik Unlim­it­ed zugute hal­ten, dass das Lied nicht im Pro­gramm zu find­en ist, was aber Augen­wis­cherei wäre, denn das Lied ist bis heute indiziert und darf gar nicht ange­boten wer­den. Dafür sind aber die Lieder “Schlaflied” und “Clau­dia hat nen Schäfer­hund” im Pro­gramm zu find­en, deren Indizierung im Jahre 2004 aufge­hoben wurde. Bei­des Lieder, die defin­tiv nicht für Kinderohren geeignet sind.

Lei­der hat Ama­zon es bis heute nicht geschafft, einen entsprechen­den Fil­ter einzubauen, der Kinder vor dem Kon­sum dieser Lieder schützt. Ganz im Gegen­teil, wenn Kinder gerne Julian Bam (der auch sehr gerne in der Fäkalsprache unter­wegs ist) und die drei ??? hören, wird über die Empfehlun­gen in der App sog­ar auf jugendge­fährdende Inhalte aufmerk­sam gemacht.

Und so sur­fen unsere Kinder fröh­lich durch das Ange­bot von Ama­zon Music Unlim­it­ed, ohne dass das Ange­bot beschränkt wer­den kann. Dabei möchte ich gar nicht anprangern, dass es solche Musik über­haupt gibt (das darf gern an ander­er Stelle disku­tiert wer­den), son­dern dass ein Konz­ern es nicht schafft, ein kindgerecht­es Ange­bot zu schaf­fen.

Es gibt zwar Kinder­pro­file, die aber nur auf den Ama­zon Fire Tablets ein­gerichtet wer­den kön­nen. Allerd­ings ist es auch dort nicht möglich, die Musik-App oder die Musik Unlim­it­ed Inhalte dem Kinder­pro­fil zuzuord­nen. Auch hier wurde lei­der nicht an die Kinder­sicherung gedacht.

Übri­gens haben wir den Ama­zon Kun­den­di­enst darauf ange­prochen, der lei­der eben­so keine Lösung find­en kon­nte.

Was würde helfen?

  • Ein Kinder­pro­fil in den Apps, die auch unter Android und iOS genutzt wer­den.
  • Sper­ren von einzel­nen Kün­stlern oder gezielt Inhalte freigeben und das restliche Ange­bot sper­ren (Black und White List)
  • Möglichkeit­en, das Ange­bot bess­er zu fil­tern und zu durch­suchen.

Update Jan­u­ar 2021: Wir haben weit­er beim Ama­zon Kun­denser­vice nachge­bohrt und sind bis zu den Entwick­lern vorge­drun­gen und tat­säch­lich möchte sich das Team diesem Prob­lem annehmen. Wir sind ges­pan­nt, wie die App mod­i­fiziert wer­den wird.

6 Kommentare

    1. Nein, lei­der nicht. Ama­zon hat den Fall dann doch geschlossen, weil es nicht so ein­fach ist, Musik zu klas­si­fizieren. Ich bin zwar bis zu den Entwick­lern durchge­drun­gen, die für die Entwick­lung der App ver­ant­wortlich sind, habe von dort aber auch das Sig­nal erhal­ten, dass es qua­si unmöglich ist, einen solchen Fil­ter zu entwick­eln.

      1. Hal­lo, auch ich sehe hier ein Prob­lem und gehe sog­ar weit­er, denn auch Pod­casts, die sicher­lich ein­er Alters­beschränkung unter­liegen soll­ten (z.B. „Mord­lust“), sind Kindern und Jugendlichen unter 18J. frei zugänglich.
        Gibt es bei Pod­casts Möglichkeit­en diese einzuschränken?

        1. Ja, da muss ich lei­der zus­tim­men, dass so manch­er Pod­cast sehr derb ist und viele „Witze“ für Kinder nicht nur unver­ständlich, son­dern oft­mals auch nicht jugend­frei sein. Außer der Möglichkeit, den Zugang für Kinder zu lim­i­tieren bzw. zu kon­trol­lieren, was die Kinder hören, habe ich keine Lösung gefun­den. Ama­zon selb­st kann keine Lösung anbi­eten.

  1. Hal­lo,

    Als jemand der der englis­chen Sprache mächtig ist und seinen Kindern die Sprache beib­ringt, habe ich auch sehr große Prob­leme mit eini­gen Musik­stück­en. Das FCK Wort wird hier ziem­lich wahl­los benutzt und in der US Ver­sion von Ama­zon gibt es einen Explic­it Fil­ter.
    Es ist nicht ein­fach seine Kinder in Deutsch­land ohne Müll zu Erziehen.
    Was dort geht kann hier auch gehen. Anstand ist keine Prüderie.

    1. Hal­lo Kurt,
      da muss ich Dir lei­der recht geben, dass es nicht ein­fach ist, seine Kinder zumin­d­est in einem gewis­sen Alter vor der Flut an nicht geeigneten Medi­en zu schützen. Lei­der habe ich noch keine App gese­hen, die das zuver­läs­sig kann, weshalb Eltern immer kon­trol­lieren müssen, was die Kinder so treiben – auch wenn ich das gar nicht möchte.

      Und es ist lei­der auch, dass in den USA manche Funk­tio­nen in den Apps enthal­ten sind, die man in Deutsch­land verge­blich sucht.

      Viele Grüße
      Frank

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