Ich habe noch keine Empfehlungen für eine Fototour gesehen, die speziell auf die Bedürfnisse von in der Mobilität eingeschränkten Menschen eingeht. Aus diesem Grund stelle ich in loser Folge ein paar Fototouren hier auf dem Blog vor und zeige einige Besonderheiten dieser Routen.
Die Idee dieser Reihe ist, dass am Ende hier barrierefreie Touren vorgestellt werden, die miteinander kombiniert werden können. Heute stelle ich eine Route aus dem Kölner Süden vor, die am Rheinufer entlang in die Altstadt führt. Zuerst zeige ich auf der Karte die Route, anschließend schreibe ich etwas zu den jeweiligen Punkten.
Die Tour kann auch sehr gut andersherum gefahren werden. Dann ist der Beginn Punkt 6, der Heumarkt.
Schwierigkeitsgrad: einfach bis mittel
Zeitdauer: zwischen 1 h bis 3 h
Hinweise zur Nutzung der Karte: Dies ist eine Openstreetmap Karte. Sie sollte mit der Maus einfach zu steuern sein. Man kann sie mit gedrückter linker Maustaste verschieben und über das Scrollrad kann gezoomt werden. Manche Details lassen sich erst sehen, wenn man etwas weiter hereinzoomt.
Die Route beginnt bei Punkt 1. Dieser ist gut mit der Straßenbahn Linie 16 zu erreichen. Die Haltestelle heißt Schönhauser Str.
Bitte berücksichtigt dabei, dass die Linie 16 nicht durchgängig barrierefrei ist. Wer z.B. am Dom/Hbf. oder Neumarkt in die Linie 16 einsteigt, kann diese erst an der Haltestelle Schönhause Str. wieder verlassen. Dazwischen fährt sie auf einer Strecke, die für Niederflurwagen gebaut wurde. Die Bahn kann an diesen Haltestellen nur über drei steile Treppenstufen verlassen werden.
Alternative 1A: Ihr fahrt eine Haltestelle weiter zum Bayenthalgürtel.
Alternative 1B: Wer mit den Niederflurwagen fährt, kann mit der Linie 15 bis zum Ubierring fahren. Von dort aus kann man gut zum Rhein gehen und die Route von dort beginnen.

Startpunkt 1A: Bayenthalgürtel
Hier steht der Bismarckturm (manche nennen ihn auch Bismarcksäule) auf einem kleinen Plätzchen. Ich finde diese Skulptur ja sehr hässlich, aber das Denkmal ist für manchen sehenswert genug. Wer von der Bahnhaltestelle in Richtung Denkmal geht, wird feststellen, dass die Rampe viel zu steil ist. Rollstuhlfahrer müssen nach links ausweichen, das Denkmal umrunden und dann von hinten auf das Plätzchen gelangen.
Mehr zur Geschichte dieses Denkmals findet sich auf der Bismarckturm-Infoseite (unbezahlter Infolink, was es nicht alles gibt).

Von dort aus geht es stadteinwärts am Rhein entlang. Entweder oben neben der Rheinuferstraße auf einem Weg mit Allee-Charakter oder unten am Rheinufer entlang. Beide Wege sind möglich, die Rampen zum Rhein herunter sind für Rollstuhlfahrer machbar. Diesem Weg folgen, bis der Startpunkt 1 erreicht wird.
Startpunkt 1: Schönhauser Straße
An dieser Haltestelle steht das Pumpwerk, das die Kanalisation bei Starkregen vor einer Überflutung schützt. Tagsüber ist das Gebäude nur bedingt sehenswert. In den Stadtführern wird das Gebäude erwähnt, weil es nach Einbruch der Dunkelheit beleuchtet wird. Dabei zeigen die Farben den Rheinpegel an. Für einen Stadttouristen ist dies nur bedingt spannend, weil sie den Farbwechsel nicht sehen.
Dennoch kann man an diesem Bauwerk sowohl tagsüber als auch nachts schöne Fotos erstellen.


Abstecher: Von hier aus kann der an ungewöhnlicher Architektur interessierte das Oval Office fotografisch erkunden. Dieses steht direkt auf der anderen Straßenseite.

Punkt 2: Zugang zum Rheinauhafen
Die Route führt weiter den Rhein entlang in Richtung Stadtzentrum. Die Südbrücke wird unterquert und es folgt ein Anstieg hoch zum Rheinauhafen. Die Südbrücke ist die einzige Brücke, die nicht barrierefrei überquert werden kann, was sehr schade ist, da man von dort aus eine schöne Sicht auf den Rhein hat. (Mit dem Scewo Bro kann die Treppe bewältigt werden. Allerdings mit einem sehr mulmigen Gefühl, da man sehr hoch sitzt.)
Die Steigung der Rampe ist moderat und für Rollstuhlfahrer machbar. Linker Hand gibt es einen kleinen Skaterpark, gefolgt von zwei Beachvolleyballfeldern.
Hier gibt es eine Besonderheit, die für den gesamten Rheinauhafen gilt. Man hat zwar einen Skatepark angelegt, möchte aber nicht, dass Skater durch den Rheinauhafen fahren. Dies hat man mit Betonplatten und Kopfsteinpflaster versucht. Die Betonplatte, unten auf dem Foto im Vordergrund zu sehen, sind nicht nur total hässlich, sondern haben auch Fugen, die einem irgendwann ganz schön auf den Senkel gehen. Beim Kopfsteinpflaster kann man im Vordergrund sehen, dass nach dem Bau des Hafens, dieses durch Steine mit abgeflachten Oberseiten ersetzt wurden.
Das kleine Plätzchen wird mittlerweile vielfach genutzt. Im Sommer findet sich hier ein Eiswagen, ein Weinhändler und der Currywurststand, der wohl auch im Tatort immer wieder seinen Auftritt hat. Wann wer geöffnet hat, lässt sich im Vorfeld nicht herausfinden.
Am Ende des kleinen Platzes findet sich der erste Kran des Rheinauhafens, der daran erinnert, dass in diesem Hafen recht lange Warengüter verladen wurden. Was viele nicht wissen: Der Hafen ist noch in Betrieb und so sieht man hier regelmäßig Schiffe liegen.


Abstecher zum Friedenspark
Hier kann man einen kleinen Abstecher in den Friedenspark machen, in dem es ein Fort mit Adlerfigur und einen Rosengarten zu sehen gibt. Letzterer ist nur bedingt barrierefrei. Zuerst ein Kartenausschnitt, der den Rundweg um den Park zeigt.

Die Wege in den Friedenspark sind alle recht betagt und es gibt zahlreiche Hubbel, die die Wurzeln der Bäume verursachen. Der Friedenspark wird geprägt von einer alten Festungsanlage, die zwischen den beiden Weltkriegen vom bekannten städtischen Gartendirektor Fritz Encke in den Park integriert wurde. Sehr markant thront der Adler über Park und Festung. Dieser hat nichts mit dem Nationalsozialismus zu tun, sondern wurde 1927 von Otto Scheib in Gedenken an die im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten („Den Helden von 1914–1918“) erbaut.

Wer durch den Park schlendert (oder fährt) kann einige markante Bäume im Park als Fotomotiv entdecken. So klein, wie der Park auch sein mag, so bieten sich doch einige interessante Motive, wie z.B. der Rosengarten. Vom oben im Kartenausschnitt mit 1 markierten gelben Punkt entstand das folgende Foto. Von dieser Sicht aus linker Hand gelangt man stufenlos zum Rosengarten.

Auch von hier aus lassen sich viele interessante Motive finden. Am Ende des Gartens geht es allerdings nur über Treppen weiter, so dass der gleiche Weg zurück genommen werden muss.

Vom Punkt 1 gelangt man über einen Weg zu Punkt 2. Auch hier ist der Weg alles andere als ebenerdig, sollte aber für Rollstuhlfahrer machbar sein. An Punkt 2 angelangt, kann der Fotograf über eine lange Rampe in den “Flirtgraben” fahren. Die Rampe ist sehr lang und verfügt über eine moderate Steigung. Auch hier muss der gleiche Weg zurück genommen werden.

Startpunkt 1B: Ubierring
Wer mit einer Niederflur-Straßenbahn unterwegs ist, kommt über den Ubierring zum Rhein. Auf dem Elisabeth-Trenkow-Platz treffen sich die beiden Routen. Auf dem weiteren Weg kann man entweder unten am Rheinufer oder etwas oberhalb zwischen den Gebäuden entlang gehen. Zwischendurch gibt es immer wieder Rampen, über die man nach oben bzw. unten gelangt. Im Rheinauhafen selbst kann man ganz gut ein paar schöne und ungewöhnliche Architekturfotos machen.


Der Rheinauhafen wurde nur eingeschränkt bis gar nicht barrierefrei gebaut. So kann man sich entscheiden, entweder unten am Rhein oder etwas oberhalb zwischen den Häusern entlangzugehen. Es gibt zwar hier und da Durchgänge, die beiden Seiten miteinander verbinden, aber nur selten sind diese mit Rampen verbunden. Sehr oft sind die Zugänge zu den einzelnen Häusern mit Kopfsteinpflaster versehen und wurden mit einer Stufe vom Weg optisch getrennt.

Punkt 3: Harry Blum Platz
Dieser Platz ist recht groß und oftmals auch sehr trist. Von hier aus werden viele Fotos von den Kranhäusern und dem Hafenamt gemacht. Hier trennen sich allerdings auch die Wege und es gibt mehrere Möglichkeiten, die Route fortzusetzen.
Wer unten am Rhein bleibt, gelangt direkt zum Schokoladenmuseum. Alternativ geht der Weg unter den Kranhäusern entlang. Hier muss allerdings bedacht werden, dass am Ende beider Routen steilere Rampen und grobes Kopfsteinpflaster folgt.
Wer Probleme mit Kopfsteinpflaster hat, muss neben der Rheinuferstraße die Route fortsetzen.

Punkt 3A: Severinsbrücke
Am Harry Blum Platz zum Weg neben der Rheinuferstraße wechseln (gepunktete Linie auf der Karte). Von hier aus gelangt man auch auf die Severinsbrücke. Beide Seiten haben Rampen, die für Rollstuhlfahrer geeignet sind. Von den Brücken hat man einen schönen Blick auf den Rheinauhafen und den Dom.
Der Weg geht neben der Straße weiter und vereint sich an der Drehbrücke mit dem Weg entlang des Schokoladenmuseums.


Punkt 4: Schokoladenmuseum
Sehenswert sind das Sportmuseum und das Schokoladenmuseum. Beide Museen sind weitestgehend barrierefrei. Lediglich die Dachterrassen sind für Rollstuhlfahrer nicht zu erreichen. Auch die kleinere frei zugängliche Terrasse neben dem Museum ist nur über Treppen zu erreichen. Hier stand lange Zeit ein Riesenrad, das noch auf einigen Fotos zu sehen ist.
Über die Drehbrücke geht es weiter.
Die folgenden Fotos beschreiben den Weg hinter das Museum mit einem Blick auf den Rhein.



Punkt 5: Umleitung
Aktuell (Stand 2024) wird die Rheinpromenade in der Kölner Altstadt erneuert. Unter der Deutzer Brücke geht es nicht weiter. Das Baustellenmanagement von Köln ist nicht unbedingt das beste, was die Einrichtung von Baustellen betrifft, die jeder nutzen muss.
Auf der obigen Karte ist der Weg eingezeichnet, den Rollstuhlfahrer nehmen sollten. Es ist im Tunnel zwar ein Fahrradweg (unbedingt unten auf dem Radweg bleiben und nicht den Fußweg nehmen), aber nur hier gelangt man ohne größere Hindernisse zum Heumarkt.


Punkt 6: Heumarkt
Dies ist das Ende der Route. Der Heumarkt selbst ist wie weite Teile der Altstadt mit Kopfsteinpflaster versehen. Die Altstadt kann nur erkundet werden, wenn unterschiedliche Arten von Kopfsteinpflaster gemeistert werden können. Dies wird allerdings in einem Folgebeitrag gezeigt werden.
Die Übersicht zu weiteren barrierefreien Fototouren befindet sich aktuell noch im Aufbau.

Schon seit Anbeginn des Internets pflegte Eng einen Blog. Und weil es ihm Spaß macht, seine Erfahrungen zu teilen, sind es immer Mischblogs, so wie dieser hier.
Seitdem seine neuromuskuläre Erkrankung einen deutlich größeren Einfluss auf sein Leben hat, befinden sich neben den Beiträgen zur Fotografie, Aquaristik, Reisen, Verbraucherschutz und Technik auch Beiträge zu Gesundheitsthemen auf diesem Blog.
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