Meine Hilfsmittel: Die App zum e‑motion Zusatzantrieb von Alber

Mit diesem Beitrag stelle ich die App zum e‑Motion (M25) der Fir­ma Alber vor. Den Antrieb selb­st, habe ich in einem sep­a­rat­en Beitrag gezeigt.

Mit der App der Fir­ma Alber erhält der Anwen­der ein paar Zusatz­funk­tio­nen.

Anstelle der (option­al) mit­geliefer­ten Fernbe­di­enung, kann der Nutzer die Funk­tio­nen des Zusatzantriebs via App nutzen. Diese App gibt es sowohl für iOS als auch für Android. Nutzer von Geräten mit anderen Betrieb­ssys­te­men guck­en in die Röhre (allerd­ings sind diese Smart­phone nicht wirk­lich weit ver­bre­it­et, weshalb diese Entschei­dung nachvol­lziehbar ist).

Eines direkt vor­ab: Um alle Funk­tio­nen der App nutzen zu kön­nen, müssen diese via In-App-Kauf aktiviert wer­den. Sage und schreibe 299 Euro (der Preis vari­iert bis hin zu 330 Euro) möchte Alber für die Freis­chal­tung aller Funk­tio­nen haben. Nachteil: Diese Kosten muss der Nutzer in jedem Fall selb­st tra­gen, denn die Krankenkasse zahlt oft­mals nur Hil­f­s­mit­tel die im Hil­f­s­mit­telkat­a­log aufge­führt sind. Dass diese App von der Krankenkasse finanziert wurde, habe ich bish­er noch nicht gehört.

Einige wenige Funk­tio­nen sind in der kosten­freien Vari­ante enthal­ten. Dazu zählen z.B. die Anzeige des Akku­lade­stands und die Auswahl des Fahrpro­fils. Alle weit­eren Funk­tio­nen müssen via in-App Kauf freigeschal­tet wer­den. Nachteil: Stimmt irgen­det­was mit der Funk­tion der App nicht, ist nicht mehr das San­ität­shaus zuständig, son­dern Alber. Ist die Fehlerur­sache unklar, muss der Nutzer sich darum küm­mern.

Zwei sehr häu­fig gewählte Funk­tio­nen der App, näm­lich die Änderung des Unter­stützungsmodus und die Aktivierung der Rück­rol­lverzögerung möchte sich Alber mit 100 Euro vergüten lassen. Eine sehr bedauer­liche Wahl, dass aus­gerech­net diese Funk­tio­nen nochmals Geld kosten, denn während andere Funk­tio­nen als Gim­mick ange­se­hen wer­den kön­nen, so wer­den diese Funk­tio­nen schon oft genutzt.

Die App muss der Anwen­der pri­vat kaufen. Demzu­folge muss sich der Anwen­der bei Prob­le­men direkt an die Fir­ma Alber wen­den und auch eventuell anfal­l­ende Kosten selb­st tra­gen.

Wer in die App Stores von Apple und Google schaut, sieht, dass die Nutzer größ­ten­teils sehr unzufrieden mit der App sind. Was sind die Prob­leme, die sich vor allem im All­t­ag äußern?

Was bietet die App in der kostenfreien Version?

Im Cock­pit wird der Akku­ladezu­s­tand angezeigt, die aktuelle Geschwindigkeit bzw. die Gesamt­strecke und es wird das Fahrpro­fil, die Unter­stützungsstufe und die aktivierte Rück­rol­lverzögerung angezeigt. In der App kann lediglich das Fahrpro­fil geän­dert wer­den. Die anderen Funk­tio­nen kön­nen in den kosten­freien Ver­sion nicht umgestellt wer­den.

Die Fahrpro­file sind sehr span­nend und es ist sehr rat­sam, wenn der Anwen­der diese mal austestet. Es gibt die Pro­file Stan­dard, Sen­si­tiv, Soft und Aktiv. Hat man eines für sich als passend gefun­den, wird man es ver­mut­lich nicht mehr ändern. Inwieweit die Pro­file den Fahrer unter­stützen, wird angezeigt, wenn bei der Auswahl des Pro­fils, auf das i im kleinen run­den Kreis getippt wird.

Dadurch, dass meine Hand- und Arm­funk­tion mit­be­trof­fen sind, nutze ich das Pro­fil Sen­si­tiv.

TIPP: Wenn die Räder getauscht wer­den, dann muss die App neuin­stal­liert und die Käufe wieder­hergestellt wer­den. Manch­mal muss beim neuen Ein­richt­en die App ein paar Mal geschlossen wer­den, damit sie wieder ord­nungs­gemäß funk­tion­iert.

Der Cruise Modus

Es klingt recht nett. Bei aktiviertem Cruise Modus braucht der Rol­li­fahrer lediglich eine gewisse Geschwindigkeit erre­ichen und der Roll­stuhl fährt von allein. Klingt nach einem hil­fre­ichen Fea­ture, wenn einem die Kraft z.B. nach einem anstren­gen­den Tag gän­zlich ver­lässt.

Hin­der­nis 1: Der Cruise Mode hat­te sich nicht aktiviert. Obwohl die App ein­satzbere­it und der Modus dort freigeschal­tet war, tat sich ein­fach nichts. Im Dash­board wurde hinge­gen die aktuelle Geschwindigkeit angezeigt. Der Kun­denser­vice von Alber war recht rat­los und kon­nte lediglich anbi­eten, dass die Räder eingeschickt wer­den. Da die App-Funk­tion­al­ität aber pri­vat läuft und nicht über das San­ität­shaus, ist hier die Ersatzver­sorgung schwierig bis unmöglich.

Es kam aber der Zufall zu Hil­fe. Die Räder wur­den wegen ein­er Fehler­suche von links nach rechts gewech­selt und plöt­zlich funk­tion­ierte der Modus. Der Grund war nicht ersichtlich. Das war allerd­ings noch vor dem Ser­vice, denn später musste ich die Räder aus einem anderen Grund ein­schick­en.

Hin­der­nis 2: In Köln gibt es sehr viele abge­senk­te Bor­d­steine. Allerd­ings mit dem Nachteil, dass der Bürg­er­steig in Rich­tung Straße abfällt. Was beim Kinder­wa­gen kaum auf­fällt, wird beim Roll­stuhl fahren schnell offen­sichtlich. Der Roll­stuhl wen­det sich der Straße zu. Der e‑Motion erken­nt nicht, ob der Roll­stuhl ger­adeaus fährt oder nicht und so dreht sich der Roll­stuhl (abhängig vom Gefälle) immer in Rich­tung Straße. Sehr unan­genehm. Dies macht der Roll­stuhl auch schon bei leichtem Gefälle.

Hin­der­nis 3: Bei leichtem Gefälle kann der Roll­stuhlfahrer noch durch Abbrem­sen eines Rads ent­ge­gen­wirken. Bei einem etwas stärk­eren Gefälle muss das Rad etwas stärk­er abge­bremst wer­den. Dies hat aber zur Folge, dass der Roll­stuhl eine Voll­brem­sung macht. Ist der Roll­stuhlfahrer etwas insta­bil, beste­ht hier die Gefahr, dass er nach vornüber­fliegt. Ja, die Räder kön­nen sehr wirk­sam brem­sen und haben es auch gemacht.

Hin­der­nis 4: Wer mutig ist und die Geschwindigkeit­ser­höhung auf 8 km/h aktiviert, poten­ziert die Prob­lematik, die im vorigen Abschnitt beschrieben wurde.

Faz­it zum Cruise Mode: Auf ger­ad­er Strecke mag der Cruise Mode hil­fre­ich sein. Aber vielerorts gibt es solch ger­aden Wege ein­fach nicht und es ist schwierig den Roll­stuhl in der Spur zu hal­ten. Dass die Räder eine der­ar­tige Voll­brem­sung hin­le­gen, wenn eine Seite abge­bremst wird, ist in meinen Augen rel­a­tiv gefährlich. Wäre mein Oberkör­p­er insta­bil­er gewe­sen, hätte es mich nicht im Roll­stuhl gehal­ten.

Fernbedienung

Mit dieser Funk­tion wird die Fernbe­di­enung erset­zt. Die Räder kön­nen übri­gens nur mit einem von bei­dem ver­bun­den sein: Entwed­er App oder Fernbe­di­enung.

Die Räder kön­nen auch über die App ein- und aus­geschal­tet wer­den, was dann prak­tisch ist, wenn man den Roll­stuhl fern­s­teuern möchte. Dann kann man die Räder aktivieren und den Roll­stuhl zu sich hin­fahren. Allerd­ings ist diese Funk­tion mit Vor­sicht zu genießen, denn sie frisst einiges an Akku-Kapaz­ität.

Deut­lich öfter wird der Anwen­der den Assist Lev­el ändern bzw. die Rück­rol­lverzögerung ein- bzw. auss­chal­ten.

Weitere Funktionen

Was ich weniger genutzt habe sind die Funk­tio­nen “Meine Touren”. Für eine Aufze­ich­nung von Touren kann man sehr gut Apps nutzen, die auch Fahrrad­fahrer nutzen, um Touren aufzuze­ich­nen. Für die 40 Euro, die Alber haben möchte, bekommt man schon gute Apps.

Die bar­ri­ere­freie Nav­i­ga­tion easy­navi funk­tion­iert lei­der über­haupt nicht, weil die App natür­lich nicht weiß, wo z.B. Bor­d­steine abge­senkt sind und wo nicht oder wo sich andere Hin­dernisse befind­en.

Mit der Speed-Option kann die Geschwindigkeit von 6 km/h auf 8,5 km/h im Cruise-Mode erhöht wer­den. Diese Option funk­tion­iert also auch nur in diesem Modus.

Alber möchte sich auch bezahlen lassen, dass die Anzahl der Schübe mit­gezählt wird. Auch wenn es nur 10 Euro sind, so gehört diese Option in den Funk­tion­sum­fang der freien Ver­sion.

Weitere Funktionen

Alber bietet an, die App in ihrem vollen Umfang vor dem Kauf zu testen. Für gewöhn­lich beträgt der Testzeitraum einen Monat. Danach muss sich der Anwen­der entschei­den, welche Funk­tion­al­ität er möchte.

Mein Tipp: Diese Freis­chal­tung der App sollte der Anwen­der erst dann machen, wenn er sich mit seinem neuen Gefährt ver­traut gemacht hat und wenn er in den näch­sten Tagen auch die Zeit hat, die unter­schiedlichen Funk­tio­nen zu testen.

Welche Funk­tio­nen einem schlussendlich zusagen oder nicht, muss natür­lich jed­er für sich selb­st entschei­den. Jed­er benötigt in seinem All­t­ag unter­schiedliche Unter­stützun­gen. Ich per­sön­lich kon­nte nur im der ECS-Funk­tion etwas anfan­gen (also mit dem Fernbe­di­enungser­satz).

Ich per­sön­lich finde, dass in der kosten­freien Ver­sion, mehr grundle­gende Funk­tio­nen enthal­ten sein müssten. Natür­lich kostet die Entwick­lung und Pflege Geld, was sich der Her­steller nicht immer von der Kasse zurück­holen kann, aber die 300 Euro empfinde ich als deut­lich zu hoch.

Auf diesem Blog find­en sich mit­tler­weile zahlre­iche Beiträge zum e‑motion. Fol­gende Bilder führen zu den jew­eili­gen Beiträ­gen.

alber-emotion-standard
Vorstel­lung des e‑motion
alber-app-02
Die App zum e‑motion
Alber_emotion_m25
Erste Erfahrun­gen
alber_speichenbruch
Spe­ichen­bruch
Alber_emotion_speichenschluessel
Pflege des e‑motion
winter-schnee
Bei Schnee und Eis
lufthansa_1920
Mit dem e‑motion fliegen

Es heißt, wer mit ein­er chro­nis­chen sel­te­nen neu­ro­muskulären Erkrankung lebt, muss für diese selb­st zum Experten wer­den. Es gibt aber auch viele Über­schnei­dun­gen zu anderen Erkrankun­gen, weshalb ich alle Beiträge, die im Zusam­men­hang mit mein­er Erkrankung ent­standen, auf ein­er eige­nen Seite zusam­mengestellt habe. Dort beschreibe ich nicht nur den Weg zur Diag­nose und wie sich die CMT äußert, son­dern auch, wie ein Schwer­be­hin­der­tenantrag beantragt wird, welche Stolper­steine der All­t­ag und die Beruf­swelt für behin­derte Men­schen bere­i­thält und ich gehe das ganz große The­ma Hil­f­s­mit­tel an. Wie finde ich das passende Hil­f­s­mit­tel und wie beantrage ich es?

Zu mein­er Über­sicht.

2 Kommentare

  1. Hal­lo, habe bei­de Berichte von dir gele­sen und finde es toll wie gut du alles beschrieben hast. Ich selb­st habe seit kurzem auch einen neuen Roll­stuhl mit diesem Hil­f­santrieb. Allerd­ings hat­te ich das Mod­el mit dem Duo Dri­ve bekom­men. Mit der App gibt es ein Probe­monat und das habe ich auch mal test­weise aktiviert.

    Der Cruise Modus ist schon krass, wie der abbremst. Der legt hier schon eine Not­brem­sung ab, sodass man gut im Roll­stuhl sitzen sollte. Mit dem Duo Dri­ve ist der Hil­f­santrieb aber spursta­bil­er und lässt sich bess­er lenken. Das trifft auch auf abge­senk­te Gehwege zu, sodass durch ein­seit­iges Abbrem­sen der Roll­stuhl gut in der Spur gehal­ten wer­den kann. Je nach Abschrä­gung der Gehweg muss ggf. die Geschwindigkeit angepasst wer­den.

    Der Duo-Dri­ve bremst nicht gut ab, der legt auch keine Not­brem­sung ein. Hier muss das Bedi­en­teil zunächst durch einen Klick gedrückt wer­den, damit der Duo-Dri­ve nicht mehr aktiv ist und erst dann wird über die Antrieb­sräder eine brem­sende Wirkung mit dem Hil­f­santrieb mit aus­geübt. Ohne Abschal­ten am Bedi­en­teil lässt sich der Roll­stuhl auch manuell abbrem­sen, aber da habe ich bere­its Prob­leme und ich habe noch volle Kraft in Hände und Arme.

    Die Sen­si­bil­ität lässt sich aber über die Ein­stel­lun­gen über die Räder etwas reduzieren oder erhöhen. Zumin­d­est kann ich hier einen Unter­schied merken. Ich habe damit aber noch nicht meine per­fek­te Ein­stel­lung gefun­den. Denn ich habe manch­mal das Prob­lem, dass ich im manuellem Betrieb zick­za­ck fahre, da die Räder unter­schiedlich stark beschle­u­ni­gen. Entwed­er reagieren die Räder etwas unter­schiedlich sen­si­bel oder ich übe rechts mehr Kraft aus. Denn mit meinem linken Arm kann ich etwas weniger Kraft auf­brin­gen, als mit rechts. Gegebe­nen­falls muss ich mal rechts die Sen­si­bil­ität etwas reduziert und links etwas erhöhen.

    Muss da noch etwas Üben, da ich diesen neuen Roll­stuhl mit dem E‑Motion erst seit einem knap­pen Monat habe.

    1. Hal­lo Gero,

      vie­len Dank für Deine Erfahrun­gen. Inter­es­sant, wie der Duo Dri­ve teils bess­er auf die Gegeben­heit­en der Stadt reagiert. So oder so hil­ft es viel, wenn Du viel unter­wegs bist. Im Laufe der Zeit bekommst Du dann auch ein Gefühl dafür, wie der Roll­stuhl in den unter­schiedlichen Sit­u­a­tio­nen reagiert. Und Du bekommst her­aus, was Du bess­er mei­dest.

      Viel Erfolg & Kölle Alaaf

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