Mythos Lebensmittelverschwendung

Es gibt mitt­ler­wei­le zahl­rei­che Initia­ti­ven, die das Bewusst­sein für wer­ti­ge Lebens­mit­tel stär­ken sol­len. Grund­sätz­lich ein guter Gedan­ke, gilt Deutsch­land als “Lebens­mit­tel­ramschland”. Oft­mals gilt das Mot­to haupt­sa­che satt und bil­lig. Ledig­lich die Aus­sa­ge, dass die Deut­schen vie­le Lebens­mit­tel unnö­ti­ger­wei­se weg­wer­fen, stört mich wei­ter­hin. Auch wenn die Daten­la­ge etwas bes­ser gewor­den ist.

In einem älte­ren Bei­trag habe ich die Stu­di­en durch­fors­tet, die den Aus­sa­gen der Pres­se zugrun­de lie­gen und muss­te fest­stel­len, dass dort der­art pau­scha­li­siert wur­de, dass die Aus­sa­ge im Grun­de genom­men kei­ner­lei Basis hat. Mitt­ler­wei­le gibt es neue­re Stu­di­en, die ein wenig dif­fe­ren­tier­ter auf die weg­ge­wor­fe­nen Lebens­mit­tel schau­en. Als Bei­spiel nen­ne ich die Stu­die der GFK, die an 80 bay­ri­schen Haus­hal­ten die Ent­sor­gung von Lebens­mit­teln unter­sucht hat (der Down­load ist aktu­ell über die Sei­te “Wir ret­ten Lebens­mit­tel” mög­lich).

Im Fazit die­ser Stu­die wer­den die Zah­len zusam­men­ge­fasst. Zwei Kern­aus­sa­gen lau­ten:

  • “Die Pri­vat­haus­hal­te in Bay­ern wer­fen rund 0,6 Mil­lio­nen Ton­nen Lebens­mit­tel (inkl. Geträn­ke) pro Jahr weg, das sind mehr als 103 kg pro Haus­halt.”
  • “Vie­les was weg­ge­wor­fen wird, kann man nicht ver­zeh­ren (Scha­len, Ker­ne, Kno­chen..). Doch die­se “unver­meid­ba­ren” Essens­ab­fäl­le machen nur 58% des Gesamt­auf­kom­mens aus, ergo 42% lan­det in der Ton­ne, obwohl dies ver­meid­bar, gewe­sen wäre.”

Ich per­sön­lich fin­de es ein­fach unan­ge­bracht, unter Lebens­mit­tel­ver­schwen­dung auch die “Bio-Abfäl­le” zu zäh­len, die nicht genieß­bar sind.

Ich weiß nicht, war­um Pres­se und Poli­tik der­art viel Ener­gie in die­se The­ma­tik ste­cken, wo die Sach­la­ge der­art dürf­tig ist.

Gemäßigte Zahlen

Die Zah­len lie­gen etwas unter­halb des Bun­des­durch­schnitts. Wor­auf ich aller­dings hin­wei­sen möch­te, ist der Umstand, dass im Grun­de genom­men ledig­lich 0,25 Mio t bzw. 43 kg pro Jahr und Haus­halt weg­ge­wor­fen wer­den. Die­se Zahl hört sich deut­lich ver­nünf­ti­ger an.

Inner­halb die­ser 43 kg befin­den sich dann auch die Men­gen, die zu viel gekocht wer­den, zu viel gekauft wur­den und ver­dor­ben sind und deren Min­dest­halt­bar­keit abge­lau­fen sind. Letz­te­res, näm­lich ein abge­lau­fe­nes MHD, schlägt inner­halb der Stu­die ledig­lich mit 6% der weg­ge­wor­fe­nen Men­ge zu Buche. Dies bestä­tigt, dass der Deut­sche eben nicht ein­fach blind nach Halt­bar­keit Lebens­mit­tel ent­sorgt, so wie es die Pres­se und die zahl­rei­chen Initia­ti­ven sug­ge­ri­en.

Wertschätzung von Lebensmitteln

Am Ende der GFK-Stu­die schrei­ben die Autoren etwas über die Wert­schät­zung von Lebens­mit­teln, die über den ein­fa­chen Weg­werf­ge­dan­ken hin­aus­geht, wes­we­gen ich die­se hier zitie­ren möch­te:

Doch wer prägt die­se Wert­schät­zung?

  • Der Lebens­mit­tel­ein­zel­han­del der die Lebens­mit­tel zwar liebt, sie aber dann aus Wett­be­werbs­grün­den “ver­ramscht”?
  • Die Ernäh­rungs­in­dus­trie, die wenig, objek­ti­ve Merk­ma­le für gute Qua­li­tät her­aus­gibt (um bei den Inhalts­stof­fen fle­xi­bel zu sein?)
  • Der Ver­brau­cher – den das alles nicht inter­es­siert – Haupt­sa­che satt und bil­lig oder ein­fach und schnell. Oder der für das Geld, das er bei Lebens­mit­teln spart lie­ber eine Smart­watch kauft, um über sei­ne Fit­ness im Bil­de zu sein?

 

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