Die Personen, deren Erfahrungen hier einfließen, sind sowohl bei Xing als auch bei LinkedIn aktiv und erhalten in beiden Netzwerken regelmäßig Anfragen von Headhuntern oder Talent-Scouts (solange sie in begehrten Berufen tätig sind). In beiden Netzwerken gibt es keine Möglichkeit, im Profil anzugeben, dass man auf die Nutzung eines Rollstuhls angewiesen ist. Bevor der Bewerbungsprozess überhaupt erst startet, muss dieser Aspekt geklärt werden. Denn was nützt es, wenn es zum ersten Vorstellungsgespräch kommt und der potentielle neue Arbeitgeber fällt aus allen Wolken, weil er sich plötzlich einem Rollstuhlfahrer gegenüber sieht. Und man darf gerne Realist sein und erkennen, dass es sehr viele Jobs gibt, die für Rollstuhlfahrer nicht geeignet sind.
Was passiert, wenn die suchende Person erfährt, dass sich hinter dem angefragten Profil ein Schwerbehinderter verbirgt? Es gibt folgende Möglichkeiten:
- Derjenige, der den Schwerbehinderten angesprochen hat, meldet sich gar nicht mehr. Eine sehr unhöfliche Variante.
- Derjenige, der den Schwerbehinderten angesprochen hat, gibt eine kurze Info, dass die Stelle nicht barrierefrei ist.
- Die Bewerber erhalten eine überschwängliche Mitteilung, dass Barrierefreiheit heutzutage doch überhaupt kein Problem sei und erhalten einige Tage später die Absage, weil der Werbende vom Kunden erfahren hat, dass die Stelle nicht barrierefrei ist.
- Sehr, sehr selten erhalten Bewerber das Feedback, dass die Stelle barrierefrei ist. Eine nicht repräsentative Schätzung ergibt einen Anteil von 1-5% der angebotenen Positionen, die für einen Schwerbehinderten infrage kommen. Eine Absage gibt es dann dennoch. Der Grund ist wie bei allen anderen Bewerbern (denen abgesagt wird) nicht ersichtlich.
Wer sich direkt auf eine Position bewirbt, erhält für gewöhnlich eine Standard-Absage, auch wenn im Bewerbungsprozess eine Schwerbehinderung erfasst und dem Bewerber mitgeteilt wird, dass sich ein HR-Mitarbeiter vorab nochmals kontaktieren würde, um die Schwerbehinderung besser erfassen zu können (eben weil nicht alle Positionen für Schwerbehinderte geeignet sind). Natürlich meldet sich keiner und die Absage trudelt ohne Gespräch ein. Vor allem bei Großkonzernen ist dieses Verhalten zu beobachten.
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